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2001: "I can hear music": Ein Chor in 40 Seelen

 
Anmerkungen zu den Programmpunkten in alphabetischer Reihenfolge:

Alevanta te. In diesem Stück wohnt ein mexikanisches Gefühl von Liebe und Leidenschaft. Die einem volkstümlichen Mariachi-Lied entlehnte Melodie wurde von dem mexikanischen Komponisten Manuel Ponce in einem klangsüchtigen Stil verarbeitet, dem „Der CHOR“ gerne nachkommt.

And so it goes. Das 1989 von Billy Joel komponierte und gesungene Stück wurde von ganz unterschiedlichen Interpreten gecovert. Sie hören heute von der Gruppe „8 vor 8“ die weibliche Antwort auf die Version der King's Singers.

Der Chor Frankfurt: Szenenbild 2001April is in my Mistress’ Face. Der um 1600 in England wirkende Thomas Morley will uns in seinem Madrigal weis machen, dass die Liebe der Frauen wie die vier Jahreszeiten ist: im Gesicht tragen sie den Frühling, in den Augen den Juli, im Busen den September, „but in her heart a cold December“. Dank Sigmund Freud wissen wir, dass die Sache nicht ganz so einfach ist und die Theorien des Morley’schen Textdichters überwiegend überholt sind. Bleibt also das unbeschwerte Vergnügen an der wunderbaren Musik.

Because. Das im letzten Programm als „neues Juwel in der Lennon/McCartney-Krone des CHORs“ angekündigte Stück reiht sich wunderbar in das „I can hear music“-Programm.

Der Chor Frankfurt: Szenenbild 2001Bordoneo. Europäische Erstaufführung? Wer weiß. Das von Vicente Emilio Sojo aus Venezuela geschriebene Stück kam 1996 in einer handschriftlichen Fassung aus der Materialsammlung der Leiterin der UN Singers in New York in unseren Besitz. Ein wohlgelauntes folklore-gefärbtes flottes Tänzchen, voller typisch lateinamerikanischer Anklänge, ein Stück mit überwiegend instrumentalem Charakter.

Can you feel the love tonight? Für das Happy End des Zeichentrickfilms "König der Löwen" gesungen und komponiert von Elton John. Für 4-stimmigen Frauenchor gesetzt und einstudiert von Thomas Schnabel. Solo-Strophen Nina Rózsa und Viola Papanikolaou.

Esti dal (Ungarisch für Chorsänger I). Ein „Rückkehrer“ aus dem 1993er Programm des CHORs: ein Abendlied mit Musik von Zoltán Kodály. Melodie und Harmonik sind in einer fast unerklärlichen Weise anrührend.

Happy Jack. Hits von ”The Who” als Chor-Musik? Well, wir wissen nicht was Pete Townshend oder John Entwhistle dazu gesagt hätten. Wir wissen aber, dass uns dieses „Happy Jack“ in dieser Fassung absolut happy macht. Was kommt als nächstes? „Pictures of Lilly“, “I’m a boy”, “Substitute”, “My generation”??? Für Spätgeborene: wir befinden uns irgendwo in der Zeit vor und um 1970.

Happy together. Dieser Ohrwurm der “Turtles“ schrie förmlich nach einer CHOR-Bearbeitung, wir haben das Flehen erhört.

I can hear music. Die Beach resp. Quietsch-Boys auf dem Höhepunkt ihrer Surf-Seligkeit: klarster Männer-Gesang in höchsten Lagen. Der Chor kontert mit einem gemischt besetzten Solo-Ensemble. Dabei ist die „orange Gruppe“ entstanden, die dann noch weitere Aufgaben im Programm übernommen hat.

Ich hab die Nacht geträumet. Der schwarzgefärbte Klecks auf der Gefühlspalette des heutigen Abends. Text und Melodie gelten als „überliefert“ und sind seit etwa 1775 nachgewiesen. Das Stück taucht in (Volks-)Liedsammlungen auf und wurde oft mit folkloriger Gitarrenbegleitung interpretiert. In der „CHOR“-Version wird die Melodie choralartig bearbeitet und in einem eher konventionellen, aber harmonisch sehr freiem Satz durch die einzelnen Stimmen des Chores geführt.

It’s my party. Wer erinnert sich nicht? Lesley Gore erreicht im Mai 1963 mit diesem Stück Platz 1 der US-Charts. Party-Stimmung allerorten. Die weltberühmten Komponisten/Texter Herb Wiener, Wally Gold und John R. Gluck jr. auf dem Zenit ihrer Laufbahn. Logisch die Bearbeitung für 4-stimmigen Frauenchor des unvergessenen Stefan Kalmer, die sie heute Abend hören.

Jamaica farewell. Ein Paradefall des Prinzips “weniger ist mehr“. Wie bei genialen Koch-Rezepten: eine hochwertige Zutat (eine schlichte, eingängige Melodie), ein paar wenige Geschmacksingredienzien (Gitarren, ein eingängiges Arrangement). Harry Belafonte hat das Stück mehrfach aufgenommen: mal jazzig, mal poppig, mal rockig, mal reggae-ig. Heute eine Transkription seiner Version mit dem opulentem Latino-Feeling.

Juramento. Der kubanische Sänger und Komponist Miguel Matamoros schuf Text und Melodie für diese schmachtende Liebesklage. Während der Vorbereitungen für dieses Programm war es im Verlaufe eines Jahres nicht möglich, aus den USA oder Kuba eine Originalaufnahme mit Matamoros oder gar Noten des Stückes zu organisieren, trotz Internet und „Buena-Vista“-Hysterie. Abhilfe schuf eine Aufnahme des mexikanischen Quartett „Voz en Punto“, die eine Chor-Bearbeitung von Electo Silva (Kuba) auf CD gesungen haben. Der CHOR singt eine Transkription dieser Aufnahme.

Kiss from a rose. Die Ballade im ruhigen ¾-Takt wurde 1994 gesungen und komponiert vom Sänger „Seal“ und in diversen Filmen (z.B. "Die unendliche Geschichte 3") verwendet. Der 4-stimmige Frauenchorsatz stammt von Thomas Schnabel.

This wheel’s on fire. Eine Wiederaufnahme aus dem 1994er Programm “Der CHOR in Flammen“. Text und Musik stammen von Bob Dylan. Bekannt wurde das Stück allerdings durch eine Fassung der heutzutage nun leider zu Unrecht gar nicht mehr bekannten Julie Driscoll und der sie begleitenden „Brian Auger and the Trinity“. Das war damals fast Avantgarde.

Túrót eszik a cigány (Ungarisch für Chorsänger II). Zoltán Kodálys Stück ist in der Chor-Szene bekannt wie ein bunter Hund, allerdings singt man es außerhalb des Herkunftslandes gerne in Übersetzungen wie „Topfen der Zigeuner kaut“ (was eine einigermaßen genaue Übertragung der Titelzeile ist). Der CHOR hält heldenhaft wie immer die Originalfassung mit Textelementen wie „még azt mondja pofon vág, vágja biz a nagyapját“ aufrecht und versucht beim Ritt durch die Partitur nebenher noch alle vorhandenen Noten aufzulesen. 

Weep o mine eyes. John Bennett’s “Madrigal à 4” von 1599 geht zu Herzen: jemand will sich im Strom seiner durch Liebeskummer erzeugten Tränen selbst ertränken. Zeitlos.

Wir wollen niemals auseinandergehn. Heidi Brühl nach 11 Jahren wieder im Programm des CHORs, die 3-stg. Fassung von 1990 ergänzt um eine „weichgespülte“ Tenorstimme. 

 

I can hear music

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Konzertplakat 2001

 

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