Stunde Null

In ein, zwei Stunden geht es los.

So hat man sich das vorgestellt: Am Tag der Abreise fühlt sich der Reisende grippig und lustlos, würde am Liebsten im Bett bleiben, die Euphorie der letzten Trainingsfahrten verflogen, die liegen auch schon 10 Tage zurück. Das bereits gestern Abend probehalber vollständig auf das Rad geschnallte Gepäck macht aus der Gazelle gefühlt ein Nashorn auf Rädern (wie komme ich da überhaupt rauf?). Heute werden es 14 Kilo sein, morgen eine Weinflasche weniger, das Geschenk für den Gastgeber in Amorbach, wo ich wenn alles gut läuft, heute am Nachmittag einrolle, schiebe, keuche ….

Das sichere Gefühl, Tagesetappen von 80 bis 100 Kilometer locker absolvieren zu können, ist nach einer Woche Urlaub an der Côte d’Azur mit Baden im Meer und anschließender starker Erkältung samt tagelangem Verlust des Gehörs (alles verstopft) komplett verflogen.

Alle Pläne, alle Überlegungen – werden die aufgehen? Habe ich etwas übersehen, vergessen? Genug Unterhosen, ist alles richtig gepackt, komme ich schnell an das Regenzeug? Genug Geld dabei………… ??

So habe ich mir das nicht vorgestellt, aber da muss ich jetzt durch. Erst durch den Riederwald, dann Fechenheim und dann kommt das Mainufer….

Alles bekanntes Terrain, erst hinter Hanau beginnt das große Abenteuer.

In ein, zwei Stunden geht es los.

Mühlstein am Rad? Das Gepäck? Alles ganz leicht!

Uff, uff, puuuuh!

Nach endlosen Gedankenspielen heute erstmals das – allerdings noch unvollständige – Resultat auf die Waage gebracht: 8,7 kg.
Es werden also während der Reise um die 10 kg in insgesamt 3 Taschen am Gepäckträger hängen. (Auf dem Foto wirken die schwarzen Taschen schwerer. Das täuscht, sie sind nur fluffy gefüllt.)

draugepäckDa fehlen jetzt nämlich nur noch eine Überjacke, eine lange Hose, ein paar (hyperleichte) Schuhe und ein paar Kleinigkeiten aus der Körperpflege- und medizinischen Abteilung, die ich vorläufig noch so brauche.

Das lange Rumschnüffeln bei Globetrotter, McTrek und anderen einschlägigen Trendboutiquen für die zeitgemäße Freizeitgestaltung hat sich am Ende ausgezahlt. Wer hat schon ein Handtuch, das groß ausgeklappt nur 80 gr wiegt oder Hemden, die einem vorkommen wie Wattebäuschen und in zack Sekunden während des Nachtschlafs trocknen??? Man muss zwar schnell vergessen, dass man jetzt plötzlich Marken-Botschafter von Nordgesicht, Mammut und Hans Wolfshaut geworden ist und vollsynthetische Kleidungsstücke mit entsprechenden Bickerln trägt, aber praktisch und vor allem LEICHT ist das schon. Und was ich da erst alles gesehen und nicht gekauft habe ……!?!??!? Nicht nur Ausstattung und Überlebensmittel, von denen man nicht wusste, dass es sie gibt, sondern auch Leute, die  mannshohe Rucksäcke probetragen. Irre.

Rückfall-Szenarien

Nach einer nicht so erfreulichen 87 km-Runde (über die Saalburg) am 5. Mai und dann einigen doch wieder lockeren Ausflügen über 40-50 km, bleibt als Fazit, dass ich es unter Bedingungen und mit Vorkehrungen schaffen kann, aber wohl auch nur dann:

  1. Das Mantra lautet „langsam fahren“. Es nutzt kein Stundenschnitt von 20 km/Stunde über 4 Stunden, wenn ich abends tot ins Bett falle und anderntags völlig fix und foxi bin. Wie sagt Freund G., mit dem ich mich beriet? „Rasender, was fährst du denn für einen Geschwindigkeitsschnitt? Alles über 17km/h am Etappenende ist Verschwendung, wenns nicht gerade völlig flach zugeht.“
  2. Berge sind und bleiben wohl bis auf seltene Ausnahmen Gift. Ich will mich daher vorrangig auf das reine horizontale Rollgeschäft konzentrieren und habe mir vorsorglich für alle jetzt schon erkennbaren Berg- und Passfahrten Vermeidungsalternativen gesucht:
    • Das fängt gleich an bei Tag 2 (Amorbach/Odenwald bis Blaufelden/Hohenlohe). Lt. Planung kommen da rund 100 km zusammen, was ohnehin wegen des Auf-und-Ab-Profils der Etappe eng wird. Also spare ich mir die ersten 10 km und 300 m Höhenunterschied und nehme zwischen Amorbach und Walldürn die Regionalbahn. Die Fahr dauert 10 Minuten und kostet 3,90 Euro. Basta.
    • Eine zweite und dritte ungewisse rauf-runter-rauf-runter-Etappe zwischen Augsburg und Innsbruck umfahre ich großräumig und kompensiere das Mehr an Kilometern, indem ich von Augsburg mit der S-Bahn nach München „quere“ und dann dem Isartalradweg bis Mittenwald folge. Dort nehme ich die 2-stündig verkehrende Regionalbahn nach Innsbruck und fertig.
    • Innsbruck-Brenner mit der Bahn war ohnehin schon immer beinahe gesetzt.
    • Für alle dies gibt es für die in Frage kommenden Tage auch schon die Zugfahrpläne.
    • Verbleibt vorerst als einzige „Bergetappe“ die Strecke zwischen Franzensfeste und Toblach. Die geht dann einfach oder sie geht nicht. Wenn nicht, gibt es auch dort eine Bahn. Schön.

Danach kommen erst einmal ein paar hundert Kilometer Drauradweg BERGAB. Ungewiss wird es erst wieder nach Maribor gegen die kroatische Grenze hin. Aber da geht es nicht mehr um Steigungen, sondern um die Streckenführung überhaupt und ob es Radwege, Wegweiser oder Unterkünfte gibt. Die Kartenlage ist mau, …………

Und jetzt das Ganze mit der app

Erst mal schauen, wo die ganzen Funktionen sind. Gerade hat sich das Gerät komplett aufgehängt als ich auf einen Button drückte, von dem ich annahm damit könne man Bilder hochladen.
Jetzt sichere ich diesen Text erst einmal auf diesem Stand und versuche das mit den Fotos später.

Fortsetzung mit Versuch, Bilder zu laden: < speichern >

Zwischen dieser und der letzten Zeile hat sich das Gerät wiederum komplett aufgehängt, beim Versuch herauszufinden wie man Bilder lädt. Das wird wohl nix und ich bleibe auf auch dem Tablet bei der fummeligen Desktopversion. < speichern, bevor wieder alles einfriert >

Sinnfrei, Tablet verfällt in Tiefschlaf und „knackt“ vor sich hin. Die app vergessen wir jetzt erst einmal. < speichern >

Ernüchterung und Erkenntnisse

In der zweiten Aprilhälfte an 3 Tagen hintereinander weg jeweils 110, 90 und 75 km gefahren. Kassel-Frankfurt, mit Stop in Grebenhain im Vogelsberg.  Ich war vollkommen fertig und konnte mir nicht wirklich vorstellen, solche Strecken 5 oder 6 Tage hintereinander und nach einem Tag Pause ein weiteres mal 5 oder 6 Tage und dann noch einmal über 5 oder 6 Tage zu bewältigen.

Ein wenig dürfte von den Windverhältnissen abhängen und vom Gelände. Auf dem ersten Teilstück von Kassel nach Bad Hersfeld über etwa 110 km hatte ich durchgängig leichten bis böigen Gegenwind. Trotzdem bin ich noch einen Stundenschnitt von über 19 km gefahren. Gegenwind auch am zweiten Tag von Hersfeld nach Grebenhain, zuzüglich einer durchgängigen leichten Steigung auf dem hessischen Bahnradweg hinauf auf den Vogelsberg, Schnitt nur noch 16,6 km/Std. Am dritten Tag ging es zunächst etwa 40 km leicht bergab bis mir dann hinter Glauburg-Stockheim die „Wellen“ der Wetterau den letzten Nerv raubten (Schnitt am Ende 18,2 km/Std.).

Fazit: Die lange Tour wird nur funktionieren wenn ich weniger „reintrete“ und insgesamt langsamer fahre, dann eben länger pro Tag auf dem Rad sitze. Eventuell muss ich die Etappen auch verkürzen und mehr Pausentage einlegen.

Und noch etwas: ins Gepäck gehört immer Klopapier!

5-Pässe-Training in den Wetterauer Alpen

Heute habe ich mir sie eingeschenkt, eine Musteretappe für die Tour im Sommer: 86,54 km soll dann der solala-Durchschnitt für das tägliche Pensum werden, dazu ein paar Steigungen und Wellen.

Gott sei Dank hatte mich letzthin ein radaffiner Kumpel auf die „Armstrong“-Technik aufmerksam gemacht: immer schön kleine Gänge fahren und notfalls ganz schnell mit den Füßen kreiseln. Das habe ich beherzigt und das hat mich fast ohne (größere) Schnauferei über diese Stationen geführt:

  • Château Hermann 11 – Plateau Hauptfriedhof – FRANKFURTER BERG(!) – Niddaschlucht
  • BONAMESER SATTEL – Homburger Schräglage unten
  • Homburger Schräglage oben – Gluckenstein – PIZ SAALBURG
  • Loch Wehrheim – COL DE PFAFFENWIESBACH – Usatal
  • Bad Nauheim – Friedberg – endlose Wetterauer Mittelwellen mit wechselnden böigen Winden aus werklisch allen Richtungen (Richard, muss das sein ?!?!?!?)
  • Wöllstadt oben, unten, Mitte, verfahren bei Kloppenheim, angekommen in Vilbel, dort Überquerung des legendären V-ZWO (vulgo „Mount Vilberest via B3“)
  • Heiligenstocker Alm – Château Hermann 11 via Plateau Hauptfriedhof.

Die Schatten werden kürzer: Training in der Röhrenborngasse

roehrenborngasse

Fast hab ich beim rauffahren geahnt, dass es sich um eine mystische Route handelt und dass man was im Internetz dazu findet, aber so mystisch: http://www.freunde-der-roehrborngasse.de/ ?????

Neeee, gell? 

Zu meiner Ehrenrettung: ich bin die Gasse zwar tatsächlich ganz gefahren, aber irgendwie über Terrassen hochmäandert. Sie wird nämlich in regelmäßigen kurzen Abständen im 90-Grad-Winkel von vollkommen waagrecht am Hand liegenden Seitenstraßen gequert. In die bin ich reingefahren, um zu schnaufen und zu rollen, um dann das nächste Stück Röhrengasse zu erklettern.

Aber das Ziel ist klar: einfach durchfahren.

roehrenborngasse-karte