Kantina Karantena (12)

Rezepte und Geschichten aus der hazi karantén

Tag 12
(Montag, 14. September 2020)

Da die Gefahr, dass wir infiziert sind und das Virus bei uns jetzt noch ausbricht, mit Dauer der Quarantäne geringer wird, setzen wir uns heute zum ersten Mal leicht über die Vorgaben hinweg und bestellen den Postboten ein, weil wir die halbjährliche Abrechnung der Kommunalabgabe in Höhe von aufgerundet und umgerechnet 5 Euro per Zahlkarte bar begleichen möchten.

Am Ort gibt es seit längerem keine Poststelle mehr, dafür kommt die Post ins Haus. Das funktioniert so: Der „postás“ (Postler, Postbote, Zusteller …) fährt von Montag bis Freitag mit einem grünen Dienstkastenwagen mehrere Ortschaften der Umgebung Straße für Straße komplett ab, bringt Sendungen in die Häuser und zahlt auch Geld aus. Wenn Renten und Sozialhilfen fällig sind, rückt er sicherheitshalber mit einem Kollegen an. Wer etwas aufgeben will oder Rechnungen bar mit den hier noch üblichen Zahlkarten begleichen, hängt ein grünes Schild ans Tor mit der Aufschrift „A posta házhoz megy“ (übersetzt: Die Post kommt ins Haus). Auch Geld abheben ist problemlos möglich, das Postauto ist mit einem EC-Kartenterminal ausgestattet und fungiert so auch als rollender Bankautomat, nur dass die Kohle nicht hinter Stahlwänden gesichert ist, sondern einfach in der Geldbörse des postás steckt. Das klang für uns Einwohner der „Hauptstadt des Verbrechens“ lange ziemlich blauäugig, aber es wirft auch ein mildes Licht auf das Idyll dieser abgelegenen ländlichen Umgebung, in der so etwas noch möglich ist.

Unser postás verbringt oft mehrere Stunden am Ort. Er ist standorttreu, das heißt, es kommt immer der gleiche Herr, nämlich „der Attila“. Es ist selbsterklärend, dass er everybody’s darling ist und in vielen Familien als eine Art Verwandter ehrenhalber betracht wird. Kein Wunder, er weiß ja qua Tätigkeit oft mehr über die Familienmitglieder als diese selbst. Groß ist das Gejammer, wenn er Urlaub hat oder krank ist.

Und er bedient nicht nur an der eigenen Haustür, sondern kann auch – wenn man ihn dort gerade trifft – unterwegs auf der Landstraße angehalten oder an jeder beliebigen Stelle im Ort in Anspruch genommen werden, an der er sich gerade befindet.

Vor unserem Hoftor spielt sich so gerade diese durch das Fliegengitter optisch etwas verschwommene Szene ab:

Der (ehemalige) Bürger(meister) Kornel B. bringt seinen pickup entgegen der Fahrtrichtung vor der Schnauze des Postwagens zum Stehen und macht ein paar Erledigungen bei Herrn Attila. Die Straßensperre dauert etwa 5 Minuten.

Der Quarantänetag 12 zeitigt ansonsten eine wieder laufende Brunnenpumpe. Das Gespräch mit Freund H. hat also gefruchtet, die in Betracht gezogene Reparatur oder besser der Umbau des Geräts war erfolgreich. Am schwierigsten war es, etwas fragile Klemmsteckschuhe aus Messing, die nicht zur mehrfachen Verwendung gedacht sind, auf- und wieder zuzubiegen und vom Ende eines Kabels ab- und an das Ende eines anderen Kabel anzuklemmen (Klemmsteckschuhe, wie gesagt).

Der Rest der Geschichte ist schnell erklärt, wenn auch lieber nur sehr schematisch. Zuvor hatte ein Druckschalter (A) die Pumpe (B) in Intervallen an- und ausgeschaltet. Der Schalter A war aber offenbar defekt und hat nicht mehr mit der Pumpe gesprochen. Daher wurde das Kabel, das bislang Schalter A mit Pumpe B verband in einer 20-minütigen Operation entnommen und ein weiteres Kabel, das zuvor vom Stromnetz zu Schalter A ging direkt an der Pumpe B eingesetzt beziehungsweise „eingesteckt“ (Klemmsteckschuhe, wie gesagt).

Alles klar? Kein Problem wenn nicht. Auch wir wissen nicht so genau, ob das wirklich schlau war oder nach einer Weile alles endgültig ruiniert sein wird. Hauptsache es kommt Wasser aus der Leitung. Eine typische Haltung und Vorgehensweise in einer abgelegenen Gegend, in der jeder alles möglichst selbst macht und unter keinen Umständen von auswärts einen ausgebildeten Handwerker rufen wird oder gar Originalersatzteile vom Hersteller bestellt. Jeder hat in seinen Schuppen und Verschlägen alle möglichen Schräubchen und Dichtungen, kaputte Lampenfassungen, Fensterrahmen, Radlager, Sensengriffe, Muffen und Schalbretter. Aber nie das passende Teil und nie das richtige Werkzeug. Trotzdem wird am Auto lieber eine Kufe vom Bett der Großmutter verbaut als eine Stoßstange vom Autohändler in der nächsten Kleinstadt. Wie gesagt: die Pumpe läuft.

Am Abend ist dann auch noch das Fenster zur Straße geputzt. Die Quarantänistin nutzt die Muse zu feinsinnigen Dingen dieser Art, die sonst eher zu kurz kommen. Der Quaranäniker verlegt dagegen das Schneiden der sechsten und letzten Platte des Farbholzschnittes „Alte Brücke“ auf morgen, weil die Sache sehr anstrengt und Konzentration erfordert und schiebt eine kleine, harmlose Grafik mit Motiv „Balaton“ dazwischen, die ihn aber auch nicht glücklich macht. Das vorhandene Holz ist als Druckplatte für kleinste Feinheiten denkbar ungeeignet und ergibt ein übles Druckbild. Morgen sehen wir weiter.

Das Hauptessen am späten Nachmittag (unten) wird unterbrochen vom Hupen eines Polizisten vor dem Tor, Typ Dienststellenleiter, jedenfalls eine im Dienst ergraute Autoritätsperson, die alleine vorgefahren ist. Er wischt mit der umgedrehter Hand quer durch die Luft und dann nach unten. Wir können das „Betreten verboten!“-Schild Mittwoch 24 Uhr selbst entsorgen.

Es hat noch kaum zu dämmern begonnen, der Abendstern steht nicht einmal 5 Meter über dem Dachfirst des Nachbarn, als schon eine einsame Fledermaus um eine unserer Baumgruppen kreist. Kein gutes Fledermausjahr, man hat zu anderen Zeiten schon ganz Flugschulen gesichtet. Und der Hunger wird groß sein, wenn die Insektenjagd so früh beginnen muss. Eigentlich hätte die Beobachtung vor dem Haus den Hirschen gegolten, die aber heute partout nicht röhren wollen.

Wie sagte schon der Saarländer? „Haptsach‘ gut gess‘, nix geschafft hammer schnell“. Oder so ähnlich. Es dürfte allen klar sein, dass jetzt hier keine ausgefeilten Kochrezepte mehr folgen werden. Lazy Monday. Es gibt einfach eines unserer absoluten Lieblingsgerichte, die schnell und aufwandslos aufgetischt werden  können: eine so groß wie nur mögliche Schüssel bunten Salat mit möglichst hohem Bitteranteil (Radicchio, viel ganze Basilikumblätter, Rauke, Pfefferminze),

direkt mit wenig Essig, Pfeffer und Salz und möglichst grasig-bitterscharfen Olivenöl in der möglichst großen Schüssel angemischt. Nach Verfügbarkeit und Tageslaune dort hinein gerne auch Tomaten, Paprikaschoten, eine kleine Handvoll Körner (Sonnenblumen, Kürbis, …).

Zu diesem Hauptessen gibt es heute folgende Sättigungsbeilagen:

etwas Stremellachs, die in Mayonaise eingerührten Reste der mexikanischen Sauce vom Anfang der Quarantäne (siehe Tag 5), ein paar Lauchzwiebelspäne sowie für die üblichen ewigen Hungerleider auch etwas getoastetes Weißbrot.

Zum Nachtisch gibt es zwei Schüsselchen Zwetschgenröster (ebenfalls Tag 5) mit einem gepflegten Schlag vom weißen Joghurt. Ein Kalauer geistert durch die sich mit eintretender Dämmerung verselbständigende Phantasie: „Besenröster, Zwetschenreißer! Besenröster, Zwetschenreißer! Ist das nicht ein uralter österreichischer Kinderreim?“. *)

Sei’s drum. Von gestern ist an dieser  Stelle noch der dort vergessene Nachtisch vorzustellen, den wir einfach fertig vom Stock gepflückt haben. Die Weinstöcke mit weißen Trauben einer Sorte, die wir nicht kennen und die sich nur bedingt zur Herstellung eines Weins eignen, weil manche Menschen einen bestimmten Beigeschmack des Weins partout nicht mögen, sind als Esstrauben ganz vorzüglich:

Bereits jetzt honigsüß, auch die bitteren Kerne mit ihren willkommen Inhalts- und Ballaststoffen lassen sich schön mit den Zähnen knacken. Dieser Nachtisch wurde nicht auf  Tellern serviert, sondern direkt vom Strunk geknabbert.

*) Zum Schluss als Betthupferln noch zwei weitere Beispiele für solche Kalauer, wenn auch einer etwas anderen Art:

  • „Wer waren die ersten illegalen Einwanderer in Ungarn?“ (Hintergrund erklärt sich für weniger Eingeweihte indirekt aus dem nächsten Spruch).

und

  • „Die Madjaren müssen froh sein, dass sie schon um das Jahre 880 herum in das Karpatenbecken eingewandert sind. Heute würde sie die ungarische Regierung nicht mehr rein lassen.“

Jetzt aber gute Nacht!

Kantina Karantena (11)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 11
(Sonntag, 13. September 2020)

Nur noch der heutige Sonntag sowie drei weitere Tage in Quarantäne, bis Mittwoch,  24 Uhr, einschließlich. Das ging schnell vorbei. Man gewöhnt sich.

Immer noch parkt irgendwann am Tag ein Polizeiwagen kurz vor dem Tor. Der Fahrer hupt und wartet bis wir vollständig versammelt aus der Haustür treten oder von der Wiese winken, der Beifahrer winkt freundlich zurück und dann sind sie auch schon wieder weg. Same procedure as gestern und auch vorgestern. Letzte wirklich spannende Fragen in Sachen Quarantäne sind jetzt nur noch wer am Mittwoch um Mitternacht das „Betreten verboten!“-Schild am Hoftor abnimmt, ob die Streife nicht doch auch noch versehentlich am Donnerstag vorbeikommt und was es mit uns macht, wenn wir weiter aus dem Türchen auf die Straße treten als zum herausstellen der Mülltonne nötig, wieder einen Nachbarn besuchen, am Freitag mit dem Auto auf den Markt nach Bonyhád oder gar am Sonntag in die Weltstadt Budapest fahren. Wir nehmen aber an, dass wir uns schnell an diese Reizüberflutung gewöhnen werden und keine größeren Folgeschäden eintreten. Wirklich kniffelig dürfte es nur bei der Entfernung des Schildes werden, das dürfen ja laut Aufschrift nur amtlich Befugte herunternehmen, also keinesfalls wir. Am Besten wir fragen die Beamten am Mittwoch bei ihrer Abschiedsvorstellung. Vielleicht nehmen sie das Schild  ja gleich mit, dann wären wir etwas vorzeitig Freigänger. Bericht folgt.

Der Sonntag beschert uns am späten Nachmittag einen klassischen Rinderbraten, der steht jetzt schon auf dem Herd beziehungsweise im Rohr. Neben den aller-, aber auch wirklich allerletzten von gestern übrig gebliebenen Waldviertler Salzerdäpfeln aus – sprechen Sie mit! – Bruck an der Leitha, die heute die Bratkartoffeln geben werden, sollen auch noch „Salzäpfel“ auf den Teller. Das Rezept dazu kam im Laufe des Tages über whatsapp herein und findet spontan Gefallen. Danke, liebe U. O.!

Überhaupt werden wir auf mehreren Kanälen mit Essensanregungen und -fotos beschenkt, wofür wir uns herzlich bedanken. Von unterwegs aus Ligurien wird uns zum Beispiel dieser perfekt als Steinpilz gestaltete „Art Kürbis-Flan mit einer leichten Gorgonzola-Soße“ vorgestellt, der offenbar unter einem von der Decke hängenden Teller angebracht und gegessen wird. Ein kleines Küchenwunder. (Danke, liebe S.!)

Unser Rezept und die Fotos vom Sonntagsbraten folgen unten, vorher muss die Mahlzeit aber verdient sein, weswegen der Quarantäniker, während die Quarantänistin sich heute um das Essen kümmert, etwa 15 mal – und das am Ende vergeblich! – mit einer wackeligen Leiter in sehr ungünstiger Schrägstellung in die und aus der engen Grube für unsere Brunnenpumpe steigt, die unerfreulicherweise ihre Dienste versagt.

Dazu kommen die Gebühren für ein Auslandsferngespräch mit Freund H., dessen Mobiltelefon aktuell in einer Funkzelle am Starnberger See eingewählt ist. Auch er hat keine größeren Bedenken, den wahrscheinlich defekten Druckregler, der das Gerät in Intervallen an- und ausschaltet, zu umgehen und die Pumpe direkt an den Saft zu hängen. „Mehr kaputt als jetzt kann sie ja  nicht gehen.“

Dieses Telefonat fand aber statt nachdem das Auf- und Zuschrauben mehrerer Schalter- und Anschlussverkleidungen sowie die Turnübungen auf der Leiter bereits beendet waren. Die Pumpe wird also erst morgen in Gang gesetzt oder „mehr kaputt gemacht als jetzt schon“, heute ist erst mal endlich Essenszeit.

Rinderbraten 

  • Rindfleisch auf dem Herd in einem Bratentopf scharf anbraten, salzen und pfeffern,
  • gewürfeltes Dörrfleisch dazugeben und mitbraten,
  • Fleisch und Dörrfleisch herausnehmen,
  • Tomatenmark im Bratensatz anrösten,
  • klein gewürfelte Zwiebeln, Knoblauch, 2 Lorbeerblätter, Wurzelgemüse (vom 1. Tag) dazu geben und anschwitzen,
    mit Rotwein aufgießen, etwa um die Häfte einköcheln lassen,
  • Fleisch und Dörrfleisch zurück in den Topf geben,
  • mit Brühe aufgießen (nicht ganz bedecken),
  • 1-2 Zweige Thymian zugeben,

  • Topf mit Deckel bei 160 Grad für ca. 3 Stunden in den Backofen stellen (bis das Fleisch weich ist), ab und zu nachschauen, ob noch genug Flüssigkeit da ist, sonst Brühe nachgießen,
  • das weiche Fleisch herausnehmen, Lorbeer und Thymian entfernen, den Rest pürieren,
  • Sauce nach Belieben mit Balsamico abrunden,
  • Fleisch in Scheiben schneiden und in der Sauce warm halten.

Fertig.

Salzäpfel
Apfelscheiben mit Zitronenensaft beträufeln, salzen und auf einer Grillpfanne braten.
Fertig.

Bratkartoffeln
mit Rosmarin in einer Pfanne goldgelb rösten.
Fertig.

Und da ist er, der Sonntagsbraten:

Jó étvágyat!

Kantina Karantena (10)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 10
(12. September 2020)

Wir nehmen das Ende des Tages vorweg: gegen 20:30 Uhr hat die Hirschbrunft begonnen. Die nächsten Wochen wird uns nach Einbruch der Dunkelheit das Röhren des männlichen Rotwilds begleiten, das von den das Dorf umgebenden sanften Hügeln von der einen auf die andere Seite schallt und von dort wieder zurück, falls auch hier ein Hirsch auf Brautschau ist.

Der Tag erlebt ansonsten die Quarantänekontrolle durch zwei(!) Polizisten gegen 10:40 Uhr, die 4. Platte der „Alten Brücke“, den Rückschnitt von wild anstelle der Edelsorte aus der Wurzelunterlage wuchernden Rosen, den auf einem russischen Raubkanal verfolgten glanzlosen 2:1-Sieg der Frankfurter Eintracht im Grünwalder Stadion gegen (wen wohl?, jawoll!) 1860 München und endet erneut in einer Hausmannkost:

Spiegeleier, Spinat und Salzkartoffeln.

Doch wie schon gestern wird auch an diesem Gericht etwas herumgebastelt.

Zwar werden unsere allerletzten Waldviertler Beilagen-Erdäpfel, Sorte „Julinka“,  noch ganz gewöhnlich in stark gesalzenes Wasser gelegt, aber bereits der Bio-„Creme-Spinat“, der am Ankunftstag noch in gefrorenen Blöcken unser Frischfleich von Bruck an der Leitha nach Mucsi eskortiert hat, wird  mit Pfeffer und Koriander aus der Mühle aufgepäppelt, dazu mit den vagabundierenden Resten der  H-Sahne, die wir gestern und vorgestern nicht mehr in der „roten Suppe“ untergebracht haben. Kurz vor dem Servieren finden noch eine Handvoll in Streifen geschnittener  Basilikumblätter den Weg in den giftgrünen Brei. Merke: Reste vom Vortag und stets vorrätige oder in Töpfen gezogene frische Kräuter sind der Sauerteig der täglichen Küche, damit hält man den Laden geschmacklich am Laufen. Nur nicht aufs Gramm  genau für ein bestimmtes Rezept einkaufen, dann fängt man jeden Tag bei Null an.

Aus diesem Grund wird jetzt auch eine Gewürzbutter zwischengeschaltet. Von der sollen durchaus später ein paar Löffel auf den Spinat oder über die Kartoffeln, aber sie kann auch in den folgenden Tagen noch hier und dort verwendet werden.

Als Aromagewürze vorbereiten

    • Kardamomkörner,
    • Korianderkorianderkörner, beides mit dem flachen Messer leicht gequetscht,
    • Knoblauch,
    • ein kleines Stück Chilischote,
    • Ingwer,
    • ein wenig Vanilleschote und
    • Salz.

(Wenigstens) ein halbes Stück Butter in einer Kaserolle kontrolliert erhitzen bis sie schäumt und langsam braun und „nussig“ wird, das heißt einige Bestandteile beginnen zu rösten und braun zu werden; dabei nicht überdrehen! „Schwarze“ Butter ist heute nicht mehr angesagt.

Die Butter vom Herd nehmen und die Aromazutaten hinzufügen. Die Gewürze für eine Weile in der warmen bis heißen Butter lassen, dabei aufpassen, dass die Gewürze nicht bitter verbrennen,

aber auch dass die Butter nicht zu kalt wird und die Aromen nicht gut annimmt. Nach Belieben bereits jetzt leicht salzen.

Später noch heiß und flüssig durch einen Kaffeefilter oder ein feines Sieb geben. Die Gewürzbutter hält sich im Kühlschrank mehrere Wochen

und kann später zum Anbraten von zum Beispiel Gemüsen verwendet werden, die so gleich einen interessanten Geschmack mitbekommen, oder man gibt sie in ein Kartoffelpüree oder zu Linsen oder …..

Während die Butter den Geschmack der Gewürze annimmt liegen die Erdäpfel bereits in Wasser und warten darauf, dass der Koch die Flamme zündet. Hier bitte ordentlich salzen, das meiste Salz wird ja später mit dem Kochwasser abgeschüttet, es soll aber auch noch etwas an den Salz(!)kartoffeln hängen bleiben.

Der Zeitpunkt ist nicht so ganz wichtig, man kann die Kartoffeln sobald fertig und abgegossen eine Weile im zugedeckeltem Topf warm halten, es zeigt sich aber, dass durchaus auch ein schlichtes Gericht wie Spiegeleier mit Spinat und Salzkartoffeln einer gewissen Logistik bedarf. Wann ist der gefrorene Spinat so weit, dass die Kartoffeln nicht schon wieder kalt sind und umgekehrt, wie lange brauchen eigentlich Spiegeleier?

Bei uns ist heute so, dass erst einmal der noch gefrorene Spinat langsam durchhitzt wird. Sobald er flüssig ist, beginnen parallel die Kartoffeln zu kochen. Der trotz der Bezeichnung „bio“ und „creme“ etwas wässrig-grasige TK-Spinat Spinat bekommt jetzt das bereits erwähnte upgrade mit Salz, Pfeffer, Schlagsahne und Basilikum. Die grellgrüne Farbe des Spinats bleibt ein Geheimnis des Lieferanten und dürfte aus frischen Zutaten am heimischen Herd nicht zu mischen sein, wird aber gerne genommen, da später auf dem Teller eine spektakuläre Farbpalette er erwarten steht.

Sobald die Kartoffeln den Probestich mit der Gabel mit der Rückmeldung „fast fertig“ quittieren, wird eine große Pfanne mit etwas Butter und Sonnenblumenöl für die Eier erhitzt. Heute kommt die Variante „ Spiegeleier mit krustigem Rand“ zum Zug. Das Bratfett wird sehr stark erhitzt, dann kommen schnell hintereinander die Eier dazu, die sofort kräftig brutzelnd braten und spritzen und Luftblasen bilden.

Dadurch werden die Unterseite und die Ränder schnell braun, während die Dotter nach wie vor weich und flüssig sind. Nach Fingerspitzengefühl schaltet man irgendwann die Hitze herunter, ab jetzt dürfen die flüssig gebliebenen Teile des Eiweiß und die Dotter langsam und gleichmäßig bis genau zu dem Punkt mehr stocken als braten, an dem man seine Spiegeleier am liebsten isst. Also nicht alles von unten durchgrillen, das wird sonst eine zähe Angelegenheit.

Alternativ gäbe es die Variante „blonde Spiegeleier“, bei der man das Fett nicht so weit erhitzt und den Herd direkt nach Einlegen der Eier in die Pfanne herunterschaltet. Die Eier stocken von unten nach oben etwas gleichmäßiger als bei der zuvor geschilderten rustikalen Methode. Alles eine Frage der Vorlieben.

Gewürzt wird heute an den Eiern nichts, wir haben ja den Spinat, die Salzkartoffeln und die Gewürzbutter. In anderen Fällen hätte man wenigstens Salz und Pfeffer genommen, vielleicht auch ein paar Würfel Speck oder Zwiebel- und Gemüsewürfel vor den Eiern in die Pfanne gegeben und eingearbeitet, bei einem deftigen Frühstück beispielweise.

Die Eier sind so weit, die Kartoffeln sind Gott sei Dank noch warm und der Spinat hat auch die Hitze gehalten. Es wird angerichtet und sofort serviert:

Die Blüte und die Walnüsse auf dem Bild sind natürlich eigens für diesen Bericht zugefügter Schi-schi, aber das Auge hat schließlich auch Hunger. Wir waren nicht so sicher, ob man Mittagsblumen essen kann und haben sie nach der Aufnahme wieder entfernt, aber Kresse- oder Gänseblümchenblüten wären schon eine wenigstens optische Bereicherung gewesen. Quer über dem ganzen ist noch eine Streuspur einer aus geröstetem Sesam, Speckpulver, geschrotetem Koriander und Salz selbst irgendwann einmal hergestellten Gewürzmischung zu sehen, die sich währen der Zubereitung auf dem Gewürzregälchen fand. Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass es gut ist, immer irgend etwas in dieser Art auf Vorrat und zur Hand zu haben. Das macht hier heute zusammen mit der Gewürzbutter den Unterschied zu nackten Spiegeleiern mit nacktem Spinat und nackten Kartoffeln.

Schmerzhaft bleibt noch zu erwähnen,  dass für genau diese Zutatenzusammenstellung geeignete Teller erst noch erfunden werden müssen. Unsere Suppenteller wären zu klein gewesen, auf unseren flachen Tellern ist es schwer Eier, Kartoffeln und Spinat so anzurichten, dass nicht alles formlos ineinander gleitet. Segmentteller? Och nö, sieht selbst für Kantina Karantena zu sehr nach Kantine aus.

Kantina Karantena (9)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 9
(11. September 2020)

Heute Besuch von der Polizeistreife erst gegen 16:30 Uhr am Nachmittag. Wieder nur ein Beamter.

Der Tag vergeht unaufgeregt. Ein Nachbar reicht köstliche Birnen und reife Pflaumen über den Zaun in die Sperrzone. Nachdem der Weingarten wie gestern berichtet fürs Erste versorgt ist und der Naturrasen nicht mehr so stürmisch nachwächst und kaum noch gemäht werden muss, bleibt jetzt auch Zeit für künstlerische Hobbys wie Farbholzschnitte und Chorarrangements. In den „Schweinestall-Studios“

entsteht eine „Alte Brücke, Frankfurt am Main“ (im winterlichen Dunst) als 6-farbiger Druck und wird gerne vorgestellt sobald er fertig ist. Aktuell sind 3 Platten geschnitten, von denen ein Probedruck schon einmal so aussieht:

Was die Chorarragements betrifft, darf sich der Heinrich-Heine-Chor Frankfurt für den Wiederbeginn der Probenarbeit in kleinen Teilgruppen nach der Corona-Pause unter anderem auf eine Männerchorfassung der „Ballade von den Seereäubern“ freuen, oder besser, er möge sich schon einmal darauf einstellen: „O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh!“

Nach getaner Arbeit gibt es abends ein improvisiertes Essen aus verschiedenen Zutaten, die vorrätig sind, aber mit Bedacht kombiniert werden.

Maultaschen mit Tomaten-Paprika-Ragout 

Die Maultaschen (aus dem Supermarkt) in der Pfanne in Butter bräunen. Dabei Salbei mitbraten bis er knusprig ist.

 Für das Ragout:

  • Knoblauch,
  • klein gewürfelte Paprikaschoten,
  • klein geschnittene Tomaten

in Olivenöl anschwitzen. Mit

  • Salz, Pfeffer, Chiliflocken und
  • Anis aus der Mühle

würzen,

  •  Thymianzweige

zugeben und das Gemüse weich köcheln. Vor dem Servieren frischen

  • Basilikum und
  • Olivenöl

dazu geben. Nach Belieben mit

  • etwas Essig

abschmecken. Der Essig gibt dem Gericht eine frische Note im Fall, dass die vollreifen Tomaten zu süß sein sollten. Man kann auch einen größeren Schuss Essig zugeben und ein richtiggehend süß-saures Gemüse bereiten. Uns ist heute versehentlich der Essig „ausgerutscht“, das Resultat war an diesem sehr heißen Spätsommernachmittag überraschend erfrischend.

Die in gefällige Stücke geschnittenen Maultaschen auf dem Gemüseragout anrichten, die Salbeiblätter mitservieren.

Kantina Karantena (8)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 8
(10. September 2020)

PK heute um 11:45 Uhr, wieder nur ein Beamter. Man hat jetzt soviel Vertrauen in unsere gute Quarantäneführung, dass sich einer alleine hertraut.

Nach dem gestrigen melonistischen Rundumschlag gibt es heute nur wieder kalte Platte, Handkäse mit einem großen Salat, tagsüber Reste der letzten Tage. Vor allem die Suppe schmeckt am zweiten Tag noch eine gute Umdrehung besser.

Den schon früh sehr heißen und vollsonnigen Vormittag verbringen wir im Schatten der Reihen unseres kleinen Weingartens und kappen alle Triebe 4-5 Blattansätze hinter den Fruchtansätzen. Einer der Nachbarn kommentiert: „Ihr habt ja genug Zeit“, wir aber hoffen, dass die im Vergleich zu den Vorjahren jetzt noch sehr grünen und gesunden, verbleibenden Blätter alles was sie akkumulieren und mobilisieren mehr in die Trauben einlagern, statt Nährstoffe an die üppigen Ranken zu verschwenden, die im kommenden Frühjahr ohnehin zurückgeschnitten worden wären.

Vor dem Schnitt reichte der Wuchs weit über die oberen, nun blanken Drähte.

Was der „Ihr habt ja genug Zeit“-Nachbar zu der Tatsache gesagt hätte, dass wir (oder besser die liebe Frau) täglich die Trauben und auch einzelnen Beeren durchschauen, um schon 3 Wochen vor der voraussichtlichen Lese auffällige Objekte zu entfernen, steht auf einem anderen Blatt.

Danach haben wir heute ausnahmsweise ein wenig Zeit für wir die Beantwortung der Leserpost.

„Wie? Frische Gurken oder saure Gurken?“
Lieber KW, in unseren Kartoffelsalat hätten sowohl als auch gekonnt. Saure würden wir eher in einen mit Majonaise oder creme fraiche gebundenen Kartoffelsalat geben, der in Richtung Remoulade mit Kartoffel drin geht, frische eher in einen nur mit Essig-Öl-Vinegrette zubereiteten „salatigen“ Kartoffelsalat.

Avocados hattet ihr auch dabei?“.
Ja.
„Avocado, …. wachsen die bei Euch?“.
Nein.

„Müsst ihr dort sein oder habt ihr euch freiwillig zurückgezogen?“.
Aus der grundsätzlichen Ebene fragen wir das uns manchmal auch und haben nie eine richtige Antwort. Es macht auch nach beinahe 20 Jahren noch Spaß, an den Häusern und auf dem Grundstück zu werkeln und die 100 Weinstöcke entschleunigen unser Leben ungemein, weil sie sich von nichts drängeln lassen. Aber wir wollen auch nicht gerade das ganze Jahr hier sein und reisen oft zwischen Ungarn und Frankfurt hin und her, was irgendwann zu lästig werden wird.  Über die politische Situation im Land brauchen wir nicht zu sprechen. Die kommt hier zwar auf dem Dorf nicht zum Tragen, aber komplett ausblenden lässt sie sich eben auch nicht.
Wenn man die Frage nur auf die Quarantäne bezieht ist es etwas einfacher: Ja, wir sind freiwillig hier und wussten vorher um die Quarantäne. Das war die Bedingung für die Einreise, sonst wäre die Grenze für uns dicht gewesen und wir hätten nicht selbst Wein lesen können. Dann lieber Quarantäne.

„Auf die Tomaten des Nachbarn wär‘ ich gespannt. …ich versuche immer noch den französischen TomatenWowgeschmack wiederzufinden.“
Bitte:

Am Nachmittag treibt die Quarantäne erste übermütige Blüten. Der Vorschlag, auf unserem Gelände eine Wanderung zu machen, wird mit der Albernheit gekontert, man könne ja dann auch gleich ein Autorennen veranstalten. Groß genug sind unsere Ländereien in jedem Fall und haben auch schöne Kurven. Wir finden aber leider keine schwarz-weiß karierte Fahne und Boxenluder dürfen derzeit nicht aufs Grundstück. Wir begnügen uns mit der gegenseitigen Versicherung, dass wir mit möglicherweise noch weiter fortschreitendem Alter alles werden wollen, nur bitte nicht langweilig. Das Rennen fällt aber trotzdem aus.

Am Nachmittg nimmt ein Bekannter vom anderen Ende des Dorfes noch Bestellungen auf für Einkäufe am Freitag. Er fährt dann regelmäßig auf den Wochenmarkt im nahen Bonyhád, auf dem es noch eine ganze Reihe privater Verkäufer gibt, die sich mit dem Verkauf von ein paar Tüten getrockneter Bohnen, Honig in Gläsern, etwas frischem Obst und Gemüse nach Jahreszeit ein paar Forint hinzuverdienen. Wir lassen uns 1 Kilogramm Walnußkerne mitbringen, die sich prima statt Pinienkernen in Pesto einarbeiten lassen (darauf kommen wir zurück, es gibt da eine Idee). Aus dem Supermarkt bestellen wir aufgeschnittene Salami und 10 Eier. Der Bekannte fährt auf dem Weg auch bei einem kleinen Betrieb vorbei, auf dem Obst angebaut wird und es eine Lohnbrennerei für Schnaps gibt, aber auch etliche Sorten selbst gekelterten Weins, der landestypisch in selbst mitgebrachten Plastiktanks abgeholt und meist nicht in Flaschen abgefüllt wird. Unsere Bestellung lautet auf 5 Liter rajnai rízling, den wir derzeit bei den Weißen aus dem verfügbaren Sortiment am meisten schätzen. Alternative wären Mädchentraube, Welchriesling und Veltliner, unsere Vorlieben wechseln. Der rajnai rízling ist wörtlich übersetzt ein Rheinriesling, aber ob es sich tatsächlich um die gleiche Sorte handelt, die bei uns am Rhein wächst, müsste mal beispielsweise ein Bacharacher Winzer oder Zecher verifizieren.

Mit diesen Einkäufen können wir dann ab morgen in Speisekammer und Getränkekühlschrank völlig hemmungslos ins Volle greifen, wo doch auch noch nicht einmal die Hamsterkäufe aus Frankfurt und Bruck ernsthaft angeknappst sind.

Um in den Lagern für etwas Entlastung zu sorgen gibt es am Abend den angekündigten Handkäse. Den haben wir als Vorrat natürlich aus Frankfurt mitgebracht und etwas reifen lassen, weil wir ihn ganz gerne an der Zumutbarkeitsgrenze einnehmen, kurz bevor er auch als Heilmittel bei akuter Geruchslosigkeit verwendet werden kann. Wir legen ihn nur in etwas von dem Apfelsaft ein, den wir im vergangenen Jahr aus eigenen Äpfeln haben pressen und in 5-Liter-Schläuche füllen lassen. Dazu eine Kleinigkeit Öl, ein paar klein geschnittene Lauchzwiebeln und reichlich Kümmel. Mehr wäre weniger. Und Essig ziemlich abwegig, das richtet schon der Apfelsaft.

Dazu gibt es einen gemischten Salat, aus Tomaten, Resten von der grünen Bohne und Radicchio. Wenig Essig, genug, Öl, Salz und Pfeffer sind als Dressing eher informell direkt über das Grünzeug gegossen und vermengt.

Kantina Karantena (7)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 7
(9. September 2020 )

PK um 9:35 Uhr, nur ein Beamter, man rüstet ab.

Am Tag 7 unserer Quarantäne, einem Mittwoch – gleichzeitig dem „Bergfest“, denn kommenden Mittwoch, 23:59 Uhr, ist alles vorbei  – wollen wir zwar auch wieder vom Kochen und Essen erzählen, geben aber erst einmal preis, woher unsere kulinarischen Vorlieben kommen.

Diese sind nämlich nicht unwesentlich mit der fast global verankerten Kunst- und Weltanschauung des Melonimus verbunden (ursprünglich spanisch „melonismo“). Der Begriff ist bereits in den 1980er oder frühen 1990er Jahren auf die Welt gekommen, umfasst aber inzwischen längst nicht mehr nur die Malerei oder die darstellende Kunst. Nein, er ist beinahe zum Synonym  für ein bestimmtes Lebensgefühl geworden, das nicht zuletzt auch unsere Kochgewohnheiten prägt.

Die Wortschöpfung „melonismo“ entstand zunächst aus dem Stehgreif auf dem Mercado de Sabado, einem samstäglichen Kunstmarkt überwiegend für Touristen im Süden von Mexiko-Stadt, im Stadtteil San Angel gelegen, und bezog sich rein auf einige dort zum Verkauf dargebotene Gemälde. Man ahnt in San Angel zwar die Nähe des Ateliers von Diego Rivera und des „blauen Hauses“ von Frida Kahlo in Coyoacan,  auf dem Markt ist aber eigentlich bis heute auf sprichwörtlich jedem zweiten Bild eine angeschnittene Wassermelone zu sehen. Alle Bilder und Objekte einfach nur mit den Farben GRÜN – ROT– WEISS gemalt, getuscht, gezeichnet, collagiert, geknetet, geklöppelt, gestickt, gewoben, gegossen, gesprüht. GRÜN – ROT– WEISS. Nichts weiter. Nur Wassermelonen. Wassermelonen. Und da war es, das Wort „melonismo“, und hat fortan unter uns gewohnt.

Natürlich haben auch mexikanische Künstler von  Weltrang immer wieder Wassermelonen gemalt, darunter bekanntermaßen die heute leider etwas überikonisierte Frida Kahlo, aber auch immer und immer wieder der unsterbliche Rufino Tamayo:

Da verhält es sich mit dem künstlerische Wert natürlich deutlich anders als bei den Andenkenbildern vom Künstlermarkt.  Und irgendwann mussten auch wir feststellen, dass jenseits des wohlfeilen und harmlosen Kalauers vom Mercado de Sabaco offenbar noch ein tieferer Sinn hinter den uns erschienen Melonen steckte und ein Weg gewiesen wurde, der des Melonismus eben. Zeigen nicht die Flaggen der drei Länder, in die wir immer schon bevorzugt reisten die Farben GRÜN – ROT– WEISS (in welcher Reihenfolge auch immer)

und – bitte anschnallen! – werden nicht in allen dieser drei Länder geradezu Unmengen von Wassermelonen gewerbsmäßg angebaut und gewohnheitsmäßig verzehrt und in aller Regelmäßig- und Beharrlichkeit immer auch  wieder kunstgewerblich verwertet ? Es formte sich ein beinahe vollkommen geschlossenen Lebensprinzip, das uns bis heute erhalten geblieben ist und untrennbar mit dem Begriff „Melonismus“ verbunden bleibt. Es besteht aus Reisen nach, aus Speisen und Zutaten sowie Kunst und Kultur vorwiegend aus MEXIKO, UNGARN und ITALIEN.

Jetzt schnell aus der Narrenbütt in die Küche. Dort sieht es bezüglich „melonismo“ so aus, dass es ein mexikanisch inspiriertes Frühstück geben wird und für den Abend eine ungarisch inspirierte „rote“ Suppe.

Das besagte Frühstück besteht aus Spiegeleiern, aufgewärmten Bohnenpüree, der mexikanischen Chilesauce, aufgeschnittenen Tomaten, den kalten Resten der gestern gegrillten Paprikaschoten sowie frischen Maistortillas (Bezugsquelle: Stand „Asia-Latino“ von Gisela Wong, Kleinmarkthalle Frankfurt), die Rauke auf dem Bild dient mehr der Optik, stammt aber sehr wohl von der eigenen Scholle.

Höhepunkt des Tages ist dann aber später die Fertigstellung einer bereits gestern heimlich angefangenen ungarischen „roten Suppe“, die wir hier gleich einmal als Aufhänger für eine Einführung in eine der Grundlagen der ungarischen Küche nehmen. Und zwar in das richtige andünsten von Zwiebeln in Schweinschmalz und die Beigabe von süßem Paprikapulver in der Art wie wir Deutschen eine Mehlschwitze bereiten würden. Dieser Grundschritt ist eine „conditio sine qua non“ bei der Zubereitung eines Großteils von traditionellen ungarischen Gerichten, hieran geht praktisch nichts vorbei.

Auf dem folgenden Bild sehen wir oben links zunächst die ungarische Dreifaltigkeit (Schweineschmalz, Zwiebeln und edelsüßes Parikapulver),

darunter rechts angeordnet einige Fußtruppen der „Dreifaltigkeit“, die in unterschiedlichen Kombitionen je nach Gerichts- und Gemengelage und Verfügbarkeit auch von weiteren jetzt nicht erwähnten Zutaten zum Zuge kommen: gemahlener Kümmel, Piment (Nelkenpfeffer), Lorbeer, schwarze Pfefferkörner, Knoblauch, frische und getrocknete scharfe Paprika. Den Fototermin haben versäumt: eine Tomate, ein Stück geräuchter Speck und das Salz. All dies sind bisher ausschließlich Aromazutaten, was später gekaut werden soll und satt macht, kommt zur rechten Zeit gesondert hinzu.

Für alles was irgendwie später entfernt wie Gulasch oder Gulaschsuppe aussehen wird gilt dieser unabänderliche ungarische 2-Satz:

(1)  – Gewürfelte Zwiebeln in reichlich Schweineschmalz unter Umrühren glasig dünsten:

Dabei bitte nicht mit dem Schweineschmalz geizen. Wer hier jetzt spart, der lebt verkahrt. Zum einen schmeckt es einfach saumäßig (nomen est omen) und kann nicht wirklich durch anämische Pflanzenöle ersetzt werden, zum anderen werden die Zwiebeln wunderbar glasig und verbrennen nicht so leicht. Es scheint, dass Schweineschmalz nicht so hohe Temperaturen erreicht wie gereinigte Pflanzenöle und die Zwiebeln so etwas wie kochbraten. Meine Großmutter hat zwar lebenslang bewiesen, dass es möglich ist, Zwiebeln in Schweineschmalz braun bis schwarz zu rösten, die schwammen dann auf der Suppe immer als dunkelbittere Flecken oben, versehentlich passiert das aber eher nicht und auch nicht schnell, man muss es sehr wollen und mögen. Wie meine Oma.

(2)  –  Wir geben jetzt das Paprikapulver zum Schmalz und zu den Zwiebeln

und rühren alles solange bis sich so etwas wie eine Einbrenne bildet.

Hierbei aufpassen, dass das Paprikapulver nicht verbrennt, dann muss man den bitter gewordenen Ansatz entsorgen und neu machen. Das Aroma und vor allem die Farbe sollen vom Fett aufgenommen werden. Guter ungarischer Paprika schmeckt UND färbt. Und er färbt im Gegensatz zum in Deutschland gängigen „Ziegelmehl“ (familieninterner Schmähbegriff) in Fett gelöst so gut, dass ab hier und immerdar vor Spritzern auf weiße Blusen und Tischdecken gewarnt werden muss. Wie sich dies auch auf einer ganzen anderen Ebene auswirkt, kennt jeder der in einem ungarischen Haushalt schon einmal eine Küche renoviert hat: einfach den Herd von der Wand wegziehen und schon erscheint eine Art leuchtendrote „corona radiata“ in dem Umrissen der weggezogenen Kochstelle. Schwer zu säubern, besser Herd zurückschieben und weiterkochen.

An dieser Stelle endet der 2-Satz und beginnt eine Art Schachspiel. Die ungarische „Dreifaltigkeit“ ist im Topf, jetzt können die Fußtruppen anrücken. Außer der Grundaufstellung a la „Dreifaltigkeit“ können diese in unterschiedlicher Zusammenstellung nach wenig verbindlichen Spielregeln in beliebige Richtungen geschoben werden. Das erklärt sich recht einfach dadurch, dass dieser Küchenstil von Selbstversorgern praktiziert wurde, die so gut wie fast sicher immer nur Schmalz, Zwiebeln und Paprikapulver im Haus hatten, zu einer Zeit als der Satz: „Spring mal schnell zum REWE und hol doch bitte….“ noch nicht so richtig zündete. Was auch bedeuten konnte, dass zur „Dreifaltigkeit“ noch ein Liter Wasser und etwas Salz kam und fertig. Gerne wurde der rote Ansatz auch auf nackte Nudeln oder Bohnenpüree gegeben oder unter gekochte Kartoffeln gehoben. Rezepte hierfür gab es wohl eher nicht, nur Vorlieben innerhalb von Familien.

Da wo es etwas mehr zu beißen gab, bildete sich aber irgendwann auf der Basis dieser „Dreifaltigkeit“ ein gewisser Kanon an Gerichten, die bestimmten unterschiedlichen Schemata folgen und entsprechend eigene Namen erhielten. Wenn man beispielsweise nach Zusammenfügen der „Dreifaltigkeit“ Fleisch zugibt, dieses kurz anröstet und dann salzt, wird es bei geschlossenem Deckel beginnen zu schwitzen und Flüssigkeit austreten, die das Gericht am Ende zu einem pörkölt (“Gerösteten“) machen, das man in Deutschland am ehesten als Gulasch bezeichnen würde. Nur der austretende Fleischsaft wird gemeinsam mit der „Dreifaltigkeit“ die Gulaschsauce ergeben, Wasser wird nur zugefügt wenn etwas anzubrennen droht, was aber nicht passiert, wenn das Fleisch nur fett genug ist. Rechtzeitig wirft man noch ein paar frische Tomaten dazu und oder eine klein geschnittene Paprikaschote. Wenn man am Ende Mehl in saure Sahne, creme fraiche oder tejföl rührt und das fertige pörkölt damit andickt wird ein cremiges paprikás draus, vorzugsweise aus Huhn (mit Haut) oder Kalb. Pörkölt ohne diese Andickung ist meist aus Rind oder Schwein (dann oft mit Piment gewürzt), oder Hahnhoden, Hahnenkamm, Karpfenrogen, Kuddeln ………….  Salzen, pfeffern, schärfen nach Belieben.

Hier folgt jetzt aber das einfache Schema “ rote Suppe“. Wir gießen einfach den Grundansatz mit Wasser oder Brühe auf und salzen ihn schon einmal. Die aromatischen Fußtruppen und später auch die sättigenden Einlagen kommen ab sofort frei zum Einsatz. Wer das schon länger praktiziert und als Resultat etwas bestimmtes im Kopf hat, kann natürlich vorgreifen und in Erweiterung des 2-Satzes oben beispielsweise Lorbeer und Pfefferkörner schon mit den Zwiebeln anrösten. Das macht sie intensiver als wenn Sie nur in Flüssigkeit geworfen werden.  Auch hat der kritische Leser bereits bemerkt, dass auf einem der Bilder oben mitnichten nur die „Dreifaltigkeit“ abgebildet ist, da sieht man auch gemahlenen Kümmel, der das Einbrennen gemeinsam mit dem Paprika mit stark vermehrter Geschmackentfaltung dankt. Mit diesem Ansatz würde man ein Rindspörkölt beginnen, wir zielen jetzt damit auf eine Suppe, in die Bohnen kommen. Der Kümmel tut den Bohnen einfach gut.

Irgendwann unterwegs landen noch 2 Tomaten, eine klein geschnittene rote Paprikaschote und das am allerersten Tag für die „rote Suppe“ vorgeschnittenen Gemüse im Topf, die sowohl die Brühe aromatisieren als auch als Einlage gesehen werden können.

Wer sie nur als Geschmack haben will, kann sie gerne früh reintun und völlig verkochen lassen, sonst  später, damit sie bissfest bleiben. Das gilt auch für die Kartoffeln und die Dosenbohnen, die wir in die Brühe geben. Das timing bestimmt ob es eine eher dünne Gemüsesuppe oder ein Eintopf wird.

Heute gibt es bei uns ein Mittelding: in die heiße Suppe kommen noch klein geschnittene Wiener Würstel, es wird mehr ein Eintopf. Man hätte auch Kasseler drin aufwärmen oder es ganz und nur beim Gemüse lassen können. Wir werfen kurz vor Schluss noch ziemlich unungarisch einen Zweig Thymian in den Topf, was aber voll vom italienischen Zweig des Melonismus gedeckt wird. Die Krönung sind zum Schluss ein paar Blätter Liebstöckel und ein mächtiger Schuss fette Sahne oder Milch.

Soweit die Sendung zum Thema „Ungarische Dreifaltigkeit und ihre Fußtruppen“. Wir schalten um auf Feierabend.

Kantina Karantena (6)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 6
(8. September 2020)

Ein aus kulinarischer Sicht überschaubarer Tag, der die Polizeikontrolle heute erst um 10:45 Uhr sieht.

Ein geschenkt bekommen gehabter Gasgrill wird gewienert und zusammengebaut. Darauf werden am späten Nachmittag die 3 aufgetauten Leiterchen liegen, die noch im österreichischen Bruck an der Leitha(!) zu uns gestoßen sind. Dazu wird es den mit grünen Bohnen  verlängerten Rest vom Kartoffelsalat vom Sonntag geben, zwei mitgegrillte Paprikaschoten, ein paar Löffel der mexikanischen Sauce, auf die wir schon neugierig sind und etwas

Tsatsiki:

  • 2 nicht allzugroße Salatgurken schälen, längst halbieren, große Kerne entfernen
  • Gurken auf der Reibe in eine Schüssel raffeln
  • x oder mehr Knoblauchzehen schälen und auf die Gurken pressen
  • 2 kleine Becher Sauerrahm (hier „tejföl“) und oder griechischen Joghurt dazu geben
  • salzen und gut umrühren
  • Olivenöl wird man ohnehin später auf das Tsatsiki in Portionsschälchen als Dekoration geben, es ergibt aber einen runderen Geschmack, wenn man jetzt schon vorab etwas davon einarbeitet.

Das Tsatsiki ist schnell gemacht und wandert bis zum Essen in den Kühlschrank.

Der Tag vergeht dann auch ohne überzogenes Marathonkochen von ganz alleine. Gelegenheit, einer Sache nachzugehen, die gestern in den Sinn kam. Es gibt nämlich für den Fall des Nahrungsmittelnotstandes auf dem Acker oberhalb durchaus noch etwas, sogar eine angesagte Trenddelikatesse, an die noch niemand gedacht hat: Hier heißt sie „csicsóka“, im alten deutschen Dorfdialekt „Kuhbirnen“, in der Frankfurter Kleinmarkthallte aber „Topinambur“. Oha, wie kommt das jetzt hierher und wer baut das an?  Die Antwort ist recht skurril: niemand baut das an. Aber auch genauso niemand bekommt das Zeug, das vor dem 2. Weltkrieg überall im Dorf als Viehfutter galt, aus den Böden.

Jahr für Jahr wachsen auch nach 80 Jahren aus noch so klein gepflügten und geeggten Knollen mitten im Getreide, im Mais, zwischen den Sonnenblumen neue Topinamburpflanzen.

Alles Grüne auf dem Foto sind Topinamburpflanzen, die am Rande eines Ackers den im Hintergrund bereits gelb werdenden Mais verdrängt haben.

Leider ist nicht mehr zu ermitteln, ob es hier im Dorf jemals eine Tradition gab, Topi in der Küche zu verwenden. Die Barina-Vorfahren, eine Familie Hambuch, haben „sowas“ jedenfalls nicht gegessen, das „war doch für die Kühe und Schweine“. Heute bleiben die Pflanzen im Dorf gänzlich unbeachtet, so dass niemand sagen kann, wie sie schmecken oder wann eine gute Erntezeit ist.

Am Ende des Tages sind wir heute nicht weitergekommen bei dieser Frage, wir werden zu anderen Jahreszeiten noch einmal mit Hacke und Spaten graben müssen. Es steht zwar tatsächlich alles voller Pflanzen, die sehr entfernt ähnlich aussehen und blühen wie Sonnenblumen, aber die Wurzelknollen sind jetzt Anfang September leider nur maximal so groß wie ein sehr kleiner menschlicher Finger.

An diesen kleinen Knollen herumzuschälen lohnt sich kaum.  Wann sie so groß sein werden wie etwa eine Pflaume oder Kiwi müssen wir jetzt noch herausfinden, bevor wir etwas dazu sagen können wie sie schmecken und wie man sie am Besten verarbeitet. Unter anderem übrigens auch eventuell zu Schnaps. Ein Nachbar hat das einmal mit Erfolg praktiziert, aber ist wegen des Aufwands davon abgekommen. Säubern der Knolle, zermahlen und Aufschluss der mit Zucker verwandten Stärken, die dann bei der Vergärung den Alkohol bilden, mit Enzymen waren ihm einfach zu viel, auch wenn der Schnaps am Ende extrem lecker schmeckte.

Es bleibt also am späten Nachmittag beim Rest von Kartoffelsalat, mexikanischer Sauce, Tsatsiki, gegrillter Paprika und Leiterchen:

Dazu gibt es Merlot-Monarch-Cuvee 2017 vom Weingut Barina, Mucsi, den mit der gehörnten Biene auf dem Etikett (kein Wolpertinger!):

 

 

Kantina Karantena (5)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 5
(7. September 2020)

Heute wird es nach einem leichten Frühstück

am Abend nur noch eine wenig aufwändige Kleinigkeit geben, evtl. kalte Platte, deswegen können wir uns einleitend erst einmal mit den beiden Aufregern beschäftigen, die durch die Köpfe der Leser geistern und zu besorgten Rückfragen Anlass geben:

a) DAS SCHILD

und b) DIE POLIZEI-KONTROLLE.

„… ist aber schon ziemlich krass, wie ich finde.“ – … Grundstück nicht verlassen. Ist das nicht beängstigend? Die Polizeikontrolle empfinde ich auch nicht so wirklich gut gemeint. – „Da nehmen sie’s aber sehr genau bei euch …..mit Schild am Haus“

Fangen wir mit dem Schild an und übersetzten frei und sinngemäß von links oben nach quer unten, übrigens auch für uns, weil wir es noch nicht wirklich im Detail gelesen habe, wir sehen es sonst nur von hinten:

„Stop! Betreten verboten. – Personen unter epidemiologischer Beobachtung. – Keine anderen als  offizielle Personen dürfen eintreten. – …. dürfen die Wohnung nicht vor Ende der Maßnahme verlassen. – Dieses Verbotsblatt darf nur mit Genehmigung der Behörde entfernt werden. – Verstöße … werden strafrechtlich verfolgt.“

Donnerwetter!, was für eine Ansage. Aber an alle Besorgten: es geht uns gut und wir fühlen uns nicht unwohl oder drangsaliert! Solange es bei den stets freundlichen Kontrollbesuchen bleibt, stört uns die Quarantäne kaum, wir wären auch ohne in diesen beiden Wochen nicht mehr als 2-3 mal einkaufen gefahren. Das meiste haben wir dabei, heute früh hat zum ersten Mal ein Nachbar über den Zaun hinweg einen Einkaufszettel mitgenommen, Lieferung demnächst. Er schmunzelt nicht wenig über das Schild und die Nachricht, dass die Polizei täglich hier vorbei kommt.

Und wir haben schon zu Hause gewusst, was auf uns zukommt. Unter anderem, dass das Sportprogramm statt auf den Dorfstraßen in großen Runden vollständig auf dem eigenen Grundstück stattfinden muss. Zum ersten Mal zahlt sich aus, dass uns mit dem Haus gleich auch noch ein beinahe ackergroßes Grundstück zugefallen ist, auf dem mehrere Schulkassen gleichzeitig Bundesjugendspiele abhalten könnten und das dafür auch meist glatt gemäht ist.

Der Lauf geht übrigens oben am Grundstück vorbei am Übergang zum Garten des schon früher im Weintagebuch 2018 einmal vorgestellten „lieben Nachbarn auch“. Der hat uns dankbarerweise  gestern noch einmal angeboten, uns dort zu bedienen. Der Speiseplan kann damit um noch auszugrabende rote Bete, diverse Paprikasorten frisch vom Stock, ohne Ende Tomaten (ein wirklich gutes Tomaten-Jahr!) und Kürbis erweitert werden. Und inzwischen sind auch das Sodawasser, der Sauerrahm (tejföl) und die frischen Gurken eingetroffen, die ein anderer Nachbar im Dorfladen für uns besorgt hat. Ein Tsatsiki wird dadurch immer wahrscheinlicher.

Heute gibt es aber tatsächlich wie schon am Morgen vermutet kalte Platte.

Wie bei der Suppe gestern erübrigt sich auch hier ein Rezept. Man muss nur unfallfrei die Zutaten zusammenstellen ((Büffel)-Mozarella, Basilikum, Tomate, Avocado, Salz, Pfeffer, Fenchelkörner, Olivenöl), schneiden und wie abgebildet anrichten. Es darf  Brot und gerne auch Butter  dazu gereicht werden und auch dies und jenes: Oliven würden passen, auch Mango, Paprikaspalten. Jó étvágyat!

Zu berichten ist dann für heute lediglich noch von der vorsorglichen Zubereitung einer mexikanischen Sauce und von Zwetschgenröster.  Die Sauce gibt’s gelegentlich zum Frühstücksei und oder einem mexikanisch animierten Gericht, der Röster wird wohl am ehesten als aufwandloser Nachtisch direkt aus den Gläsern gelöffelt werden oder seinen Weg in einen Joghurt finden. Gedacht ist er eigentlich vom Erfinder als Beigabe für so etwas wie Kaiserschmarrn. Man kann ihn sicher auch unter eine Parfait- oder Eismasse mischen oder einen Pfannkuchen damit bestreichen, in einen Palatschinken wickeln oder auf Frühstücksbrötchen schmieren. Lassen wir uns doch einfach überraschen.

Die mexikanische Sauce, die wir jetzt vorstellen ist eine der eher einfacheren Art, es gibt auch kompliziertere Fälle. Sie repräsentiert den Typ „gekochte Sauce auf der Basis getrockneter Chiles“. Die unzähligen unterschiedlichen mexikanischen frischen und getrockneten Chilis haben einen mehr oder minder typischen Eigengeschmack, sei es von Haus aus, sei es durch die Art und Weise der Haltbarmachung und Verarbeitung (trocknen, räuchern etc.) und auch sehr unterschiedliche Schärfegrade.

Bei unserer heutigen Sauce werden

      • scharfe getrocknete mexikanische Chilis („morita“, „pasilla“, „anchos“, „mulatos“, „chipotle“….) trocken in einer Pfanne geröstet

      • dann gibt man etwas Wasser hinzu und stückige Tomaten (frisch oder aus der Dose) sowie
      • nach Belieben Zwiebeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer und Öl

        • alles zusammen weich köcheln und am Ende mit dem Mixstab pürieren
        • je nach gewünschter Schärfe und Intensität am Ende mit Öl, Wasser oder Tomatenpüree verdünnen
        • die heiß in Gläser gefüllte Sauce hält sich problemlos ein paar Wochen oder auch länger.

Man isst sie kalt oder aufgewärmt zu allen denkbaren Gerichten und Mahlzeiten, vor allem aber beim Frühstück zu gebratenen Eiern und Bohnenpüree. Sie ist in Mexiko zusammen mit anderen warmen oder kalt aus rohen Zutaten hergestellten Saucen im Haushalt stets vorrätig und wird alle paar Tage frisch gemacht.

Auch der Zwetschgenröster  lebt weniger von den wenigen Grundzutaten als vom Geschick des Röstenden, ihm einen besonderen Pfiff zu geben.

    • reife Zwetschgen, entkernt (weniger gerne runde Pflaumen)
    • Zucker
    • etwas Rotwein
    • bei Bedarf Zitronensaft
    • für den „Pfiff“ beispielsweise Zitronenzesten, Zitronenabrieb, Pfeffer, Salz, Chili, Tonkabohne, Vanillezucker ………….

Die Pflaumen, den Zucker und den Rotwein nur soweit aufkochen, dass sich der Zucker auflöst und sich das ganze geschmacklich verbindet. Der Röster ist keine Marmelade, sondern mehr ein Kompott.

Mit dem Zitronensaft für den Fall gegensteuern, dass sehr reife Zwetschgen nur süß und klebrig schmecken. Die übrigen Zutaten dann mit Gefühl und Liebe einsetzen. Mmmmmmmmmm!

Bis morgen!