Kantina Karantena (6)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 6
(8. September 2020)

Ein aus kulinarischer Sicht überschaubarer Tag, der die Polizeikontrolle heute erst um 10:45 Uhr sieht.

Ein geschenkt bekommen gehabter Gasgrill wird gewienert und zusammengebaut. Darauf werden am späten Nachmittag die 3 aufgetauten Leiterchen liegen, die noch im österreichischen Bruck an der Leitha(!) zu uns gestoßen sind. Dazu wird es den mit grünen Bohnen  verlängerten Rest vom Kartoffelsalat vom Sonntag geben, zwei mitgegrillte Paprikaschoten, ein paar Löffel der mexikanischen Sauce, auf die wir schon neugierig sind und etwas

Tsatsiki:

  • 2 nicht allzugroße Salatgurken schälen, längst halbieren, große Kerne entfernen
  • Gurken auf der Reibe in eine Schüssel raffeln
  • x oder mehr Knoblauchzehen schälen und auf die Gurken pressen
  • 2 kleine Becher Sauerrahm (hier „tejföl“) und oder griechischen Joghurt dazu geben
  • salzen und gut umrühren
  • Olivenöl wird man ohnehin später auf das Tsatsiki in Portionsschälchen als Dekoration geben, es ergibt aber einen runderen Geschmack, wenn man jetzt schon vorab etwas davon einarbeitet.

Das Tsatsiki ist schnell gemacht und wandert bis zum Essen in den Kühlschrank.

Der Tag vergeht dann auch ohne überzogenes Marathonkochen von ganz alleine. Gelegenheit, einer Sache nachzugehen, die gestern in den Sinn kam. Es gibt nämlich für den Fall des Nahrungsmittelnotstandes auf dem Acker oberhalb durchaus noch etwas, sogar eine angesagte Trenddelikatesse, an die noch niemand gedacht hat: Hier heißt sie „csicsóka“, im alten deutschen Dorfdialekt „Kuhbirnen“, in der Frankfurter Kleinmarkthallte aber „Topinambur“. Oha, wie kommt das jetzt hierher und wer baut das an?  Die Antwort ist recht skurril: niemand baut das an. Aber auch genauso niemand bekommt das Zeug, das vor dem 2. Weltkrieg überall im Dorf als Viehfutter galt, aus den Böden.

Jahr für Jahr wachsen auch nach 80 Jahren aus noch so klein gepflügten und geeggten Knollen mitten im Getreide, im Mais, zwischen den Sonnenblumen neue Topinamburpflanzen.

Alles Grüne auf dem Foto sind Topinamburpflanzen, die am Rande eines Ackers den im Hintergrund bereits gelb werdenden Mais verdrängt haben.

Leider ist nicht mehr zu ermitteln, ob es hier im Dorf jemals eine Tradition gab, Topi in der Küche zu verwenden. Die Barina-Vorfahren, eine Familie Hambuch, haben „sowas“ jedenfalls nicht gegessen, das „war doch für die Kühe und Schweine“. Heute bleiben die Pflanzen im Dorf gänzlich unbeachtet, so dass niemand sagen kann, wie sie schmecken oder wann eine gute Erntezeit ist.

Am Ende des Tages sind wir heute nicht weitergekommen bei dieser Frage, wir werden zu anderen Jahreszeiten noch einmal mit Hacke und Spaten graben müssen. Es steht zwar tatsächlich alles voller Pflanzen, die sehr entfernt ähnlich aussehen und blühen wie Sonnenblumen, aber die Wurzelknollen sind jetzt Anfang September leider nur maximal so groß wie ein sehr kleiner menschlicher Finger.

An diesen kleinen Knollen herumzuschälen lohnt sich kaum.  Wann sie so groß sein werden wie etwa eine Pflaume oder Kiwi müssen wir jetzt noch herausfinden, bevor wir etwas dazu sagen können wie sie schmecken und wie man sie am Besten verarbeitet. Unter anderem übrigens auch eventuell zu Schnaps. Ein Nachbar hat das einmal mit Erfolg praktiziert, aber ist wegen des Aufwands davon abgekommen. Säubern der Knolle, zermahlen und Aufschluss der mit Zucker verwandten Stärken, die dann bei der Vergärung den Alkohol bilden, mit Enzymen waren ihm einfach zu viel, auch wenn der Schnaps am Ende extrem lecker schmeckte.

Es bleibt also am späten Nachmittag beim Rest von Kartoffelsalat, mexikanischer Sauce, Tsatsiki, gegrillter Paprika und Leiterchen:

Dazu gibt es Merlot-Monarch-Cuvee 2017 vom Weingut Barina, Mucsi, den mit der gehörnten Biene auf dem Etikett (kein Wolpertinger!):