Kantina Karantena (5)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 5
(7. September 2020)

Heute wird es nach einem leichten Frühstück

am Abend nur noch eine wenig aufwändige Kleinigkeit geben, evtl. kalte Platte, deswegen können wir uns einleitend erst einmal mit den beiden Aufregern beschäftigen, die durch die Köpfe der Leser geistern und zu besorgten Rückfragen Anlass geben:

a) DAS SCHILD

und b) DIE POLIZEI-KONTROLLE.

„… ist aber schon ziemlich krass, wie ich finde.“ – … Grundstück nicht verlassen. Ist das nicht beängstigend? Die Polizeikontrolle empfinde ich auch nicht so wirklich gut gemeint. – „Da nehmen sie’s aber sehr genau bei euch …..mit Schild am Haus“

Fangen wir mit dem Schild an und übersetzten frei und sinngemäß von links oben nach quer unten, übrigens auch für uns, weil wir es noch nicht wirklich im Detail gelesen habe, wir sehen es sonst nur von hinten:

„Stop! Betreten verboten. – Personen unter epidemiologischer Beobachtung. – Keine anderen als  offizielle Personen dürfen eintreten. – …. dürfen die Wohnung nicht vor Ende der Maßnahme verlassen. – Dieses Verbotsblatt darf nur mit Genehmigung der Behörde entfernt werden. – Verstöße … werden strafrechtlich verfolgt.“

Donnerwetter!, was für eine Ansage. Aber an alle Besorgten: es geht uns gut und wir fühlen uns nicht unwohl oder drangsaliert! Solange es bei den stets freundlichen Kontrollbesuchen bleibt, stört uns die Quarantäne kaum, wir wären auch ohne in diesen beiden Wochen nicht mehr als 2-3 mal einkaufen gefahren. Das meiste haben wir dabei, heute früh hat zum ersten Mal ein Nachbar über den Zaun hinweg einen Einkaufszettel mitgenommen, Lieferung demnächst. Er schmunzelt nicht wenig über das Schild und die Nachricht, dass die Polizei täglich hier vorbei kommt.

Und wir haben schon zu Hause gewusst, was auf uns zukommt. Unter anderem, dass das Sportprogramm statt auf den Dorfstraßen in großen Runden vollständig auf dem eigenen Grundstück stattfinden muss. Zum ersten Mal zahlt sich aus, dass uns mit dem Haus gleich auch noch ein beinahe ackergroßes Grundstück zugefallen ist, auf dem mehrere Schulkassen gleichzeitig Bundesjugendspiele abhalten könnten und das dafür auch meist glatt gemäht ist.

Der Lauf geht übrigens oben am Grundstück vorbei am Übergang zum Garten des schon früher im Weintagebuch 2018 einmal vorgestellten „lieben Nachbarn auch“. Der hat uns dankbarerweise  gestern noch einmal angeboten, uns dort zu bedienen. Der Speiseplan kann damit um noch auszugrabende rote Bete, diverse Paprikasorten frisch vom Stock, ohne Ende Tomaten (ein wirklich gutes Tomaten-Jahr!) und Kürbis erweitert werden. Und inzwischen sind auch das Sodawasser, der Sauerrahm (tejföl) und die frischen Gurken eingetroffen, die ein anderer Nachbar im Dorfladen für uns besorgt hat. Ein Tsatsiki wird dadurch immer wahrscheinlicher.

Heute gibt es aber tatsächlich wie schon am Morgen vermutet kalte Platte.

Wie bei der Suppe gestern erübrigt sich auch hier ein Rezept. Man muss nur unfallfrei die Zutaten zusammenstellen ((Büffel)-Mozarella, Basilikum, Tomate, Avocado, Salz, Pfeffer, Fenchelkörner, Olivenöl), schneiden und wie abgebildet anrichten. Es darf  Brot und gerne auch Butter  dazu gereicht werden und auch dies und jenes: Oliven würden passen, auch Mango, Paprikaspalten. Jó étvágyat!

Zu berichten ist dann für heute lediglich noch von der vorsorglichen Zubereitung einer mexikanischen Sauce und von Zwetschgenröster.  Die Sauce gibt’s gelegentlich zum Frühstücksei und oder einem mexikanisch animierten Gericht, der Röster wird wohl am ehesten als aufwandloser Nachtisch direkt aus den Gläsern gelöffelt werden oder seinen Weg in einen Joghurt finden. Gedacht ist er eigentlich vom Erfinder als Beigabe für so etwas wie Kaiserschmarrn. Man kann ihn sicher auch unter eine Parfait- oder Eismasse mischen oder einen Pfannkuchen damit bestreichen, in einen Palatschinken wickeln oder auf Frühstücksbrötchen schmieren. Lassen wir uns doch einfach überraschen.

Die mexikanische Sauce, die wir jetzt vorstellen ist eine der eher einfacheren Art, es gibt auch kompliziertere Fälle. Sie repräsentiert den Typ „gekochte Sauce auf der Basis getrockneter Chiles“. Die unzähligen unterschiedlichen mexikanischen frischen und getrockneten Chilis haben einen mehr oder minder typischen Eigengeschmack, sei es von Haus aus, sei es durch die Art und Weise der Haltbarmachung und Verarbeitung (trocknen, räuchern etc.) und auch sehr unterschiedliche Schärfegrade.

Bei unserer heutigen Sauce werden

      • scharfe getrocknete mexikanische Chilis („morita“, „pasilla“, „anchos“, „mulatos“, „chipotle“….) trocken in einer Pfanne geröstet

      • dann gibt man etwas Wasser hinzu und stückige Tomaten (frisch oder aus der Dose) sowie
      • nach Belieben Zwiebeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer und Öl

        • alles zusammen weich köcheln und am Ende mit dem Mixstab pürieren
        • je nach gewünschter Schärfe und Intensität am Ende mit Öl, Wasser oder Tomatenpüree verdünnen
        • die heiß in Gläser gefüllte Sauce hält sich problemlos ein paar Wochen oder auch länger.

Man isst sie kalt oder aufgewärmt zu allen denkbaren Gerichten und Mahlzeiten, vor allem aber beim Frühstück zu gebratenen Eiern und Bohnenpüree. Sie ist in Mexiko zusammen mit anderen warmen oder kalt aus rohen Zutaten hergestellten Saucen im Haushalt stets vorrätig und wird alle paar Tage frisch gemacht.

Auch der Zwetschgenröster  lebt weniger von den wenigen Grundzutaten als vom Geschick des Röstenden, ihm einen besonderen Pfiff zu geben.

    • reife Zwetschgen, entkernt (weniger gerne runde Pflaumen)
    • Zucker
    • etwas Rotwein
    • bei Bedarf Zitronensaft
    • für den „Pfiff“ beispielsweise Zitronenzesten, Zitronenabrieb, Pfeffer, Salz, Chili, Tonkabohne, Vanillezucker ………….

Die Pflaumen, den Zucker und den Rotwein nur soweit aufkochen, dass sich der Zucker auflöst und sich das ganze geschmacklich verbindet. Der Röster ist keine Marmelade, sondern mehr ein Kompott.

Mit dem Zitronensaft für den Fall gegensteuern, dass sehr reife Zwetschgen nur süß und klebrig schmecken. Die übrigen Zutaten dann mit Gefühl und Liebe einsetzen. Mmmmmmmmmm!

Bis morgen!