5. April 2019 – Rosa Wein und blaues Wunder

Ich beginne mit dem blauen Wunder: „Fahr- und leichtsinnigerweise habe ich……….“. Gell, das liest sich flüssig und auch die automatische Rechtschreibkontrolle von Word schlägt nicht an!?! Man stutzt aber dann doch, die Wörter sind einfach falsch zusammengesetzt und holprig gedacht. Genau wie man nicht Außengewinde von Schlauchansatzstutzen aus billigem Hartplastik, selbst wenn sich diese an Markengeräten befinden, mit messerscharfen Überwurfmuttern aus Messing zusammenbringen sollte, sollte man eigentlich auch nicht „fahrlässig“ und „leichtsinnig“ zu „fahr- und leichtsinnigerweise“ zusammenstauchen. Aber wie es halt so kommt: „Fahr- und leichtsinnigerweise“ habe ich angenommen und entschieden, dass unsere alte Brunnenpumpe kaputt ist und durch ein sündhaft teures Luxusprodukt ersetzt werden muss, damit endlich Ruhe ist. Und dass der Austausch in einer knappen Stunde erledigt ist, wenn man vorher nur alles gut durchdacht hat und die passenden Teile bereit liegen. Die erwähnten scharfen Messingmuttern hatte uns übrigens der Fachverkäufer von OBI Szekszárd zusammengestellt, nachdem er die Fotos von der alten Installation genau studiert hatte.

Ich mache es kurz: auch nach 2 Tagen lief noch kein Wasser durch die neue Pumpe und aus dem Hahn, dafür waren die besagten Schlauchansatzstutzen als Plastik durch mehrfaches An- und Abschrauben der Messingmutter schon ordentlich ramponiert. Da es irgendwie nicht funktionieren wollte, entschlossen wir uns, die neue Pumpe innerhalb der bedingungslosen 3-tägigen Rückgabefrist zurückzugeben, BEVOR auch der Kundendienst am OBI-Eingang hätte sehen können müssen, dass das Gerät nun schon doch benutzt worden war und man es so nicht einfach ins Regal zurückstellen kann. Sie haben es nicht gesehen, uff. Gut, wir haben einen Abend lang daran rumgewienert…

Was jetzt pumpt? Natürlich die alte Pumpe. Einfach um zu sehen, was Sache ist, haben wir mehrfach abwechselnd die neue und alte Pumpe angeschlossen und irgendwann kam Wasser aus dem alten Gerät. Was zwischen den ersten Überlegungen und dieser glücklichen Fügung geschah, war reichlich filmreif. Ich verzichte auf Details und vertraue auf die Phantasie der Leser, Verlauf und Inhalt des Loriot-Sketches „Das Bild hängt schief“ auf die Installation einer Brunnenpumpe zu übertragen. Viel Vergnügen.

Jetzt zum rosa Wunder und den anderen 2018-er Weinen im Keller: Der Róse hat sich vollständig von selbst geklärt und schmeckt einfach gut.

Man könnte über Kleinigkeiten sprechen und streiten, aber sicher ist es der beste helle Wein, den wir je gemacht haben. Da jetzt kaum noch etwas daran gemacht werden kann, wir ihn übers Jahr wegtrinken wollen und nicht im angebrochen Glasballon stehen lassen können, haben wir die verbliebene Menge in kleinere Kunststoffschläuche mit Zapfhähnchen gefüllt, wie man sie auch aus dem Handel kennt: 1 x 5 Liter, 3 x 3 Liter. Dazu eine 1,5-Liter Petflasche und 1 Liter nicht so glasklaren, sondern „naturtrüben“ Rest aus dem unteren Teil des Gefäßes zum Gleichtrinken.

Im Grunde haben wir damit zusammen mit den 2 Litern, die wir schon in den vergangenen Tagen weggeschlotzt haben, am Ende nur runde 17 Liter fertigen Rosé aus den am 12. September 2018 angesetzten 26 Litern Most gewonnen. Das zeigt zweierlei: der Verlust beim mehrfachen Abziehen und Umfüllen, evtl. noch beim Filtern, durch verworfene Trubanteile oder in Schläuchen verbleibende Resten ist insbesondere bei unseren Kleinmengen erheblich. Und der Winzer probiert gerne immer mal wieder.

Die 2018-er Rotwein-Tranchen in den beiden Fässern und dem Glasballon haben wir nur neugierhalber verkostet, fassen sie aber jetzt erst einmal bis wenigstens Mai nicht an. Lediglich die Gefäße füllen wir mit ein wenig Wein aus einem anderen Jahrgang auf. Es ist bei Temperaturen von derzeit 8 Grad im Keller nur wenig verdunstet und wir haben nur schluckweise probiert. Erwartungsgemäß schmecken die 3 Tranchen deutlich unterschiedlich. Aber anders als erwartet schmeckt uns der Wein aus dem Glasballon derzeit fast am Besten. Der Wein aus dem bereits vorher zweimal gebrauchten Fass hat zwar einen angenehmen Barrique-Ton, ist aber etwas flacher. Der Wein aus dem ganz neuen Fass schmeckt irgendwie noch „grün“, holzig, harzig. In jedem Fall derzeit und im Vergleich zu den beiden anderen am uninteressantesten. Das wird sich aber (hoffentlich) im Laufe des Jahres noch deutlich verändern. Ob wir am Ende die 3 Varianten getrennt abfüllen oder alles zusammenschütten, werden wir im September/Oktober entscheiden. Getrennte Abfüllung würde fast dreifache Arbeit bedeuten und lohnt sich nur wenn die Einzelpartien für sich markant unterschiedlich sind und auch alle alleine gut schmecken. Sonst gibt es 2018 nur einen vermischten Einheitswein.

Damit ist der 2018-er für den Moment versorgt. Vor dem Abfüllen im Herbst ist im Jahresverlauf nur gelegentlich zu entscheiden, ob nachgeschwefelt werden muss.

Berichtet sei noch, dass die Weinstöcke, an denen der 2019-er hängen wird, noch nicht einmal ausgetrieben haben. Die noch vollständig geschlossenen Knospen hat der Nachbar vor 2 Wochen schon einmal mit Kupfer und Schwefel abgespritzt, als er auch seinen Weingarten versorgte. Uns ist damit die Austriebsspritzung, von der der Beitrag vom 4. April 2018 berichtete, erspart geblieben, die wir so wenig lieben wie auch sonst die Spritzerei.

Wir melden uns wieder Anfang Mai.

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