4. April 2018 – Ritter der Schwefelrunde

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Jetzt duftet der Hobbywinzer wie ein pubertierendes Mädchen, das sich voller Panik mit schwefelhaltiger Pickel-Creme eingerieben hat. Sagen wir Dermasulf oder Sulfoderm oder was es da alles gibt. Im Weinbau braucht der Nicht-Demeter-Aktivist keine Akne zu fürchten, er ist praktisch ständig in Kontakt mit irgendeiner Art Schwefelverbindung: sei es beim Pflanzenschutz, bei der Reinigung von Geräten oder dem Schutz des fertigen Weines vor frühzeitiger Alterung durch Oxidation in der Flasche.

Heute also Akne-Vorsorge der Kategorie Pflanzenschutz:  zusammen mit reinem Schwefel in einer öligen Emulsion eingebundenes Kupfer(II)-hydroxid wird mit viel Wasser verdünnt und mit einer Spritze fein auf die Augen, die späteren Knospen, und das nackte Rebholz gesprüht. Über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme hatte ich mich ja schon im vorigen Artikel geäußert, lassen wir es heute bei den Fakten: es genügen für unseren Weingarten im jetzigen Nacktzustand etwa 8 Liter Spritzflüssigkeit und das „kleine Besteck“, also so etwas wie die allseits bekannte Gartenspritze „Gloria 5 Comfort“. Die große schwere Spritze, die man sich auf den Rücken schnallt, wird Gott sei Dank erst später gebraucht, wenn das Mehrfache an Sprühflüssigkeit am dann üppig wuchernden Blattwerk hängen bleiben soll.

Gleichwohl ist diese ganze Spritzerei das was am wenigstens Spaß macht bei der ganzen Sache. Übervorsichtig wird mit Mund-, Nasen-, Augenschutz gearbeitet. Ein altes gelbes Regencape dient seit Jahren als Überhang. Die Gummihandschuhe haben trotzdem wundersamerweise immer wieder Löcher, so ganz kontaktlos geht es also nie. Das Reinigen der Gerätschaft nach Gebrauch ist lästig, zu schweigen von der Frage wohin mit dem Waschwasser. Hier jetzt also bitte 5 Sekunden schweigen: 21, 22, 23, 24, 25. Und schon ist das Wasser weg.

Und wie gesagt: wenn die Pelerine nicht dicht hält, riechen Winzer und Kleidung eine ganze Weile wie nach einer Akne-Kur. Und Fleeceshirts zum Beispiel geben das auch nach mehreren Waschgängen nicht wieder ab. Aber man gewöhnt sich und fühlt sich irgendwann auch wie ein Mitglied des Ordens der Ritter der Schwefelrunde.

Nebenher berichtet hat ein uns bekannter Dorfbewohner erfreulicherweise angeboten, den Weingarten zu hacken, sonst wäre der Boden so geblieben wie er ist. Leider musste er feststellen, dass da nichts mehr zu hacken ist, jetzt gräbt er um. Er wird 2-3 Tage brauchen.

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