Welche Rebsorte baut Ihr an?

Monarch! Wir haben uns für diese rote Sorte entschieden, weil sie im Vergleich zu anderen Rebsorten spät reif wird und deutlich weniger empfindlich gegen Pilzbefall ist,  also gegen Mehltau, Falschen Mehltau und was sonst so die Winzer um den Schlaf bringt. Bei so genannten „Resistenzzüchtungen“ oder „PIWI-Sorten“ (PIWI = pilzwiderstandsfähig) wird die Pilzunempfindlichkeit unterschiedlicher Mutter- und Vaterpflanzen mit den Ertrags- und Geschmackseigenschaften anderer  Sorten kombiniert. Dies geschieht durch Kreuzung und Selektion, nicht durch Gentechnik.  Im konkreten Fall wurde 1988 die weiße PIWI-Sorte „Solaris“ mit dem allseits bekannten „Dornfelder“ gekreuzt. Die entstandene neue Sorte bekam den  Namen „Monarch“.

Alle wichtigen Informationen zum Monarch sind in der sehenswerten „Traubenshow“ auf dem Informationsportal zur Rebveredelung der Antes Weinbauservie GmbH, Heppenheim/Bergstraße, nachzuschlagen, bei wir unsere Pflanzen gekauft haben: http://www.traubenshow.de/informationen-zu-rebsorten/ertragsrebsorten-auswahl-in-deutschland-a-z/236-m/monarch,

Für uns wichtig: die späte Reife und die Pilztoleranz. Im oft heißen ungarischen Sommer werden manche weißen Sorten bereits Ende August reif, kurz darauf auch die ersten roten. Ein Rotwein gehört aber irgendwie in den Herbst. Von den klassischen Sorten werden in Europa die meisten im Oktober reif. Unseren Monarch haben wir bislang immer gegen Ende September geerntet, Mitte Oktober ist er im Fass.

Die Pilztoleranz erspart uns über das Jahr viele Arbeitsgänge und verringert den Einsatz von Spritzmitteln. Der Aufwand liegt bei 10-20% dessen was bei konventioneller Sorten (Sauvignon, Merlot, Portugieser, Kadarka u.v.a.) üblich ist, also bei 2 bis 3 Spritzungen im Jahr statt 10 bis 15.

Jahrgangsunterschiedlich liefert der Monarch alles Denkbare zwischen einem stoffig-schwarzen und dichten Wein bis zu einer etwas helleren und leichteren Variante, die entfernt an Spätburgunder erinnert. Die Unterschiede bei den Jahrgängen sind markant, aber alle profitieren von der meist einjährigen Einlagerung in neue oder wenig gebrauchte getoastete Eichenfässer („Barrique“). Monarch lässt sich sehr vorteilhaft mit Merlot zu einem Cuvée kombinieren.

Unser Monarch steht auf der so genannten „Unterlagsrebe“ SO4. Wurzelunterlagen sind im Weinbau – ähnlich wie bei Rosen – ein wichtiges, teils sogar existentielles Thema, s. den angegebenen Link. SO4 ist möglicherweise für das starke und schnelle Pflanzenwachstum unserer Stöcke verantwortlich und evtl. für unsere Bedingungen nicht ganz geeignet (s.a. Beitrag vom 13.5.2018). Wir hatten aber keine andere Wahl, es gab die Setzlinge nur mit diesen Wurzeln.

Gelegentlich probieren wir uns an der Herstellung von Weißweinen aus in der Gegend gekauften Trauben. Das stellt sich aber – auch entgegen unserer eigenen ursprünglichen Vorstellungen – als ungleich anspruchsvoller dar als die Herstellung von Rotwein. Moderner Weißwein wie wir ihn alle aus dem Supermarktregal kennen und vor allem auch gewohnt sind ist fast ein lebensmitteltechnologisches Hightech-Produkt (Filtration, Temperaturkontrolle in allen Phasen der Vinifizierung, Fehlerbeseitigung usf.). Das ist schwer in kleinem Maßstab  nachzubasteln. Rotwein ist dagegen per se im Herstellungsprozess näher an der ursprünglichen Form der Weinherstellung. Normalerweise wird nicht so viel dran rumgefrickelt wie bei Weißwein.