Kantina Karantena (2) – Folge 3

Mucsi, 1. April 2021 (Gründonnerstag)

Senile Robinsonade? (Vor-)Letzter Alters(hoch)sitz vor dem Pflegeheim?

Diesen „cliff hanger“ samt Aufmacherbild lassen wir hier jetzt mal so stehen und kommen gehen Ende der Episode wieder darauf zurück.

Die nötige Spannung bis dahin erhalten freizügige Einblicke in die Kantina-Kochtöpfe und die explodierende Natur um uns herum. Es könnte ein Schmetterlingsjahr werden. Zu den Tagpfauenaugen und Zitronenfalter sind überraschend früh ein Segelfalter und ein Landkärtchen gekommen. Heute mäandert mehrere Male ein weiß-oranges Aurorafalter-Männchen vor dem Haus durch die Sonne. Wer jetzt nach Belegfotos fragt, soll es bitte selbst versuchen und wird schnell merken, dass der Auslöser einer Fotokamera zwei getrennt wirkende Funktionen hat. Er sorgt zum einen dafür, dass die Kamera als Abbildung das speichert was wir später auf einem Bild wiedersehen wollen. Gleichzeitig sorgt der Auslöser aber auch dafür, dass Schmetterlinge zugeklappt und gegen unerwünschtes Fotografieren geschützt werden. Seit Einführung der Digitalfotografie haben die meisten Schmetterlinge serienmäßig Bluetooth. Von dieser Funktion des Auslösers wissen die wenigstens, ganz einfach weil die wenigsten Insekten fotografieren. Es gibt Auslöser auch mit der Zusatzfunktion „Wegfliegen bevor der Autofokus fertig gemessen hat“ und „Grashalm wackeln lassen“. Auf den Fotos ist dann meist nichts Scharfes oder überhaupt gar nichts zu sehen. Immerhin sei versprochen: wenn noch etwas Vorzeigbares gelingt, wird es nachgereicht. Oder wir speisen mit Klammermaterial ab ……

Übrigens ist auch bereits die erste Baby-Eidechse gesichtet worden. Und wenn wir beim Nachwuchs sind: in einem riesigen Gurkenglas, dass im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem 8-jährigen Jungen, der zu Besuch war, als „Labor 1“ eingerichtet worden ist, müsste noch unter reichlich vertrocknetem Laub die Puppe eines Mittleren Weinschwärmers auf die Auferstehung und Himmelfahrt des ihr innewohnenden Falters warten. Ist die Tatsache, dass heute Gründonnerstag ist, ein Omen? Kommt der Weinschwärmer in der Osternacht? Wohl eher nicht. Wenn er überhaupt kommt und wenn es überhaupt eine noch vitale Puppe ist, die unter den Bedingungen eines draußen im Schatten abgestellten und oben offenen Gurkenglases den Winter überdauert hat. Die gut 10 cm lange fette Raupe

(Archiv-Bild) ist zwar nachgewiesen lebend mit einem kleinen Vorrat an frischen Weinblättern  in „Labor 1“ eingezogen, aber nach ein paar Tagen hatte sie sich eingesponnen und war abgemagert. Um sie herum lagen etliche etwa 1 cm lange grüne Stückchen mit etwa ihrem vorherigen Körperumfang. Die Raupe scheint vor ihrer Verpuppung allen weltlich Ballast abgestoßen zu haben und hat vor der bevorstehenden Metamorphose erst einmal den Darm entleert. Ob das alles so seine Richtigkeit hat und den vorgesehenen Gang genommen, lässt sich erst sagen, wenn der Schwärmer irgendwann tatsächlich im Glas sitzen sollte. Denn wer hat schon einmal eine solche Metamorphose komplett gesehen oder durchlebt? Wir müssen warten. Lernen aber doch schon einmal von der Natur, dass wenn wir einmal ein schöner Schmetterling werden wollen, wir immer schön auf den Stuhlgang achten müssen. Mit vollem Darm kommt man nicht in den Himmel.

Zurück zum Ernst des Lebens, es muss gegessen werden. Von Montag, Dienstag, Mittwoch und heute Donnerstag seien zwei Mahlzeiten erwähnt, die wenigstens knapp über der Schwierigkeitsstufe „Kühlschranktür schwingen“ angesiedelt sind.

Gestern gab es Saltimbocca von der Schweinelende und spanische Kartoffeltortillas.

Die Kartoffeltortilla kann von den Vortagen sein, sie hält sich gut eine Weile im Kühlschrank, es gibt auch exzellente Ware ohne Konservierungsstoffe im Lebensmittelhandel.  Das hat den Vorteil, dass man ohne großen Zauber eine sehr schmackhafte Begleitung zu einer Speise bekommt, um die man sich sorgenfrei kümmern kann, ohne zweite und dritte Töpfe in Betrieb zu haben und überall umrühren und aufpassen zu müssen. Die Tortilla legt man im Ganzen mit minimal Fett einfach in eine mäßig heiße Pfanne und lässt sie beiläufig bräunen und durchwärmen. In Dreiecke oder Scheiben geschnitten, sieht sie zudem beim Anrichten im Anschnitt adrett aus und ist ein relativ neutraler Begleiter zu diesem und jedem. Saltimbocca ist dann nichts weiter als flach geklopfte, eingeklappte und mit Zahnstochern zusammen gehaltene Fleischscheiben – hier Schweinelende – in denen man eine Scheibe rohen oder gekochten Schinken und jeweils ein Blatt Salbei verstaut hat. In heißer Butter oder heißem Öl bis zum gewünschten Gar- und Bräunungsgrad wenden. Für die Deko ein paar Salbeiblätter und Kirschtomaten mitlaufen lassen. Mahlzeit.

Heute dann ein paar einfache Spaghetti in Specksahnesauce.

Nudeln bissfest kochen, in einem zweiten Topf Zwiebeln und Speckwürfel in Öl oder Butter anschwitzen, später Sahne dazu geben, nach gusto Pfeffer, Knoblauch und gerne auch frische Kräuter. Sobald die Nudeln fertig sind unbedingt etwas heißes Kochwasser zurückhalten, dann abgießen. Nudeln zur Sahnespeckmischung heben, unterrühren. Das Nudel-Speck-Sahne-Gemisch mit dem Kochwasser zur gewünschten Konsistenz rühren. Erst die aus den Nudeln beim Kochen ins Wasser entwichene Stärke macht die Sauce cremig und geschmeidig. Die Nudeln wickeln sich hernach quasi von selbst um die Gabel. Einrollhilfen wie der allseits gerne benutzte Suppenlöffel werden entbehrlich.

Jetzt zurück zum eingangs vorgestellten Altershochsitz. In gewisser Weise Bubenkram, wir bauen ein Baumhaus. Oder eine Plattform, um vielleicht sogar nachts versteckt hinter einer Plane Füchse und Rehe zu beobachten. Oder eine Plattform, um abends auf dem Liegestuhl von einer kühlenden Prise umweht zu werden. Die Vorrichtung zwischen den dicken Stämmen einer kleinen Baumgruppe ist für all das gut. Hier ist ein Platz wo selbst am heißesten Sommerabend noch ein letztes Lüftchen weht. Und sie ist liegt knapp über einem Mensch-, Haustier- und Wildwechsel, der quer über den oberen Teil unseres Grundstücks führt. Nachbarn wechseln in ihren auf der anderen Seite gelegenen Gemüsegarten, Hunde und Katze ziehen Kreise entlang ihrer Revier- und Fortpflanzungsgrenzen. Fuchs, Hase, Igel und Fasan streifen im Dunkeln herum, dazu beinahe täglich der Dachs, der Marder und Rehe, gelegentlich auch Hirsche und Wildschweine.

Hier die Ausbeute der Fotofalle in der Nacht auf den – zufällig und ohne Scherz –  1. April:

Vor allem aber ist der Hochsitz gut für das „Kind im Manne“, das nach einem langen Erwerbsleben überwiegend hinter Bürofenstern wieder hervortreten darf, kann und soll. Ein Jungbrunnen aus Holz und Schrauben.

Mucsi, 7. April 2021 (Mittwoch)

Die vergangenen Tage zeigten was „Aprilwetter“ ist. Den Ostersonntag konnten wir noch leicht bekleidet in der Sonne verbringen und uns Sorgen um einen Sonnenbrand machen. In den Tagen danach sank das Thermometer in der Nacht unter Null und gestern wirbelten nach einer stürmischen Nacht ein paar verirrte Schneeflocken über das in Raureif erstarrte Gras vor dem Haus.

Ein paar notwendige Arbeiten wurden in der Sonne anfangs noch erledigt, wie die Austriebsspritzung des Weins, danach sind wir jetzt aber innerlich bereits auf die Rückreise nach Frankfurt eingestellt. Quarantäne hier ist zwar jetzt kein Thema mehr, aber die Pandemie bestimmt auch diese Entscheidung: für Ende kommender Woche ist ein erste Impfmöglichkeit in Frankfurt angeboten worden, die wir nicht ausschlagen wollen. Wir beschäftigen uns jetzt wiederholt intensiv mit der Seite www.einreiseanmeldung.de und was die dort bekannt gemachten Regelungen für uns konkret bedeuten: COVID-Test (welcher?) kurz vor Abreise noch hier in Ungarn?, dürfen wir überhaupt noch unterwegs übernachten oder müssen wir uns zwingend frisch von der Grenze weg direkt nach Frankfurt in die Einreise-aus-einem-Hochinzidenzgebiet-Quarantäne verfügen?,  wann und wie genau kommen wir mit einem zweiten negativen Test nach fünf Tagen verfrüht da wieder raus?, kann man aus dieser Quarantäne heraus mal kurz zum Impfen ausbüxen? Weil all diese Fragen in den verschiedenen Quellen nur zu 95% eindeutig  beantwortet werden, zieht man auf der Suche nach den verbleibenden 5% weitere Internetseiten hinzu und wird auf 87% zurückgeworfen. Nach einem weiteren Versuch ist man wieder bei 94% und schon bricht über allem der Abend herein.

Nach den Osterfeiertagen waren wir ansonsten gestern zum ersten Mal „draußen“, um ein paar fast unumgängliche Erledigungen und Einkäufe im Baumarkt zu machen und die wenigen Lücken in unserem Lebensmittelvorrat zu schließen, bevorzugt mit Schokolade und Marzipaneiern, die wir, um das kühle Wetter zu ertragen und Ostern nachzufeiern, zu unserer ansonsten doch eher vernunftgesteuerten Diät hinzunehmen. Etwas Prosecco kann auch nicht schaden. Und wenigstens für die allerwichtigsten  Fußballspiele gibt es jetzt Erdnüsse, wenn auch gestern Abend Manchester-Dortmund stark von der mehlig-muffigen Ware von Aldi beeinträchtigt wurde. Die namentliche Nennung hat sich der Händler mit dieser Produktqualität redlich verdient, zu einem Spiel von Eintracht Frankfurt wird so etwas jedenfalls nicht gereicht.

Ein Ergebnis der Einkaufsrunde von gestern sei noch erwähnt, weil es den Alltag hier in gravierender Weise erleichtert: wir können endlich eine unserer Rasenmäher-Karkassen entsorgen, einen jener erbarmenswürdigen Gartenhelfer, dem von pfiffig-findigen Aushilfsreparateuren die Öffnung für die Mulchklappe zugeschweißt wurde, weil die zerbrochene Abdeckung nicht nachzubestellen war. Außerdem war der Selbstantrieb der Räder auf wundersame Weise schon lange abhanden gekommen. Statt dass er von selbst zog, musste er mit immer schwerer werdendem Grasfangsack den Hang hinaufgeschoben werden.  Zu allem Überfluss ließen Zündung und Motor die verzweifelt blank gebürstete Zündkerze ein ums andere Mal und zuletzt ganz im Stich. Vielleicht kann Dich noch ein Wunderheiler retten, fürs Erste scharrt jetzt aber schon Gott-sei-Dank ein Nachfolger mit dem Allradantrieb.

Zu den Mahlzeiten gegessen wird in diesen Tagen ansonsten was auf den Tisch kommt. Wir arbeiten eher unaufgeregt unsere Vorräte ab, als dass wir kunstvoll mit den Kochlöffeln jonglieren. Drei tiefgefrorene, von einem Bekannten, zusammen mit Zwiebel und selbstangebauten Kartoffeln gespendete Hühner-Unterkeulen werden mit etwas Suppengemüse, einer Nelke, einem Lorbeerblatt sowie Ingwer und Zitronengras in eine asiatisch anmutende Suppe verwandelt. Das Fleisch wird hernach von den Knochen genommen und in sehr dünne Scheiben geschnitten und mit ein paar Streifen Romana-Salat zurück in die Brühe gegeben. Eine größere Menge kurz vor dem Servieren in feinen Streifen in die heiße Suppe geschnittener Ingwer verwandelt die schlichte Hühnersuppe in ein Heilelixier. Sie wärmt und bekämpft Erkältungskeime in Mund und Rachen. Chili, Salz, Sojasauce und Sesamöl nach Belieben bei Tisch beigeben.

Wenigstens sei aber noch von der Erstbesteigung der „Salzberger Nocke“ berichtet. Seit längerer Zeit war schon immer mal wieder die Rede von dieser sagenumwobenen, in der Operette besungenen Süßspeise aus Westösterreich gewesen. Eine eigentlich sehr gut kochende Bekannte sprach davon, dass sie gerne mal Salzburger Nocken essen würde, aber vor den in der einschlägigen Kochliteratur berichteten Tücken und Schwierigkeiten zurückschreckt. Wir hatten irgendwann zugesagt, es einmal für sie zu probieren.  Aber blamieren will man sich ja auch nicht, so kam es zu diesem Probelauf im Schatten der Quarantäne. Das Ergebnis hat uns überzeugt, muss aber gelegentlich mal verglichen werden mit Nocken, die ein versiertes Restaurant serviert. Erst dann kann man sagen, ob sie wirklich „süß wie die Liebe und zart wie ein Kuss“ waren. Ja, sie waren süß und zart, sogar luftig-fluffig, aber möglicherweise gibt es da ja noch Luftpolster nach oben.

Wir haben es so gemacht:

3 Eier trennen, 1 Eigelb zurückhalten, 2 Eigelbe anderweitig verwenden.
Eiweiß mit einer Prise Salz anschlagen,
2 EL Zucker, 1 EL(!) Vanillezucker hinzufügen, dann Eiweiß sehr fest schlagen.
1 EL Mehl gut verteilt über den Eischnee sieben,
das zurückgehaltene Eigelb mit einer Gabel glatt rühren und ebenfalls über den Eischnee geben.
Mehl und Eigelb schnell und eher flüchtig unter den Eischnell heben, lieber ein paar gelbe Streifen in den Nocken riskieren als jetzt die Luft wieder aus der Masse vertreiben.
Eine ofenfeste Form mit Öl auspinseln und mit Zucker bestreuen.
Mit einer Teigkarte großen Nocken in der bekannten Salzburger-Nocken-Gebirge-Form so in die Form setzen, dass beim Hochziehen der Karte schroffe Bergkämme stehen bleiben, die im Ofen stärker bräunen als die sanften, tiefer gelegenen Abhänge.
Im vorgeheizten Backofen ca. 20 Minuten bei 180 Grad Ober-Unter-Hitze backen.

Schnell noch etwas  Neuschnee drüber pudern und sofort servieren.

Ein Letztes für heute und bevor wir uns noch einmal diese Tagebuch-Kurzstaffel abschließend melden: die Passauer Lauchzwiebeln sind wieder aufgetaucht: „Komisch, warum riecht jetzt meine Handtasche nach Leberwurst?“. Guten Appetit.

 

Kantina Karantena (2) – Folge 2

Mucsi, 26./27. März 2021 (Freitag/Samstag)

Nach zwei ganzen Tagen vor Ort ist das Haus vom Winterstaub befreit, das Leben findet am Freitag und Samstag tagsüber vorwiegend im schönsten Vorfrühling draußen statt. Etwas voreilig stehen ein paar Mirabellenbäume in voller Blüte. Um die Äste herum summen und schwirren Insekten. Irgendwo versteckt steht eine Parfümfachverkäuferin und versprüht einen altmodischen Damenduft.

Die Blüten dieser nicht sehr schmackhaften halbwilden Sorte haben Nachtfröste bisher immer gut überstanden. Sorgen muss man sich aber um Aprikosen und Weinbergspfirsiche machen. Wenn es noch einmal richtig kalt wird, gibt es später keine Früchte.

Am Boden im kaum fingerhohen Gras winzige Blüten von Vergissmeinnicht, von Veilchen, von aus Beeten ausgebüxten oder echt wilden Traubenhyazinthen und erstaunlich vielen anderen Frühblühern oder Vordränglern, denen man als Stadtbewohner sonst niemals begegnet. Silberdisteln reservieren sich jetzt noch ein Plätzchen, bevor das Gras später schnell allen Boden zuwuchert. Aber auch die ausgepflanzten Stauden und Blumen schieben mächtig. Bei der Bestimmung der vielen verschiedenen Pflanzen hilft jetzt nur noch ein sehr leistungsfähiges Langzeitgedächtnis und die Erinnerung an Pflanzenbestimmungsübungen im Bio-Unterricht in der Quinta oder Sexta bei der Bestimmung weiter. Aber nach knapp 60 Jahren ist da nur noch ein Salat aus Worteilen: Gemeiner Gundermann, Milchstern, Lungenkraut. Bevor sich jetzt jemand blamiert lassen wir einfach in paar Bilder sprechen.

Das Tagesbuch handelt ja vom Essen, aber auch vom Trinken. Das Kantina-Personal hat bereits vorgestern begonnen, sich um die Getränke zu kümmern, die ab Herbst 2022 auf der Speisekarte stehen werden und daher die Weinstöcke gerichtet, an denen im Herbst die Trauben für den diesjährigen Wein hängen sollen. Wie sich das alles verhält haben wir ja schon 2018/2919 detailliert berichtet (s. Weintagebuch 2018) und bleibt hier am Rande.

Was die Quarantäne angeht, haben wir uns mittlerweile darauf eingestellt, dass uns zwar keiner kontrolliert, aber erwartet wird, dass wir sie selbst einhalten. Wir werden brav sein.

Und auf eine Weise auch nicht. Gestern haben wir verbotenerweise am Nachmittag unseren Scheiterhaufen aus Holzschnitt vom Vorjahr abgefackelt.

Das macht hier jeder so, möglichst unauffällig. Die nächste Polizei ist weit weg und verpfiffen wird nicht so schnell. Und da wir nicht überwacht werden, kann uns auch niemand überraschen.

Am Abend gab es am Freitag kalten gebeizten Lachs mit Weißkrautsalat im Stille von „coleslaw“, also klein gehackt und mit Mayonnaise, womit das Rezept schon praktisch vollständig enttarnt ist, wenn nur noch etwas Salz und Pfeffer dazu käme. Der Lachs kam aus einer mit eingereisten Packung und muss nicht für kulinarische Belehrungen herangezogen werden. Dazu Pellkartoffeln. Hausmannkost.

Heute Abend wird es wohl ähnlich frugal. Eine Doppelpackung Handkäse ist mit Musik auf den Weg gebracht und darf ziehen. Dazu wird es Butterbrote geben. Eine aus Resten angesetzte Gemüsebrühe könnte bei Bedarf den warmen Teil des Abendessen bilden.

Mucsi, 28. März 2021 (Sonntag)

Am ersten Sonntag nach unserer Einreise am vergangenen Mittwoch knickt das Wetter ein wenig ein. Es ist wolkig, ein leichter Wind weht unangenehm unter die Klamotten und treibt in die warme Stube. Wir praktizieren „Lazy Sunday“. Leichtere Alibi-Verrichtungen wie einen Wasserschlauch ausrollen und anschließen, der zum Ausspülen von Gerätschaften im Kellerhaus in den kommenden Tagen gebraucht wird, sind nicht ausgeschlossen helfen den Tag strukturieren.

Die eigentlich für heute fest vorgenommene Austriebsspritzung des Weins wird vertagt, heute treibt er eh nicht mehr aus. Und morgen wahrscheinlich auch nicht.

Immerhin klärt uns ein übernächster Nachbar über den Quarantänezaun hinweg darüber auf, dass, nachdem im vorigen Jahr am Ort ein kleiner Laden geschlossen hat, in dem man Soda in Pfandflaschen kaufen konnte, jetzt immer am Montagfrüh jemand mit dem Auto vorbeifährt, der frisch gefüllte Flacons verteilt. Man hängt seine leeren Flaschen an den Zaun, daneben passend sein Geld und „zack“ hat man frisches Sodawasser. Das hat auch schon vor Corona kontaktlos so funktioniert.

Seltsamerweise nutzen wir die freie Zeit nicht, um groß aufzukochen, wird sind etwas träge. Das Grillen von Fleisch-Gemüse-Spießen auf Holzkohle im Freien wird auf morgen, übermorgen verschoben. Der heutige Sonntag wird zum „Restetag“ erklärt: Krautsalat, Handkäse, Gemüsesuppe. Wenn das nicht reicht, wird spontan zugefüttert. An Tag 5 sind unsere Vorräte an kaltem Essen noch schier endlos.

Mucsi, 28. März 2021 (Montag)

Heute war der erste Grilltag des Jahres. Zu Mittag trumpft die Sonne groß auf, noch am späten Nachmittag kann man locker gekleidet im Freien sitzen und die wärmenden Strahlen genießen. Sonnenbrandgefahr.

Nachdem sich gestern kaum etwas bewegte, sind heute wieder jede Menge Insekten und Vögel unterwegs. Eine Holzbiene brummt wie ein Hubschrauber und zieht ihre Kreise.

Neben den ersten Tagpfauenaugen  und Zitronenfaltern machen besonders die schwarzen Mauer- oder Solitärbienen mit ihren roten Hinterteilen Freude. Wir hatten sie schon abgeschrieben, nachdem die ausgehängten Bambusrohre seit Jahren nicht mehr bewohnt aussahen. Aber wir haben sie wohl immer nur verpasst. Nach wenigen Wochen gleich Anfang des Frühjahrs verschließen sie nämlich die Röhren mit Lehm und mauern so ihre Brut ein, die erst nach gut 10 Monaten im Folgejahr wieder herauskriecht und für ein paar Wochen die Ernte der ersten Frühlingstage weitgehend für sich hat. Eine gute Weile, bevor Scharen von Wespen, andere Bienen und marodierende Hornissen ihnen Konkurrenz machen oder ihnen gar nachstellen. Falls wir uns später nicht mehr sehen: bis nächstes Jahr!

Der Vormittag geht drauf für Gartenarbeiten rund ums Haus, Unkraut jäten, vertrocknete Stauden zurückschneiden. Und für Weinkellerarbeit. Der 2020-er Wein muss aus den Fässern gezogen werden, die unten zurück bleibende, dort abgesetzte Schicht aus Traubenrückständen, Schmutz und Hefen wird ausgespült und der Wein zurückgesetzt.

Am Nachmittag glüht die erste Holzkohle weiß und bräunt unsere – wie nennen sie jetzt mal so – Zigeunerspieße: Stücke vom Schweinenacken, Bauchspeck, Zwiebeln, Paprika.

Natürlich ist der „Zigeuner“ nicht sehr „p.c.“ und peinlicher wäre nur noch der Versuch jetzt noch etwas daran zu gendern, aber Corona und der explizite Anti-Multikulturalismus in der offiziellen aktuellen ungarischen Politik verursachen sarkastische Reflexe beim Denken und Sprechen.

Apropos Corona: Das Dorf trägt Maske. Die meisten Älteren sind bereits wenigstens  einmal geimpft, aber es liegen auch Leute im Krankenhaus. Wir haben die Ohren auf was unsere eigenen möglicherweise anstehenden Impftermine in Deutschland angeht. Vieles lassen wir liefern, statt einkaufen zu gehen, neben Weißwein vom Balaton auch Holz und Schrauben aus einem Baumarkt in Budapest. Das reduziert Kontakte und wird auch nach Ende der Quarantäne weitgehend beibehalten.

Kantina Karantena (2) – Folge 1

Mucsi, den 25. März 2021

„Das Brot ist geknetet und geht vor sich hin. 100% Roggen, angesetzt mit Sauerteiggranulat und einer Spur Trockenhefe, dazu neben anderen Gewürzen und Sonnenblumenkernen ein ordentlicher Löffel Pulver vom Schabziegerklee (auch „Brotklee“) und Fenchelsamen, der südtiroler Einschlag ist gewünscht.“

So würde die zweite Staffel der Tagebuchreihe „Kantina Karantena“ beginnen, wenn wir nicht damit beginnen müssten, unseren derzeitigen Status zu schildern und mit dem geneigten Leser – während in der Küche das Brot geht und später gebacken werden will – zu vereinbaren, dass eine „Kantina Karantena“ auch dann eine Kantina Karantena sein darf, wenn gar keine Quarantäne offiziell angeordnet ist. Wir sind nämlich irgendwie in der Schwebe, in einer Art „vielleicht-aber-auch-nicht-oder-doch-Quarantäne“. Am Tor hängt kein Warnschild.

Dabei wähnten wir uns eigentlich auf der sicheren Seite und sind den Ratschlägen des deutschen Auswärtigen Amtes nachgegangen, das dringend empfiehlt, für Ungarn auch dann eine schriftliche Sondererlaubnis für die Einreise einzuholen, wenn wir eigentlich ansonsten mit unseren, im letzten Jahr für den Fall der Fälle noch schnell beantragten ungarischen Wohnsitzpapieren auch direkt einreisen könnten. „Es werden strenge Einreisekontrollen durchgeführt“. Gesagt, getan. Das Formblatt „COVID-06“ kann online und in Englisch eingereicht werden.  Damit dann bereits erfasst sind Namen, Ausweisnummern, Ort der späteren Quarantäne, Einreisedatum, Grenzübergang, Autokennzeichen, zuständiges Polizeirevier für die  Überwachung der Quarantäne. Nach 6 Tagen wiehert der Amtsschimmel in der Mailbox und bringt einen positiven Bescheid auf 5 dicht mit amtsjuristischem Ungarisch bedruckten Seiten mit sehr hoher „§“-Zeichen-Dichte. Aber die Sache ist schon klar: wir dürfen kommen, müssen aber (wieder) in Quarantäne, die von den gleichen Herren überwacht werden wird, die schon im vergangenen Jahr (Polizei Tamási) aufgepasst haben, an der Grenze wird eine Gesundheitsuntersuchung vorgenommen usw. usf. Und die Digitalisierung galoppiert: eingangs des Schreibens, das an der Grenze vorzuweisen ist, prangen zwei fette Bar-Codes und wir gehen davon aus, dass die später an der Grenze eingelesen werden und der Schimmel weitergaloppiert und beim zuständigen Polizeirevier Bescheid gibt, dass wir kommen und überwacht werden müssen.

Nach Eingang dieses Schreibens arbeiten wir noch in Frankfurt unsere XXXLLXXXL-Lebensmittelliste ab und packen das Auto.

Und zwar noch voller als im vergangenen Jahr, weil wir heuer auch nach der Quarantäne nur eher im Notfall in einen Supermarkt gehen wollen. Tagesaktuell  ist die Corona-Situation in Ungarn und auch direkt hier im Dorf um uns herum nicht sehr prickelnd. Nicht nur gesundheitlich. Der gestrenge Staat verdonnert zusätzlich zum ohnehin vorhandenen Elend seine lieben Untertanen auch zu Geldbußen für das Nichttragen einer Maske in der Öffentlichkeit, die deutlich über dem liegen, was ein Teil unserer Dörfler hier monatlich als Grundsicherung einstreichen darf. Solches und auch das eigenmächtige Nichteinhalten der Quarantäne ist übrigens auch für Ausländer mit hoher Geldstrafe bewehrt, weswegen wir uns eben die einleitend geschilderten Gedanken machen und die Speisekammer mit Vorräten füllen.

Das Auto ist also gepackt. Wir reisen in Frankfurt ab, durch Österreich durch und nach Ungarn ein. Ab, durch, ein? War da was? Warum sind wir jetzt schon drin? Hinter Passau in Suben schielt der österreichische Grenzer nur aus der Ferne auf unsere deutschen Ausweise und winkt durch. Knapp vier Stunden später steuern wir als einziger PKW im Schritttempo auf die ansonsten verwaiste ungarische Grenzkontrollstelle auf der Autobahn bei Hegyeshalom zu, innerlich bereit, streng(!) einreisekontrolliert und sofort gescannt zu werden. Schildkappe ist schon nach hinten geschoben, das digitale Fieberthermometer hat freien Zugang zur Stirn, die Gesundheitsprüfung kann ihren Lauf nehmen.

Aber hat das eigentlich auch jemand dem diensthabenden Beamten gesagt? Bevor wir diese Frage beantworten – wie jetzt natürlich nicht mehr anders zu  erwarten mit einem klaren „NEM“ (ung. „nein“) – schieben wir sicherheitshalber noch etwas ein, mit dem wir uns am Ende selbst erklären wollten, was da passiert ist. Was ist ein „Hungaricum“? Ein „Hungaricum“ ist ein schützenswertes nationales ungarisches Erzeugnis –  z.B. der Kräuterlikör „Unicum“ – oder eine typisch ungarische kulturelle Errungenschaft – wie z.B. dass die Männer einmal im Jahr Gulasch im Kessel über offenem Feuer kochen. So eine kulturelle Errungenschaft ist auch das tägliche Mittagessen um 11:30 Uhr, spätestens 11:45 Uhr. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben kommt um diese Uhrzeit weitgehend zum Erliegen. Das Land ist kollektiv unterzuckert und strebt in die Kantinen und Garküchen. Wir fahren auf den Grenzer so knapp vor 11:30 Uhr zu, sein Blick ist etwas glasig, Hirn und Grenzschutz versagen bereits weitgehend. Corona ist ein mexikanische Bier, Quarantäne ein lateinisches Fremdwort. Er fragt, ob wir Ungarn seien, wir outen uns als Deutsche. Er murmelt etwas auf Ungarisch, das wir nicht verstehen, und dreht ab. Ob er die hingehaltenen Papiere wahrgenommen hat, ist schwer zu beurteilen. „Sie können …..“, ja was bitte? Weiterfahren? Wir  rollen los und suchen das Gelände ab nach einem Schalter, an dem man sich vielleicht registrieren kann, darf, muss, soll. Er kommt nicht hinterher gelaufen, kein Blaulicht blinkt auf, keine Sirene heult, als wir zögerlich und mit nur langsam zunehmender Geschwindigkeit auf die Autobahn gen Budapest rollen.

Sind wir jetzt in Quarantäne? Schwer zu sagen. Aber auch egal. Wir hätten sie uns ja auch selbst verordnet. Ein wenig misslich nur die Ungewissheit, dass wir nicht wissen, ob wir vielleicht selbst etwas falsch gemacht haben.  Das können die „streng“ regierenden, authoritären Systeme ja ganz gut: verunsichern. Der Grenzer war eben ein Profi. Wir wollen aber auch nicht fragen („Gehe nicht zu Deinem Fürst ….“) und warten mal ab, ob wer vor dem Tor vorfährt und kontrolliert. Bislang Fehlanzeige.

Lange Rede, kurzer Sinn: die neue Staffel unserer kulinarischen Berichte kommt gewissermaßen jetzt aus der Pseudo-Quarantäne und zählt die Tage nicht wie beim letztem Mal  mechanisch herunter bis wir wieder „frei“ sind. Es wird taktmäßig etwas lockerer zugehen.

Aber immerhin ist in der Zwischenzeit das Brot fertig  geworden.

Wie eingangs angedeutet, eigentlich kein Wunderwerk, auch wenn es manchem, der gerade anfängt Brot zu Hause selbst zu backen, so vorkommen mag, weil die Küche eben mal aussieht wie eine Mehlkleisterfabrik. Es braucht aber doch eine gute Weile, bis man das richtige Gefühl für die Zutatenproportionierung, die Arbeitsschritte und die richtigen Zeitpunkte beim Teig gehen lassen und ausbacken entwickelt. Davon hängt am Ende die Porung ab, also die Größe und  Verteilung der Lufteinschlüsse im Brotteig. Schnell wird so ein Brot sonst gerne auch zum Luftpolsterkissen oder zum Backstein.

Für dieses Brot haben wir am Morgen einen Vorteig gemacht aus

300 gr Roggenmehl 1150
1 Päckchen Trockenbackhefe (7 gr)
1 Päckchen Trockensauerteig (15 gr)
1 Miniprise Zucker (optional)
300 ml lauwarmem Wasser.

Sorgfältig wenigstens 10 Minuten mit dem Handrührgerät oder in der Küchenmaschine kneten. Danach abgedeckt an einem nicht zu kalten Ort gehen lassen. Gerne mehrere Stunden, Brot braucht viel Zeit. Zumal Hefe und Sauerteig in den Angaben oben bewusst unterdosiert sind und damit länger arbeiten müssen. Nicht von den Angaben auf der Hefepackung irritieren lassen, die sind auf „turbo“ ausgelegt, also auf Brot in 60 Minuten.

Im zweiten Schritt haben wir am Nachmittag dem Vorteig zugefügt

400 gr Roggenmehl 1150
18 gr Salz, aufgelöst in
300 ml lauwarmem Wasser
1 EL Schabziegerkleepulver (Brotklee)
1 EL gemahlener Koreander
1 El Fenchelsamen
eine Handvoll Sonnenblumenkerne.

Erneut sehr gut wenigstens 10 Minuten durchkneten und in eine dünn geölte und dann ausgemehlte Kastenform geben. Diese sollte zu nicht mehr als zwei Dritteln gefüllt sein, sonst eine größere oder eine zweite verwenden. Oben gut mit Mehl bestäuben. An einem nicht zu kalten Platz abgedeckt (2 gefaltete Geschirrtücher) so lange gehen lassen bis der Teig bis fast über der Rand gestiegen ist. Hier jetzt nicht ungeduldig werden, außerdem darauf achten, dass es keine starken Temperaturwechsel gibt, sonst fällt alles wieder zusammen. Wenn man den Eindruck hat, dass der Teig aufgehört hat zu gehen und von selbst wieder leicht einsinkt, schnell in den auf 250 Grad vorgeheizten Backofen schieben. Tür zu. Etwa eine Stunde bei „fallender Temperatur“ backen, also gelegentlich immer mal 20 Grad runterschalten. Oder gleich nach Einschieben auf 200 zurückgehen und so durchlaufen lassen. Wenn das Brot oben braun wird nach kurzem Abkühlen aus der Form nehmen. Sollten die Seiten noch nicht überzeugen und das Brotlaib noch etwas „weich“ wirken, das Brot gerne noch einmal für eine Weile zum Nachgaren in den bereits ausgestellten Backofen geben. Fertig.

Zum Abendessen gab es nebenbei erwähnt Kalbsbacken mit gebratenen Zucchini.

Rezept entfällt, wir haben nur warm gemacht. Es gibt mittlerweile  gerade auch für gehobenere Ansprüche quarantäne-fähige Fertigware, sehr schmackhaft, ohne jegliche Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker aus dem Supermarktregal. Da muss man sich nicht genieren.

Mahlzeit und bis zum nächsten Mal!

PS: Unterwegs haben wir noch frisches Gemüse gekauft und bei einer Zwischenübernachtung in Passau im Bad gewaschen.

Und dort liegen die Zwiebeln immer noch.

Kantina Karantena (14 und Epilog)

Rezepte und Berichte aus der házi karantén

Tag 14 
(Mittwoch, 16. September 2020)

Für die letzten Stunden der Quarantänte hätte man eigentlich bereit gestern wenigstens um das Haus herum das Gras festlich auf die gleiche Länge schneiden sollen, das trotz des wochenlangen Regenmangels auch bei extremer Hitze irgendwie ein paar Zentimeter zugelegt hat und etwas unordentlich und unleichmäßig schräg hängt. Man möchte ihm zurufen: „Zieh doch wenigstens heute mal was Gescheites an!“.  Aber übertrieben wird nicht. Auch heute ist schließlich nur ein normaler Mittwoch. Ende der Quarantäne hin und her.

Für die gebührende feierliche Stimmung sorgt dann aber überraschend und wie nicht bestellt das Konzert einer Gruppe von Hirschen, noch vor Anbruch des Tages, das ein Bettflüchtiger gegen 5 Uhr in der Früh mitgeschnitten und editiert hat. Wie unsere 378 KB-Hirsche klingen, offenbart der folgendene mp3-Soundtrack (jetzt Kopfhörer aufsetzen), das Rauschen der Aufnahme ist zu entschuldigen.

Überhaupt war um die Zeit schon viel los, der Toningenieur schlich wegen der erhofften besseren Aufnahme noch im Dunkeln ans obere Ende des Grundstücks als etwa 3 Meter vor ihm im Mais etwas raschelte und so laut schnaubte, dass es nur etwas Großes gewesen sein kann. Mindestens ein Elefant. Schnell langsam rückwärts und wieder nach unten.

Zu dieser frühen Stunde waren auch noch die Bilder der Wildbeoachtungskamera nicht ausgewertet. Wie war die Freude groß als sich später herausstellte, dass nicht nur die Hirsche eigens gekommen waren, das bevorstehendes Ende unserer Quarantäne zu besingen. Auch Fuchs und Dachs hatten zu dieser Zeit schon ihre Aufwartung gemacht, als sie bescheiden und in der Stille der Dunkelheit keinen Meter vor der Kamera kleine Geschenke abgelegten. Zwei erst der Fuchs, dann der Dachs seines knapp daneben. Ja, ist denn schon Weihnachten?

Hier wird gleich beschert.

Da! Eins, zwei …

…  und drei. Danke, Ihr treuen Gesellen der Finsternis!

Erhebend. So fangen also die letzten Stunden der Quarantäne an!

Aber nicht nur die Tiere, auch das Wetter hat uns in den vergangenen zwei Wochen erfreut. In der Erinnerung erscheint es wie jeden Tag 30 Grad und darüber und nie ein Wolke. Es war heiß und durchgehend himmelblau, Sonnenschein nur durch hereinbrechende Dunkelheit und die folgende Nacht unterbrochen. Unsere Rotweintrauben werden jetzt schon von 100 Oechsle gezogen und es kommen vielleicht sogar noch ein paar dazu. Die heißeste Quarantäne seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit einer halben Kiste Selters wären wir jedenfalls nicht zu zweit durch 14 Tage Quarantäne gekommen. Gut, dass die Pumpe wieder geht…………..

Bevor dies hier am Ende ungeplant geplant zum rührseligen Abgesang verkommt, klingelt Gott sei Dank die Leserpost und muss ein Pesto gemacht werden:

„Dieses (hohe) Niveau der Vorratshaltung
müsst ihr mir mal bei Gelegenheit erklären…“

Das bezieht sich wohl auf die Bohnen, die fertig im Kühlschrank stehen, und anderes, das in den beiden Wochen zubereitet worden ist, ohne dass sofort jemand gierig darauf gestürzt hat.

Ja, liebe Kth. aus Klkh., wir hamstern schon ein wenig. Aber wir wollen es lieber so gedeutet wissen und auch anderen zeigen, dass wir beim Essen gerne viele leckere Sachen gleichzeitig auf dem Tisch haben, um dann zu der eigentlichen Speise des Tages noch frei dort oder hier hineinzupicken. Das sehen wir auch nachher gleich beim heutigen Festessen. Oliven, Nüsse, Kapern oder so etwas wie in dieser Woche die mexikanische Sauce, die griechischen Bohnen oder hier gleich der Pesto stehen bei uns irgendwie  immer auf dem Tisch, egal was es sonst noch so gibt, oder eine Frittata, die in Portionen über mehrere Tage in unterschiedlichen Kombinationen unter die Leute kommt oder ein paar übrig gebliebene Nudeln oder Kartoffeln, verschiedene Gewürzsalzmischungen sowieso. Besser, es ist einfach eine Auswahl von allem fertig da, als das das alles gleichzeitig kurz vor einem Essen frisch zubereitet werden muss. Wir kombinieren auch gerne frisch gekochtes mit guten Halbfertigprodukten, die eigentlich immer auf Vorrat sind (Frischkäse, Kartoffeltortilla, Mayo…..)

Deswegen wird jetzt soviel von dem Pesto gemacht, dass auch ja für morgen oder übermorgen etwas bleibt.

Pesto ist eine kalte Sauce , die meist aus Olivenöl, Knoblauch, Salz, Pinienkerne, Basilikum und Parmesan gemacht wird. Man tut sich im Alltag leichter, wenn man es allgemeiner formuliert: Öl, Knoblauch, Salz, etwas Nussartiges, frische Kräuter, Käse.

Dann kann man außer bei Knoblauch und Salz anstelle der Originalzutaten je nach Vorliebe und Verfügbarkeit auch andere nehmen und frei kombinieren: Pflanzenöl, Walnüsse, Macadamia, Mandeln, Cashew (Pesto wird leicht süßlich), Erdnüsse aber eher nicht, Petersilie, Liebstöckel (genial in Kombinationen mit Walnüssen), Ruccola, Gemüseblätter (es gibt Rezepte mit Rote Bete, Kohlrabi …) und was die eigene Phantasie sonst noch so erlaubt.

Unser Pesto heute besteht aus Öl, Salz, Knoblauch, Walnüssen, Basilikum, etwas Liebstöckel und Parmesan.

Die reine Lehre der Zubereitung ist in einem der legendären Time Life-Kochbücher aus den mittleren 20. Jahrhundert dokumentiert: man zerreibt den Knoblauch mit grobem Steinsalz und später den Pinienkernen in einem großen Mörser mit dem Holzstösel zu einer ganz feinen cremigen Paste, immer nur portionsweise Öl zugeben, wenn die Paste zu dick wird und nicht mehr geschmeidig ist. Nach und nach den Basilikum zugeben und diesen breiig verreiben bis eine sehr gleichmäßige Paste entsteht, in der man die Zutaten eigentlich nicht mehr erkennt, zuletzt den Parmesan. Das braucht Geduld und wenigstens 20 Minuten, den erwähnten Mörser und ist davon inspiriert, dass die Geschmacksstoffe, insbesondere die ätherischen Öle von Knoblauch, Basilikum und den Kernen auf diese Weise am optimalsten erschlossen werden. Und es gab noch nicht so viele elektrische Küchengeräte.

Dieser Idee nähern wir uns heute an mit Pürierstab und Mixbecher, in dem wir

  • zunächst den Knoblauch mit Steinsalz in ausreichend Öl zu einer weißen, feinen, noch recht flüssigen milchigen Creme aufschlagen,
  • dazu dann die Nüsse geben,
  • dann zuerst die die Basilikumblätter (heute auch ein paar Liebstöckelstängel!) mitpürieren und schließlich
  • den Parmesan einarbeiten,
  • dabei gelegentlich den Geschmack überprüfen und bei Bedarf einzelne Zutaten nachgeben,
  • mit der Zugabe von Öl die Konsistenz steuern.

Mit dem Zeitpunkt der Zugabe und der Dauer der Verarbeitung der einzelnen Zutaten bestimmt jeder selbst die Konsistenz und die „Textur“ des Pesto. Fertig.

Auch die Mengenanteile bestimmt jeder gerne selbst. Pesto ist allerdings nach unser Auffassung eine Gewürzpaste und kein Sugo, in dem Nudeln schwimmen.  Es soll auch „funktionieren“, wenn man nur 1 Teelöffel auf einen ganzen Teller Nudeln verteilt oder eine Messerspitze davon wie Kräuterbutter auf gegrilltes Fleisch streicht. Unser Pesto ist daher deutlich salzig und stark knoblauchlastig. Dennoch sieht bitte jeder gerade beim Salz selbst wie er-sie es haben will. Lieber einen Streuer auf dem Tisch als versalzene Gäste.

Am späten Nachmittag ist es soweit, das Festessen steht im Garten, außerdem ein eiskalter Sekt (aus dem Vorrat).

Unmittelbar vorher wurden nur noch das Hühnerfilet frisch angebraten und weitgehend rezeptfrei mit frischen Kräutern, Limonensaft und -scheiben und Salz und Pfeffer abgeschmeckt und zusammen mit einer in der Pfanne leicht gold-gelb gerösteten, fertigen Kartoffeltortilla (aus dem Vorrat) und Tomaten appetitlich angerichtet.

Daneben sind auf dem Tisch zu finden ein Schüsselchen Crostini-Chips (aus dem Vorrat), der Pesto, mehrere Gewürzmischungen, Salz und Pfeffer und zwei Teller mit Rote-Bete-Carpaccio.

Rohe(!) rote Bete  (hier: Gigant 4 länglich, Vorrat) so hauchdünn wie immer möglich hobeln und auf einem farblich passenden Teller legen. (Achtung: gekochte oder sauer eingelegte Bete gehen gar nicht!). Darüber großzügig gehackte Walnüsse, groben schwarzen Pfeffer und frisch gemahlenen Koriander streuen und mit einem deftigen Olivenöl übergießen. Vielleicht noch etwas Salz, aber auch nur vielleicht. Damit sind wir fertig, alles Weitere „kocht“ sich von selbst  beim langsamen, genüsslichen kauen. Aus den Beten kommen erdige mineralische Noten, die Salz so gut wie entbehrlich machen, dazu der Eigengeschmack und der Biss der Nüsse, die Aromen von Koriander und Pfeffer, eine leichte Schärfe auch vom Olivenöl. Das erlebt aber nur wer gut kaut und nicht schlingt. Und wer es erlebt läuft Gefahr zum Rohköstler zu werden.

Guten Appetit!

Epilog
(17. September 2020)

Das Schild ist ab. Wir dürfen wieder raus, stehen aber ratlos in der Kleiderkammer. 14 Tage Schlabberlook für Haus und Garten. Wie jetzt, was anziehen?  Und wo ist eigentlich der Autoschlüssel?

Aber das wird sich wieder einrenken. Der erste Tag in Freiheit war auch gleich etwas hektisch – 6 Bau- und Supermärkte, 1 Weinhandel, 1 ausgiebiger Restaurantbesuch und 2 Fachgeschäfte in 2 Städten innerhalb von 7 Stunden und 80 gefahrenen Kilometern, Szekszárd, Szálka, Bonyhád.

Zu Hause ist dann alles fast wie vorher, also wie in der Quarantäne. Der Rasen ist immer noch nicht geschnitten, die Küchentür klemmt. Der Wein muss in den Kühlschrank. Wer kocht? Und was, und wann wird gegessen? Im Vorbeet leuchtet versonnen kopfüber ein nie gesehener Kleiner Feuerfalter, trotz seiner Farbe wohl ein Vertreter oder Verwandter der Bläulinge.

Quarantäne? War da was? Wir können auch so ganz gut mal 14 Tage die Beine still halten.

An dieser Stelle verabschieden wir uns aus diesem gemeinsam verzapfhahnten Tagebuch, schmieren allen Lesern aber schnell noch ein Schokoladeneis um die Münder.

Die Grundidee stammt aus dem Internet, dort werden Eiszubereitungen auf der Basis von gesüßter, stark gezuckerter Kondensmilch als Königsweg gepriesen für Leute, die keine Eismaschine haben und gleichzeitig auch nicht gerne in der Küche stehen. Da ist was dran, die Eise werden tatsächlich erstaunlich homogen und sind schnell angerührt. Allerdings ist es schwer, die „Milchmädchen“-Basis zu übertönen, es wird immer etwas nach ordinären Karamellen schmecken. Wer klebrige Milchbonbons mag und starke Sahnetöne, ist gut bedient, ein bisschen Vanille rundet das sicher auch noch elegant ab und fertig. Zitroneneisesser, Erdbeerfreunde und andere Schöngeister werden es aber schwerer haben, gegen das dreiste Milchmädchen anzukommen. Hier folgt ein improvisierter Versuch, die vorteilhaften Eigenschaften dieser Konserve zu nutzen und doch einen markanten anderen Geschmack hineinzubringen, mit viel schwarzer Schoko und Kakao:

  • 1 Tafel Schokolade 85%
  • 3 gehäufte Esslöffel Kakaopulver
  • 1 Dose (400 ml) konzentrierte gesüßte Kondensmilch („Milchmädchen“ o,ä.)
  • 500 ml Sahne (32%+), im Kühlschrank gut vorgekühlt
  • 30 gr Butter
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Prise Pfeffer

Butter und Schokolade bei niedriger Hitze in einer Kasserolle schmelzen, vom Herd nehmen. Gesüßte Kondensmilch, Vanillezucker, Salz, Pfeffer und Kakao gleichmäßig nach und nach klumpenfrei unterrühren. Um die Temperatur herunterzubringen und doch die Masse elastisch zu halten, 100 ml flüssige Sahne unterrühren. Dann schon einmal die restliche Sahne fast steif schlagen. Die Schokomasse weiter soweit abkühlen lassen, dass sie sich gerade noch unter die geschlagene Sahne heben lässt. Den richtigen Moment zu erwischen ist etwas kniffelig, Wenn Butter und Schokolade zu fest sind, geht gar nichts mehr. Sind sie zu warm, fällt die Sahne zusammen. Also bitte mit gespitzten Fingern fühlen und dafür sorgen, dass soviel Luft wie eben möglich aus der geschlagenen Sahne ins Eis kommt. Notfalls nicht so stark rühren und ein par Streifen im Eis hinnehmen.

Und schon steht die Schoko-Milchmächen-Sahne-Melange für wenigstens 5 Stunden – bei uns seit gestern Abend – im Gefrierschrank.

Erst wenn der letzte Löffel abgeleckt ist, sind diese „Rezepte und Geschichten aus der házi karantén“ am Ende.  Wem das leid tut, der isst sein Eis einfach etwas langsamer auf.

Zum letzten Mal: „Jó étvágyat!
(Und wer spült jetzt?)

Der E-Mail-Verteiler dieser Quarantäne-Chronik basiert auf dem Leserkreis, dem wir schon unser Weintagebuch 2018 anvertraut hatten. Wir behalten diesen Verteiler. Die „házi karantén“ ist Geschichte, aber es gibt ja immer mal was zu erzählen. Wer dann solche Nachrichten aus dem Alltag nicht mehr in seiner Mailbox haben will, meldet sich. Und ist schnell „weg vom Tisch“ und „abserviert“.

Kantina Karantena (13)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 13
(Dienstag, 15. September 2020)

Am Morgen routinemäßig etwas körperliche Ertüchtigung mit Terraband, Hanteln und zwei schnellen, erst gestern in der Mittagshitze mit einem Maßband abgemessenen 266-Meter-Runden über das gesamte Grundstück.

Vorletzte Kontrolle durch die Quarantänestreife heute 9:35 Uhr.

Der Tagesplan sieht vor, dass ein paar Backsteine zu einer neu auf dem Gelände des Gästehauses im Boden installierten und noch nicht durch Absetzen der Erde wieder oberflächlich eingeebneten Hauskläranlage getragen werden. Wir nennen den länglichen Hügel im Moment „das Hünengrab“ oder „U-Boot“ und haben ihn provisorisch und etwas unregelmäßig mit einer wilden Minze, Lilien, Thymian, etwas Blaugras, Rosmarin und abgestochenen Wurzeln von anderen Pflanzen begrünt. Das ist am Rand jetzt schlecht zu mähen, die Backsteine sollen eine Art Umgrenzung bilden und das Mähproblem beheben. Sollen.

Das ist schnell erledigt, wir sprechen den Speiseplan für heute, aber vor allem schon für morgen durch. Heute nochmal etwas ohne Purzelbäume in der Küche, als Vorspeise Ziegenfeta mit Tomaten, dann Zitronenspaghetti. Morgen dann das Galadinner zur Feier des Quarantänenendes: Carpaccio von Roten Beten, Hühnerfleisch vom Grill mit Kartoffeltortilla und Pesto. Wir gehen auch die Vorräte (immer noch aus Bruck an der Leitha) durch und verschieben Schweinenacken und Kasseler auf kommende kalte Tage. Sonst ist fast alles weg.

Nachdem die Quarantänevisite für heute schon durch ist, schlurft eine Abordnung am oberen linken Rand des Grundstücks quer über eine kleine Brache und dann wieder links abwärts in den Garten, den „der liebe Nachbar auch“, ein guter Freund seit beinahe 20 Jahren, zur Plünderung der jetzt noch bestellten Beete freigegeben hat.

Es gibt noch eine Reihe Sellerieknollen, verschiedene Tomaten- und Paprikasorten und rote Bete. Wir nehmen heute nur ein paar Tomaten und ein einzelnes Exemplar Bet, Sorte „Gigant 4 länglich“ (vier mal so groß wie die übliche Schrumpfware aus den Supermärkten, viermal so knackig).

Unterwegs wandert noch ein Teil unserer eigenen, hängen gebliebenen Äpfel in den Eimer. Die sind erfrischend und knacken laut beim Reinbeißen.

Im Vorbeigehen trifft der Blick auf hängen gebliebenen Zwetschgen und den zugehörigen Baum, der durch die Last der Früchte in die Knie gegangenen und außer Form geratenen ist. Geknackte Äste, das Laub ist auch schon etwas trocken und sieht irgendwie krank aus. Ob der nächstes Jahr noch einmal austreibt? Obstbauersorgen.

Weil am späten Nachmittag das Essen ein-, zwei mal verschoben wird – „eigentlich habe ich noch keinen Hunger“ – gibt es wieder ein größeres Zeitfenster für künstlerische Hobbys. Nachdem der Satz „Aber dieses Mal male ich wirklich ein Bild, komme was wolle!“ sich Jahr für Jahr im Maisacker versendet hatte, steht da plötzlich auf der Wiese eine Leinwand auf einer Staffelei. Donnerwetter, da geht es jetzt aber jemand an. Sogar plein air. Und hast Du nicht gesehen ist das komplette Rechteck in einem nahezu impressionistischen Quarantäneweiß grundiert. Das  muss jetzt erst mal trocken. Mehr kann man im Moment nicht machen.

Die Spur führt daher wieder in die Küche. Dicke Bohnen griechische Art werden als Vorrat angelegt, von denen kann man bei einem kleinen Hunger zwischendurch was weglöffeln, oder sie werden gelegentlich als Vorspeise, Beilage oder Beigericht abgerufen.

Wir schon öfter angedeutet, liegt auch bei diesem, den Zutaten nach sehr sehr schlichten und einfachen Gericht die Herausforderung in der Feinabschmeckung. Phantasie und Entschlossenheit sind gefordert, nicht nur beim Öffnen der Konserven und beim Abgießen der Bohnen. Die kommen der Einfachheit halber nämlich vorgergart und eingeblecht. Weiters wird auch die Tomatensauce nicht frisch gemacht, sondern Passata aus dem Tetrapack verwendet.  Wenn man jetzt weiß, dass lediglich noch Salz, etwas Pfeffer, getrockneter Oregano und Olivenöl gebraucht werden, kann man sich ausrechnen, dass dabei auch leicht etwas Fades und Belangsloses herauskommen kann.

Aber man kann auch das (die?) Passata rund würzen, mit dem Oregano und etwas Olivenöl sämig-cremig einkochen, mit Salz und Pfeffer zur Hochform bringen, dann die Bohnen drin erwärmen und intuitiv erahnen, ob die Tomaten noch eine Häuchlein Zucker brauchen oder gerade nicht.  Wenn man das Ganze dann noch in einer schönen Terrine manierlich herrichtet und oben mit einer sichtbaren Spur besten Olivenöls überzieht, hat man eine Delikatesse.

In dieser Zeit ist dann im ehemaligen Schweinestall auch endlich der Farbholzschnitt „Alte Brücke Frankfurt“ fertig geworden. Die ersten eiligen Probedrucke hinterlassen auf dem Wohnzimmertisch Farbspritzer, worüber nicht alle Mitbewohner amüsiert sind. Der Künstler ist aber mit dem Gesamteindruck mehr als  zufrieden, wenngleich es vor allem in drucktechnischer Hinsicht noch viel Luft nach oben gibt, und auch sonst nicht alles so geraten ist wie es geplant war. Aber vielleicht kommt es ja gerade darauf nicht an. Es ist ja auch sonst immer mal die Rede von Dingen, denen man besser „ihren Lauf“ lassen soll, statt sie kleinmütig ständig eng zu steuern und zu zwängeln. Warum soll nicht auch eine Grafik ein gewisses Eigenleben führen? Der Entwerfer schiebt sie an und staunt wohin sie läuft, solange die Richtung stimmt.

Für den kleinen Farbholzschnitt „Balaton“, der zwischendrin entstanden ist, gilt natürlich grundsätzlich das Gleiche, aber der hat sich wohl doch etwas zu sehr verlaufen. Die Richtung stimmt zwar, aber nur noch sehr grob, er eiert etwas unrund durch die schöne Seenlandschaft. Der wird wohl noch einmal neu angeschoben oder irgendwann dezent verschwiegen.

Und jetzt haben wir doch Hunger. Eine Platte mit angerichtetem Ziegenfeta kommt auf den Tisch.

Davon isst jeder so viel bis er denkt, dass die anschließenden Spaghetti in final satt machen könnten.  Der Feta kommt nur mit ein paar Tomatenstücken und Olivenöl. Besonders machen ihn aber die darüber gestreuten Fenchelblüten. Diese schmecken intensiver und auch etwas anders als die bekannten Fenchelsamen. Sie sind schwer zu beschaffen, wir bekommen freundlichweise immer eine kleine Menge von einer Frankfurter Nachbarin,  die die Blüten bei ihrem Haus in Italien von den Pflanzen streift. Wahrscheinlich kann man auch welche über das Internet bestellen. Es ist der Mühe wert, vor allem für Leute wie uns, die gerne essen und denken, dass sie schon alles kennen und haben.

Auch das Spaghettigericht besteht nur aus ganz wenigen Zutaten, die nur auf den ersten Blick ungewöhnlich und unerwartet zusammengestellt sind: viel Zitronensaft, viel Zitronenabrieb, viele Zesten, viel Olivenöl, viel geriebener Parmesan, reichlich Basilikum und ordentlich Pfeffer. Aus dem Zitronensaft, dem Abrieb, dem Öl, dem Käse und dem Pfeffer rührt man eine Art kalten Brei, der auf Wunsch und bei Bedarf mit ein paar Löffeln des bitte ordentlich salzigen Kochwassers auf die gewünschte Konsistenz gebracht und kurz vor dem Servieren zusammen mit dem Basilikum und den Zesten unter die heißen Nudeln gemengt wird. Ende.

Es gibt hierfür Rezepturen, aber man nimmt besser einfach von jeder Zutat soviel bis die Mischung schmeckt sowie auch die Nudelsorte, die man mag. Dick, dünn, flach, hohl. Egal. Es fehlen sowieso immer die anderthalb Zitronen oder 12,7 gr Parmesan, die das Rezept vorschreibt. Achten sollte man jedoch auf die Qualität und den Geschmack des Käses und des Öls.  Dieses Gericht misslingt zielsicher mit einem trockenen, fertig sandig fein geriebenen und nur noch so genannten Parmesan aus der Pappröhre, Typ „Miracoli“, oder blassem, geraffeltem jungem Gouda, den man eingeschweißt und günstig im unteren Supermarktregal findet. Da würden wir empfehlen, besser gleich auf Sägemehl auszuweichen oder Zahnpasta. Nein, ein ordentlich großer, nicht gar zu alter und harter, aber herzhaft schmeckender und riechender Brocken Parmigiano muss her, oder Grana Padano. Und warum nicht Peccorino oder Manchego, wenn er nur fest genug ist, dass er sich mit der Hand auf der Reibe gut zerkleinern lässt? Dann klappts auch mit den Zitronen und dem Öl.  Und mit den Nudeln.

Wer jetzt noch nicht satt ist, isst den Rest vom Ziegenfeta oder holt sich das am Quarantänetag 4 übrig gebliebene lemon & lime curd-Eis aus dem Gefrierschrank. Oder beides.

Kantina Karantena (12)

Rezepte und Geschichten aus der hazi karantén

Tag 12
(Montag, 14. September 2020)

Da die Gefahr, dass wir infiziert sind und das Virus bei uns jetzt noch ausbricht, mit Dauer der Quarantäne geringer wird, setzen wir uns heute zum ersten Mal leicht über die Vorgaben hinweg und bestellen den Postboten ein, weil wir die halbjährliche Abrechnung der Kommunalabgabe in Höhe von aufgerundet und umgerechnet 5 Euro per Zahlkarte bar begleichen möchten.

Am Ort gibt es seit längerem keine Poststelle mehr, dafür kommt die Post ins Haus. Das funktioniert so: Der „postás“ (Postler, Postbote, Zusteller …) fährt von Montag bis Freitag mit einem grünen Dienstkastenwagen mehrere Ortschaften der Umgebung Straße für Straße komplett ab, bringt Sendungen in die Häuser und zahlt auch Geld aus. Wenn Renten und Sozialhilfen fällig sind, rückt er sicherheitshalber mit einem Kollegen an. Wer etwas aufgeben will oder Rechnungen bar mit den hier noch üblichen Zahlkarten begleichen, hängt ein grünes Schild ans Tor mit der Aufschrift „A posta házhoz megy“ (übersetzt: Die Post kommt ins Haus). Auch Geld abheben ist problemlos möglich, das Postauto ist mit einem EC-Kartenterminal ausgestattet und fungiert so auch als rollender Bankautomat, nur dass die Kohle nicht hinter Stahlwänden gesichert ist, sondern einfach in der Geldbörse des postás steckt. Das klang für uns Einwohner der „Hauptstadt des Verbrechens“ lange ziemlich blauäugig, aber es wirft auch ein mildes Licht auf das Idyll dieser abgelegenen ländlichen Umgebung, in der so etwas noch möglich ist.

Unser postás verbringt oft mehrere Stunden am Ort. Er ist standorttreu, das heißt, es kommt immer der gleiche Herr, nämlich „der Attila“. Es ist selbsterklärend, dass er everybody’s darling ist und in vielen Familien als eine Art Verwandter ehrenhalber betracht wird. Kein Wunder, er weiß ja qua Tätigkeit oft mehr über die Familienmitglieder als diese selbst. Groß ist das Gejammer, wenn er Urlaub hat oder krank ist.

Und er bedient nicht nur an der eigenen Haustür, sondern kann auch – wenn man ihn dort gerade trifft – unterwegs auf der Landstraße angehalten oder an jeder beliebigen Stelle im Ort in Anspruch genommen werden, an der er sich gerade befindet.

Vor unserem Hoftor spielt sich so gerade diese durch das Fliegengitter optisch etwas verschwommene Szene ab:

Der (ehemalige) Bürger(meister) Kornel B. bringt seinen pickup entgegen der Fahrtrichtung vor der Schnauze des Postwagens zum Stehen und macht ein paar Erledigungen bei Herrn Attila. Die Straßensperre dauert etwa 5 Minuten.

Der Quarantänetag 12 zeitigt ansonsten eine wieder laufende Brunnenpumpe. Das Gespräch mit Freund H. hat also gefruchtet, die in Betracht gezogene Reparatur oder besser der Umbau des Geräts war erfolgreich. Am schwierigsten war es, etwas fragile Klemmsteckschuhe aus Messing, die nicht zur mehrfachen Verwendung gedacht sind, auf- und wieder zuzubiegen und vom Ende eines Kabels ab- und an das Ende eines anderen Kabel anzuklemmen (Klemmsteckschuhe, wie gesagt).

Der Rest der Geschichte ist schnell erklärt, wenn auch lieber nur sehr schematisch. Zuvor hatte ein Druckschalter (A) die Pumpe (B) in Intervallen an- und ausgeschaltet. Der Schalter A war aber offenbar defekt und hat nicht mehr mit der Pumpe gesprochen. Daher wurde das Kabel, das bislang Schalter A mit Pumpe B verband in einer 20-minütigen Operation entnommen und ein weiteres Kabel, das zuvor vom Stromnetz zu Schalter A ging direkt an der Pumpe B eingesetzt beziehungsweise „eingesteckt“ (Klemmsteckschuhe, wie gesagt).

Alles klar? Kein Problem wenn nicht. Auch wir wissen nicht so genau, ob das wirklich schlau war oder nach einer Weile alles endgültig ruiniert sein wird. Hauptsache es kommt Wasser aus der Leitung. Eine typische Haltung und Vorgehensweise in einer abgelegenen Gegend, in der jeder alles möglichst selbst macht und unter keinen Umständen von auswärts einen ausgebildeten Handwerker rufen wird oder gar Originalersatzteile vom Hersteller bestellt. Jeder hat in seinen Schuppen und Verschlägen alle möglichen Schräubchen und Dichtungen, kaputte Lampenfassungen, Fensterrahmen, Radlager, Sensengriffe, Muffen und Schalbretter. Aber nie das passende Teil und nie das richtige Werkzeug. Trotzdem wird am Auto lieber eine Kufe vom Bett der Großmutter verbaut als eine Stoßstange vom Autohändler in der nächsten Kleinstadt. Wie gesagt: die Pumpe läuft.

Am Abend ist dann auch noch das Fenster zur Straße geputzt. Die Quarantänistin nutzt die Muse zu feinsinnigen Dingen dieser Art, die sonst eher zu kurz kommen. Der Quaranäniker verlegt dagegen das Schneiden der sechsten und letzten Platte des Farbholzschnittes „Alte Brücke“ auf morgen, weil die Sache sehr anstrengt und Konzentration erfordert und schiebt eine kleine, harmlose Grafik mit Motiv „Balaton“ dazwischen, die ihn aber auch nicht glücklich macht. Das vorhandene Holz ist als Druckplatte für kleinste Feinheiten denkbar ungeeignet und ergibt ein übles Druckbild. Morgen sehen wir weiter.

Das Hauptessen am späten Nachmittag (unten) wird unterbrochen vom Hupen eines Polizisten vor dem Tor, Typ Dienststellenleiter, jedenfalls eine im Dienst ergraute Autoritätsperson, die alleine vorgefahren ist. Er wischt mit der umgedrehter Hand quer durch die Luft und dann nach unten. Wir können das „Betreten verboten!“-Schild Mittwoch 24 Uhr selbst entsorgen.

Es hat noch kaum zu dämmern begonnen, der Abendstern steht nicht einmal 5 Meter über dem Dachfirst des Nachbarn, als schon eine einsame Fledermaus um eine unserer Baumgruppen kreist. Kein gutes Fledermausjahr, man hat zu anderen Zeiten schon ganz Flugschulen gesichtet. Und der Hunger wird groß sein, wenn die Insektenjagd so früh beginnen muss. Eigentlich hätte die Beobachtung vor dem Haus den Hirschen gegolten, die aber heute partout nicht röhren wollen.

Wie sagte schon der Saarländer? „Haptsach‘ gut gess‘, nix geschafft hammer schnell“. Oder so ähnlich. Es dürfte allen klar sein, dass jetzt hier keine ausgefeilten Kochrezepte mehr folgen werden. Lazy Monday. Es gibt einfach eines unserer absoluten Lieblingsgerichte, die schnell und aufwandslos aufgetischt werden  können: eine so groß wie nur mögliche Schüssel bunten Salat mit möglichst hohem Bitteranteil (Radicchio, viel ganze Basilikumblätter, Rauke, Pfefferminze),

direkt mit wenig Essig, Pfeffer und Salz und möglichst grasig-bitterscharfen Olivenöl in der möglichst großen Schüssel angemischt. Nach Verfügbarkeit und Tageslaune dort hinein gerne auch Tomaten, Paprikaschoten, eine kleine Handvoll Körner (Sonnenblumen, Kürbis, …).

Zu diesem Hauptessen gibt es heute folgende Sättigungsbeilagen:

etwas Stremellachs, die in Mayonaise eingerührten Reste der mexikanischen Sauce vom Anfang der Quarantäne (siehe Tag 5), ein paar Lauchzwiebelspäne sowie für die üblichen ewigen Hungerleider auch etwas getoastetes Weißbrot.

Zum Nachtisch gibt es zwei Schüsselchen Zwetschgenröster (ebenfalls Tag 5) mit einem gepflegten Schlag vom weißen Joghurt. Ein Kalauer geistert durch die sich mit eintretender Dämmerung verselbständigende Phantasie: „Besenröster, Zwetschenreißer! Besenröster, Zwetschenreißer! Ist das nicht ein uralter österreichischer Kinderreim?“. *)

Sei’s drum. Von gestern ist an dieser  Stelle noch der dort vergessene Nachtisch vorzustellen, den wir einfach fertig vom Stock gepflückt haben. Die Weinstöcke mit weißen Trauben einer Sorte, die wir nicht kennen und die sich nur bedingt zur Herstellung eines Weins eignen, weil manche Menschen einen bestimmten Beigeschmack des Weins partout nicht mögen, sind als Esstrauben ganz vorzüglich:

Bereits jetzt honigsüß, auch die bitteren Kerne mit ihren willkommen Inhalts- und Ballaststoffen lassen sich schön mit den Zähnen knacken. Dieser Nachtisch wurde nicht auf  Tellern serviert, sondern direkt vom Strunk geknabbert.

*) Zum Schluss als Betthupferln noch zwei weitere Beispiele für solche Kalauer, wenn auch einer etwas anderen Art:

  • „Wer waren die ersten illegalen Einwanderer in Ungarn?“ (Hintergrund erklärt sich für weniger Eingeweihte indirekt aus dem nächsten Spruch).

und

  • „Die Madjaren müssen froh sein, dass sie schon um das Jahre 880 herum in das Karpatenbecken eingewandert sind. Heute würde sie die ungarische Regierung nicht mehr rein lassen.“

Jetzt aber gute Nacht!

Kantina Karantena (11)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 11
(Sonntag, 13. September 2020)

Nur noch der heutige Sonntag sowie drei weitere Tage in Quarantäne, bis Mittwoch,  24 Uhr, einschließlich. Das ging schnell vorbei. Man gewöhnt sich.

Immer noch parkt irgendwann am Tag ein Polizeiwagen kurz vor dem Tor. Der Fahrer hupt und wartet bis wir vollständig versammelt aus der Haustür treten oder von der Wiese winken, der Beifahrer winkt freundlich zurück und dann sind sie auch schon wieder weg. Same procedure as gestern und auch vorgestern. Letzte wirklich spannende Fragen in Sachen Quarantäne sind jetzt nur noch wer am Mittwoch um Mitternacht das „Betreten verboten!“-Schild am Hoftor abnimmt, ob die Streife nicht doch auch noch versehentlich am Donnerstag vorbeikommt und was es mit uns macht, wenn wir weiter aus dem Türchen auf die Straße treten als zum herausstellen der Mülltonne nötig, wieder einen Nachbarn besuchen, am Freitag mit dem Auto auf den Markt nach Bonyhád oder gar am Sonntag in die Weltstadt Budapest fahren. Wir nehmen aber an, dass wir uns schnell an diese Reizüberflutung gewöhnen werden und keine größeren Folgeschäden eintreten. Wirklich kniffelig dürfte es nur bei der Entfernung des Schildes werden, das dürfen ja laut Aufschrift nur amtlich Befugte herunternehmen, also keinesfalls wir. Am Besten wir fragen die Beamten am Mittwoch bei ihrer Abschiedsvorstellung. Vielleicht nehmen sie das Schild  ja gleich mit, dann wären wir etwas vorzeitig Freigänger. Bericht folgt.

Der Sonntag beschert uns am späten Nachmittag einen klassischen Rinderbraten, der steht jetzt schon auf dem Herd beziehungsweise im Rohr. Neben den aller-, aber auch wirklich allerletzten von gestern übrig gebliebenen Waldviertler Salzerdäpfeln aus – sprechen Sie mit! – Bruck an der Leitha, die heute die Bratkartoffeln geben werden, sollen auch noch „Salzäpfel“ auf den Teller. Das Rezept dazu kam im Laufe des Tages über whatsapp herein und findet spontan Gefallen. Danke, liebe U. O.!

Überhaupt werden wir auf mehreren Kanälen mit Essensanregungen und -fotos beschenkt, wofür wir uns herzlich bedanken. Von unterwegs aus Ligurien wird uns zum Beispiel dieser perfekt als Steinpilz gestaltete „Art Kürbis-Flan mit einer leichten Gorgonzola-Soße“ vorgestellt, der offenbar unter einem von der Decke hängenden Teller angebracht und gegessen wird. Ein kleines Küchenwunder. (Danke, liebe S.!)

Unser Rezept und die Fotos vom Sonntagsbraten folgen unten, vorher muss die Mahlzeit aber verdient sein, weswegen der Quarantäniker, während die Quarantänistin sich heute um das Essen kümmert, etwa 15 mal – und das am Ende vergeblich! – mit einer wackeligen Leiter in sehr ungünstiger Schrägstellung in die und aus der engen Grube für unsere Brunnenpumpe steigt, die unerfreulicherweise ihre Dienste versagt.

Dazu kommen die Gebühren für ein Auslandsferngespräch mit Freund H., dessen Mobiltelefon aktuell in einer Funkzelle am Starnberger See eingewählt ist. Auch er hat keine größeren Bedenken, den wahrscheinlich defekten Druckregler, der das Gerät in Intervallen an- und ausschaltet, zu umgehen und die Pumpe direkt an den Saft zu hängen. „Mehr kaputt als jetzt kann sie ja  nicht gehen.“

Dieses Telefonat fand aber statt nachdem das Auf- und Zuschrauben mehrerer Schalter- und Anschlussverkleidungen sowie die Turnübungen auf der Leiter bereits beendet waren. Die Pumpe wird also erst morgen in Gang gesetzt oder „mehr kaputt gemacht als jetzt schon“, heute ist erst mal endlich Essenszeit.

Rinderbraten 

  • Rindfleisch auf dem Herd in einem Bratentopf scharf anbraten, salzen und pfeffern,
  • gewürfeltes Dörrfleisch dazugeben und mitbraten,
  • Fleisch und Dörrfleisch herausnehmen,
  • Tomatenmark im Bratensatz anrösten,
  • klein gewürfelte Zwiebeln, Knoblauch, 2 Lorbeerblätter, Wurzelgemüse (vom 1. Tag) dazu geben und anschwitzen,
    mit Rotwein aufgießen, etwa um die Häfte einköcheln lassen,
  • Fleisch und Dörrfleisch zurück in den Topf geben,
  • mit Brühe aufgießen (nicht ganz bedecken),
  • 1-2 Zweige Thymian zugeben,

  • Topf mit Deckel bei 160 Grad für ca. 3 Stunden in den Backofen stellen (bis das Fleisch weich ist), ab und zu nachschauen, ob noch genug Flüssigkeit da ist, sonst Brühe nachgießen,
  • das weiche Fleisch herausnehmen, Lorbeer und Thymian entfernen, den Rest pürieren,
  • Sauce nach Belieben mit Balsamico abrunden,
  • Fleisch in Scheiben schneiden und in der Sauce warm halten.

Fertig.

Salzäpfel
Apfelscheiben mit Zitronenensaft beträufeln, salzen und auf einer Grillpfanne braten.
Fertig.

Bratkartoffeln
mit Rosmarin in einer Pfanne goldgelb rösten.
Fertig.

Und da ist er, der Sonntagsbraten:

Jó étvágyat!

Kantina Karantena (10)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 10
(12. September 2020)

Wir nehmen das Ende des Tages vorweg: gegen 20:30 Uhr hat die Hirschbrunft begonnen. Die nächsten Wochen wird uns nach Einbruch der Dunkelheit das Röhren des männlichen Rotwilds begleiten, das von den das Dorf umgebenden sanften Hügeln von der einen auf die andere Seite schallt und von dort wieder zurück, falls auch hier ein Hirsch auf Brautschau ist.

Der Tag erlebt ansonsten die Quarantänekontrolle durch zwei(!) Polizisten gegen 10:40 Uhr, die 4. Platte der „Alten Brücke“, den Rückschnitt von wild anstelle der Edelsorte aus der Wurzelunterlage wuchernden Rosen, den auf einem russischen Raubkanal verfolgten glanzlosen 2:1-Sieg der Frankfurter Eintracht im Grünwalder Stadion gegen (wen wohl?, jawoll!) 1860 München und endet erneut in einer Hausmannkost:

Spiegeleier, Spinat und Salzkartoffeln.

Doch wie schon gestern wird auch an diesem Gericht etwas herumgebastelt.

Zwar werden unsere allerletzten Waldviertler Beilagen-Erdäpfel, Sorte „Julinka“,  noch ganz gewöhnlich in stark gesalzenes Wasser gelegt, aber bereits der Bio-„Creme-Spinat“, der am Ankunftstag noch in gefrorenen Blöcken unser Frischfleich von Bruck an der Leitha nach Mucsi eskortiert hat, wird  mit Pfeffer und Koriander aus der Mühle aufgepäppelt, dazu mit den vagabundierenden Resten der  H-Sahne, die wir gestern und vorgestern nicht mehr in der „roten Suppe“ untergebracht haben. Kurz vor dem Servieren finden noch eine Handvoll in Streifen geschnittener  Basilikumblätter den Weg in den giftgrünen Brei. Merke: Reste vom Vortag und stets vorrätige oder in Töpfen gezogene frische Kräuter sind der Sauerteig der täglichen Küche, damit hält man den Laden geschmacklich am Laufen. Nur nicht aufs Gramm  genau für ein bestimmtes Rezept einkaufen, dann fängt man jeden Tag bei Null an.

Aus diesem Grund wird jetzt auch eine Gewürzbutter zwischengeschaltet. Von der sollen durchaus später ein paar Löffel auf den Spinat oder über die Kartoffeln, aber sie kann auch in den folgenden Tagen noch hier und dort verwendet werden.

Als Aromagewürze vorbereiten

    • Kardamomkörner,
    • Korianderkorianderkörner, beides mit dem flachen Messer leicht gequetscht,
    • Knoblauch,
    • ein kleines Stück Chilischote,
    • Ingwer,
    • ein wenig Vanilleschote und
    • Salz.

(Wenigstens) ein halbes Stück Butter in einer Kaserolle kontrolliert erhitzen bis sie schäumt und langsam braun und „nussig“ wird, das heißt einige Bestandteile beginnen zu rösten und braun zu werden; dabei nicht überdrehen! „Schwarze“ Butter ist heute nicht mehr angesagt.

Die Butter vom Herd nehmen und die Aromazutaten hinzufügen. Die Gewürze für eine Weile in der warmen bis heißen Butter lassen, dabei aufpassen, dass die Gewürze nicht bitter verbrennen,

aber auch dass die Butter nicht zu kalt wird und die Aromen nicht gut annimmt. Nach Belieben bereits jetzt leicht salzen.

Später noch heiß und flüssig durch einen Kaffeefilter oder ein feines Sieb geben. Die Gewürzbutter hält sich im Kühlschrank mehrere Wochen

und kann später zum Anbraten von zum Beispiel Gemüsen verwendet werden, die so gleich einen interessanten Geschmack mitbekommen, oder man gibt sie in ein Kartoffelpüree oder zu Linsen oder …..

Während die Butter den Geschmack der Gewürze annimmt liegen die Erdäpfel bereits in Wasser und warten darauf, dass der Koch die Flamme zündet. Hier bitte ordentlich salzen, das meiste Salz wird ja später mit dem Kochwasser abgeschüttet, es soll aber auch noch etwas an den Salz(!)kartoffeln hängen bleiben.

Der Zeitpunkt ist nicht so ganz wichtig, man kann die Kartoffeln sobald fertig und abgegossen eine Weile im zugedeckeltem Topf warm halten, es zeigt sich aber, dass durchaus auch ein schlichtes Gericht wie Spiegeleier mit Spinat und Salzkartoffeln einer gewissen Logistik bedarf. Wann ist der gefrorene Spinat so weit, dass die Kartoffeln nicht schon wieder kalt sind und umgekehrt, wie lange brauchen eigentlich Spiegeleier?

Bei uns ist heute so, dass erst einmal der noch gefrorene Spinat langsam durchhitzt wird. Sobald er flüssig ist, beginnen parallel die Kartoffeln zu kochen. Der trotz der Bezeichnung „bio“ und „creme“ etwas wässrig-grasige TK-Spinat Spinat bekommt jetzt das bereits erwähnte upgrade mit Salz, Pfeffer, Schlagsahne und Basilikum. Die grellgrüne Farbe des Spinats bleibt ein Geheimnis des Lieferanten und dürfte aus frischen Zutaten am heimischen Herd nicht zu mischen sein, wird aber gerne genommen, da später auf dem Teller eine spektakuläre Farbpalette er erwarten steht.

Sobald die Kartoffeln den Probestich mit der Gabel mit der Rückmeldung „fast fertig“ quittieren, wird eine große Pfanne mit etwas Butter und Sonnenblumenöl für die Eier erhitzt. Heute kommt die Variante „ Spiegeleier mit krustigem Rand“ zum Zug. Das Bratfett wird sehr stark erhitzt, dann kommen schnell hintereinander die Eier dazu, die sofort kräftig brutzelnd braten und spritzen und Luftblasen bilden.

Dadurch werden die Unterseite und die Ränder schnell braun, während die Dotter nach wie vor weich und flüssig sind. Nach Fingerspitzengefühl schaltet man irgendwann die Hitze herunter, ab jetzt dürfen die flüssig gebliebenen Teile des Eiweiß und die Dotter langsam und gleichmäßig bis genau zu dem Punkt mehr stocken als braten, an dem man seine Spiegeleier am liebsten isst. Also nicht alles von unten durchgrillen, das wird sonst eine zähe Angelegenheit.

Alternativ gäbe es die Variante „blonde Spiegeleier“, bei der man das Fett nicht so weit erhitzt und den Herd direkt nach Einlegen der Eier in die Pfanne herunterschaltet. Die Eier stocken von unten nach oben etwas gleichmäßiger als bei der zuvor geschilderten rustikalen Methode. Alles eine Frage der Vorlieben.

Gewürzt wird heute an den Eiern nichts, wir haben ja den Spinat, die Salzkartoffeln und die Gewürzbutter. In anderen Fällen hätte man wenigstens Salz und Pfeffer genommen, vielleicht auch ein paar Würfel Speck oder Zwiebel- und Gemüsewürfel vor den Eiern in die Pfanne gegeben und eingearbeitet, bei einem deftigen Frühstück beispielweise.

Die Eier sind so weit, die Kartoffeln sind Gott sei Dank noch warm und der Spinat hat auch die Hitze gehalten. Es wird angerichtet und sofort serviert:

Die Blüte und die Walnüsse auf dem Bild sind natürlich eigens für diesen Bericht zugefügter Schi-schi, aber das Auge hat schließlich auch Hunger. Wir waren nicht so sicher, ob man Mittagsblumen essen kann und haben sie nach der Aufnahme wieder entfernt, aber Kresse- oder Gänseblümchenblüten wären schon eine wenigstens optische Bereicherung gewesen. Quer über dem ganzen ist noch eine Streuspur einer aus geröstetem Sesam, Speckpulver, geschrotetem Koriander und Salz selbst irgendwann einmal hergestellten Gewürzmischung zu sehen, die sich währen der Zubereitung auf dem Gewürzregälchen fand. Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass es gut ist, immer irgend etwas in dieser Art auf Vorrat und zur Hand zu haben. Das macht hier heute zusammen mit der Gewürzbutter den Unterschied zu nackten Spiegeleiern mit nacktem Spinat und nackten Kartoffeln.

Schmerzhaft bleibt noch zu erwähnen,  dass für genau diese Zutatenzusammenstellung geeignete Teller erst noch erfunden werden müssen. Unsere Suppenteller wären zu klein gewesen, auf unseren flachen Tellern ist es schwer Eier, Kartoffeln und Spinat so anzurichten, dass nicht alles formlos ineinander gleitet. Segmentteller? Och nö, sieht selbst für Kantina Karantena zu sehr nach Kantine aus.

Kantina Karantena (9)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 9
(11. September 2020)

Heute Besuch von der Polizeistreife erst gegen 16:30 Uhr am Nachmittag. Wieder nur ein Beamter.

Der Tag vergeht unaufgeregt. Ein Nachbar reicht köstliche Birnen und reife Pflaumen über den Zaun in die Sperrzone. Nachdem der Weingarten wie gestern berichtet fürs Erste versorgt ist und der Naturrasen nicht mehr so stürmisch nachwächst und kaum noch gemäht werden muss, bleibt jetzt auch Zeit für künstlerische Hobbys wie Farbholzschnitte und Chorarrangements. In den „Schweinestall-Studios“

entsteht eine „Alte Brücke, Frankfurt am Main“ (im winterlichen Dunst) als 6-farbiger Druck und wird gerne vorgestellt sobald er fertig ist. Aktuell sind 3 Platten geschnitten, von denen ein Probedruck schon einmal so aussieht:

Was die Chorarragements betrifft, darf sich der Heinrich-Heine-Chor Frankfurt für den Wiederbeginn der Probenarbeit in kleinen Teilgruppen nach der Corona-Pause unter anderem auf eine Männerchorfassung der „Ballade von den Seereäubern“ freuen, oder besser, er möge sich schon einmal darauf einstellen: „O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh!“

Nach getaner Arbeit gibt es abends ein improvisiertes Essen aus verschiedenen Zutaten, die vorrätig sind, aber mit Bedacht kombiniert werden.

Maultaschen mit Tomaten-Paprika-Ragout 

Die Maultaschen (aus dem Supermarkt) in der Pfanne in Butter bräunen. Dabei Salbei mitbraten bis er knusprig ist.

 Für das Ragout:

  • Knoblauch,
  • klein gewürfelte Paprikaschoten,
  • klein geschnittene Tomaten

in Olivenöl anschwitzen. Mit

  • Salz, Pfeffer, Chiliflocken und
  • Anis aus der Mühle

würzen,

  •  Thymianzweige

zugeben und das Gemüse weich köcheln. Vor dem Servieren frischen

  • Basilikum und
  • Olivenöl

dazu geben. Nach Belieben mit

  • etwas Essig

abschmecken. Der Essig gibt dem Gericht eine frische Note im Fall, dass die vollreifen Tomaten zu süß sein sollten. Man kann auch einen größeren Schuss Essig zugeben und ein richtiggehend süß-saures Gemüse bereiten. Uns ist heute versehentlich der Essig „ausgerutscht“, das Resultat war an diesem sehr heißen Spätsommernachmittag überraschend erfrischend.

Die in gefällige Stücke geschnittenen Maultaschen auf dem Gemüseragout anrichten, die Salbeiblätter mitservieren.

Kantina Karantena (8)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 8
(10. September 2020)

PK heute um 11:45 Uhr, wieder nur ein Beamter. Man hat jetzt soviel Vertrauen in unsere gute Quarantäneführung, dass sich einer alleine hertraut.

Nach dem gestrigen melonistischen Rundumschlag gibt es heute nur wieder kalte Platte, Handkäse mit einem großen Salat, tagsüber Reste der letzten Tage. Vor allem die Suppe schmeckt am zweiten Tag noch eine gute Umdrehung besser.

Den schon früh sehr heißen und vollsonnigen Vormittag verbringen wir im Schatten der Reihen unseres kleinen Weingartens und kappen alle Triebe 4-5 Blattansätze hinter den Fruchtansätzen. Einer der Nachbarn kommentiert: „Ihr habt ja genug Zeit“, wir aber hoffen, dass die im Vergleich zu den Vorjahren jetzt noch sehr grünen und gesunden, verbleibenden Blätter alles was sie akkumulieren und mobilisieren mehr in die Trauben einlagern, statt Nährstoffe an die üppigen Ranken zu verschwenden, die im kommenden Frühjahr ohnehin zurückgeschnitten worden wären.

Vor dem Schnitt reichte der Wuchs weit über die oberen, nun blanken Drähte.

Was der „Ihr habt ja genug Zeit“-Nachbar zu der Tatsache gesagt hätte, dass wir (oder besser die liebe Frau) täglich die Trauben und auch einzelnen Beeren durchschauen, um schon 3 Wochen vor der voraussichtlichen Lese auffällige Objekte zu entfernen, steht auf einem anderen Blatt.

Danach haben wir heute ausnahmsweise ein wenig Zeit für wir die Beantwortung der Leserpost.

„Wie? Frische Gurken oder saure Gurken?“
Lieber KW, in unseren Kartoffelsalat hätten sowohl als auch gekonnt. Saure würden wir eher in einen mit Majonaise oder creme fraiche gebundenen Kartoffelsalat geben, der in Richtung Remoulade mit Kartoffel drin geht, frische eher in einen nur mit Essig-Öl-Vinegrette zubereiteten „salatigen“ Kartoffelsalat.

Avocados hattet ihr auch dabei?“.
Ja.
„Avocado, …. wachsen die bei Euch?“.
Nein.

„Müsst ihr dort sein oder habt ihr euch freiwillig zurückgezogen?“.
Aus der grundsätzlichen Ebene fragen wir das uns manchmal auch und haben nie eine richtige Antwort. Es macht auch nach beinahe 20 Jahren noch Spaß, an den Häusern und auf dem Grundstück zu werkeln und die 100 Weinstöcke entschleunigen unser Leben ungemein, weil sie sich von nichts drängeln lassen. Aber wir wollen auch nicht gerade das ganze Jahr hier sein und reisen oft zwischen Ungarn und Frankfurt hin und her, was irgendwann zu lästig werden wird.  Über die politische Situation im Land brauchen wir nicht zu sprechen. Die kommt hier zwar auf dem Dorf nicht zum Tragen, aber komplett ausblenden lässt sie sich eben auch nicht.
Wenn man die Frage nur auf die Quarantäne bezieht ist es etwas einfacher: Ja, wir sind freiwillig hier und wussten vorher um die Quarantäne. Das war die Bedingung für die Einreise, sonst wäre die Grenze für uns dicht gewesen und wir hätten nicht selbst Wein lesen können. Dann lieber Quarantäne.

„Auf die Tomaten des Nachbarn wär‘ ich gespannt. …ich versuche immer noch den französischen TomatenWowgeschmack wiederzufinden.“
Bitte:

Am Nachmittag treibt die Quarantäne erste übermütige Blüten. Der Vorschlag, auf unserem Gelände eine Wanderung zu machen, wird mit der Albernheit gekontert, man könne ja dann auch gleich ein Autorennen veranstalten. Groß genug sind unsere Ländereien in jedem Fall und haben auch schöne Kurven. Wir finden aber leider keine schwarz-weiß karierte Fahne und Boxenluder dürfen derzeit nicht aufs Grundstück. Wir begnügen uns mit der gegenseitigen Versicherung, dass wir mit möglicherweise noch weiter fortschreitendem Alter alles werden wollen, nur bitte nicht langweilig. Das Rennen fällt aber trotzdem aus.

Am Nachmittg nimmt ein Bekannter vom anderen Ende des Dorfes noch Bestellungen auf für Einkäufe am Freitag. Er fährt dann regelmäßig auf den Wochenmarkt im nahen Bonyhád, auf dem es noch eine ganze Reihe privater Verkäufer gibt, die sich mit dem Verkauf von ein paar Tüten getrockneter Bohnen, Honig in Gläsern, etwas frischem Obst und Gemüse nach Jahreszeit ein paar Forint hinzuverdienen. Wir lassen uns 1 Kilogramm Walnußkerne mitbringen, die sich prima statt Pinienkernen in Pesto einarbeiten lassen (darauf kommen wir zurück, es gibt da eine Idee). Aus dem Supermarkt bestellen wir aufgeschnittene Salami und 10 Eier. Der Bekannte fährt auf dem Weg auch bei einem kleinen Betrieb vorbei, auf dem Obst angebaut wird und es eine Lohnbrennerei für Schnaps gibt, aber auch etliche Sorten selbst gekelterten Weins, der landestypisch in selbst mitgebrachten Plastiktanks abgeholt und meist nicht in Flaschen abgefüllt wird. Unsere Bestellung lautet auf 5 Liter rajnai rízling, den wir derzeit bei den Weißen aus dem verfügbaren Sortiment am meisten schätzen. Alternative wären Mädchentraube, Welchriesling und Veltliner, unsere Vorlieben wechseln. Der rajnai rízling ist wörtlich übersetzt ein Rheinriesling, aber ob es sich tatsächlich um die gleiche Sorte handelt, die bei uns am Rhein wächst, müsste mal beispielsweise ein Bacharacher Winzer oder Zecher verifizieren.

Mit diesen Einkäufen können wir dann ab morgen in Speisekammer und Getränkekühlschrank völlig hemmungslos ins Volle greifen, wo doch auch noch nicht einmal die Hamsterkäufe aus Frankfurt und Bruck ernsthaft angeknappst sind.

Um in den Lagern für etwas Entlastung zu sorgen gibt es am Abend den angekündigten Handkäse. Den haben wir als Vorrat natürlich aus Frankfurt mitgebracht und etwas reifen lassen, weil wir ihn ganz gerne an der Zumutbarkeitsgrenze einnehmen, kurz bevor er auch als Heilmittel bei akuter Geruchslosigkeit verwendet werden kann. Wir legen ihn nur in etwas von dem Apfelsaft ein, den wir im vergangenen Jahr aus eigenen Äpfeln haben pressen und in 5-Liter-Schläuche füllen lassen. Dazu eine Kleinigkeit Öl, ein paar klein geschnittene Lauchzwiebeln und reichlich Kümmel. Mehr wäre weniger. Und Essig ziemlich abwegig, das richtet schon der Apfelsaft.

Dazu gibt es einen gemischten Salat, aus Tomaten, Resten von der grünen Bohne und Radicchio. Wenig Essig, genug, Öl, Salz und Pfeffer sind als Dressing eher informell direkt über das Grünzeug gegossen und vermengt.