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"Auf Collage" - Der CHOR mischt auf

 

Anmerkungen zu den Programmpunkten in alphabetischer Reihenfolge:

Bürgerlied. Das Polit-Deutschfolk-Traditional in neuem Gewand, abgestaubt, ohne Marschstiefel, die roten, gelben Kragen neu gesteckt und sieh und höre da: ein pfiffiges Stück Text und Musik mit Esprit und kaum erhobenem Zeigefinger

Burning down the house. Die Kloppernummer von Talking Heads, ein Experiment für die CHOR-Männer-Chorusline und Alabama Suitcase.

Der Chor Frankfurt: Szenenfoto 1999

Szenenfoto 1999

Eiwer kennd schon'n Monn, deäwo?" (vormals: "Great pretender") - getextet vom Leben und einstudiert von den Interpretinnen. 

Elija Rock. Ein Traditional in der Fassung von Jester Joseph Hairston, Arrangement Thomas Schnabel, es singen die "Schnabeltiere".

Ene mene miste/Eins, zwei, drei, vier Eckstein. (Hommage an Zoltán Kodály) - wegen des einschlägigen Textes (aber was ist eigentlich ein "Eckstein"?) nach Höchst und in das Programm zurückgekehrt, aber auch weil die Frauen es so gerne singen und die Männer gerne zuhören. 

Falú végén faragnak az ácsok. Das ungarische CHOR-Stück des Jahres: vom Ortsrand hört man das Sägen und Hämmern der Zimmerleute auf einer Baustelle, die Musik klingt allerdings mehr nach fliegenden roten Stiefelchen, Kesselgulasch und Pusztazauber.

Il est bel et bon. Auch hier geht's um Haus und Hof, wenn auch in völlig anderem Sinne: wer füttert die Hühner, wer kümmert sich ums Saubermachen? Klar, der "schöne und gute Mann", worüber sich die Dame des Hauses und die Poularden mehrstimmig freuen, ein Chorstandard aus dem 16. Jahrhundert n. Chr., einem Herrn Passereau zugeschrieben oder in einem Ort gleichen Namens gefunden.

It's raining men. Musik und Text von Paul Jabara und Paul Shaffer in einer Version der Weather Girls aus dem Jahre 1982, Arrangement Thomas Schnabel, es singen die "Schnabeltiere".

Der Chor 1999: Szenenfoto (Languir me fais)

Der Chor 1999: Szenenfoto (Languir me fais)

Languir me fais. Wer will noch glücklich verliebt sein, wenn das Unglück so himmlisch klingt und in so schöne Worte gefaßt ist: "Autre dame ne quiere, plus tost mourir, que changer ma pensée"? Das hat vor mehr als 300 Jahren auch schon ein gewisser Claudin de Semisy so gesehen und sein Allerbestes gegeben, um dies zum Ausdruck zu bringen.

Marmor, Stein und Eisen bricht. Eine Wiederentdeckung aus der eigenen CHOR-Geschichte, der Drafi-Deutscher-Dauerbrenner befindet sich seit 1990 im Repertoire, wurde aber nur in jenem Jahr für ein richtiges Abendprogramm nominiert. Danach trat das Stück immer mal wieder zu eher kleineren oder informellen Anlässen (Hochzeitsständchen usf.) in Erscheinung und drohte Ende der 90er in die Kategorie "nicht mehr singbar, weil zu oft ungeprobt am Ende von langen nächtlichen Feiern mißbraucht" abzurutschen. Wir haben es im vorigen Jahr für das hörende, nichttrinkende Publikum gerettet. Erste, erfolgreiche Wiederbelebungsversuche fanden zuletzt in Weilmünster, Bockenheim und Weikersheim statt. Das Stück ist jetzt soweit rehabilitiert, daß wir uns trauen, es auch im "Neuen Theater" zu singen.

Our house. Wer es gerne kitschig mag, wird voll auf seine Kosten kommen, Graham Nash von "Crosby, Stills and Nash" gab 1970 die Steilvorlage für das 1998 enstandene und heute offiziell erstaufgeführte Arrangement für Männerchor und "uah uah uah"-Frauenbegleitung. 

Preßlufthammer Bernhard. Keine Steilvorlage, sondern ein genialer, wenn auch sicher nicht absichtlich gespielter Querpaß der norddeutschen Gruppe "Torfrock", den der CHOR mindestens so souverän und unhaltbar in das weit offene Tor zum "Collage/Baustelle"-Programm einschiebt wie Jan-Aage Fjörthoft den Fuddelpaß von Christof Westhertaler zum alles entscheidenden, erlösenden und unsterblichen 5:1 der nun-doch-nicht-abgestiegenen Eintracht gegen den 1. FCK. Und was für ein Text: "Jeden Tag hol ich den Hammer aus der Kammer und mach Krach".

Szenenfoto 1999: "Räp Kacha" oder "Tenor in red"

Szenenfoto 1999: "Räp Kacha" oder "Tenor in red"

Räp Kaacha. Weil kein Sponsoringangebot der ach so ähnlich klingenden Firma vorliegt, können und wollen wir deren richtigen Namen noch nicht nennen, auch ist unklar, ob dieses Stück im definierten Sinne des Wortes ein "Rap" ist, weswegen es ja auch "Räp" heißt. Eins ist sicher: stellenweise wird sehr viel Text mehr schnell rhythmisch gesprochen als gesungen, während ein durchgängiges unveränderliches "Riff", auf welches das Gesamtarrangement gelegentlich aufläuft, unterlegt ist. Hören Sie schnell und genau hin! Wir geben uns alle Mühe, die Silben vollständig und bevor sie von der jeweils nächsten überholt werden, bis vor Ihr Ohr zu bringen.

Textprobe: 
"Helm Axt Sand Tür Steine Mörtel Fugendübel Stemmeisen Beißzange Flacheisen Reißzange Bier Sand Draht Wurst Mutter Raupe Stich und Solber Ringeisen Eisenkorb Knitterflansch Quetschdichtung au au au ein Pflaster"

Under the boardwalk. Musik und Text von Arthur Resnick und Kenny Young in einer Version der Drifters aus dem Jahre 1964, es singen die "Schnabeltiere". 

Wer will lustige Handwerker sehn? Ein Ergebnis der ersten brainstorming-Runden zu der "Baustellen/Klangbausteine"-Idee. Das Kinderlied im programmgemäßen Baustellen-Design: zerlegt in seine Melodie-, Rhythmus- und Textgrundbestandteile, mehrfach auf wundersame Weise neu zusammengefügt.  

Yer, vous n'estes qu'un villain!". Ein Beitrag zur Collage von Claude Debussy, die impressionistische Klangschilderung der wenig liebenswerten Seiten des Winters: Eis, Wind, Schnee.

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Konzertplakat 1999

 

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