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Vom Königsee zum Palmenstrand

 

Beatles und Biedermeier
"Der Chor" stellt sich in der Brotfabrik vor

Alexander Ullmann, Frankfurter Rundschau

Max liebt Jeany, der Bergbauernsohn die Tochter des Batzenbauern, sie hat ihn schon einmal angelächelt. Max ist verklemmt. Und doch hat er schon zweimal ihre Hand gehalten. Bald kam der Frust. Er gibt nicht auf. Dann gibt er auf. Noch später sucht e das Weite. Zum Schluß läuft er uns in Hawaii über den Weg.

"Ein Chor legt los", Stichwort für den ersten Auftritt des 1990 inn Frankfurt gegründeten Gesangsensembles "Der Chor", der in der Hausener Brotfabrik sein Programm "Vom Königsee zum Palmenstrand" exzentrisch/extrovertiert präsentierte.

Zwei Stichworte: "Entertainnment", mit und um Musiik, nein, nicht gerade ein Spektakel, sondern "kreativer Übermut": Das führt in die In-Richtung: revuehaft angedreht (man hat ein "Nummerngirl"), halbszenisch ins Geplänkel, Faxen, Kalauer; leicht, nicht seicht gemacht.

Der Dirigent, Wolfgang Barina, springt in die Luft, das war der erste Einsatz: "Can't buy me love", der "Chor" singt das locker aus der Hüfte und stellt sich schon auf die nächste Nummer ein, "Es läuten die Glocken vom Königsee", das hat was und das Publikum macht gerne mit und freut sich schon auf noch so einen Dauerbrenner, der kommt dann pünktlich, "I'm a a believer",, die 60er Jahre lassen grüßen, aber auch das Biedermeier, "Wer klopft an meine Tür?".

Das alles hat Konsequenz, kommt geschlossen und ist ausdrücklich publikumswirksam. Auch dann, wenn einzelne Chorsänger sichtlich Mühe haben, ihre eigene  Heiterkeit - Gag für Gag - zu unterdrücken. (Sowas spielt man doch, bittesehr, ohne eine Miene zu verziehen.) Ebenso sollte man sich das Notenblatt in der Rechten verkneifen: Innerhalb einer Szenerie, die so deutlich auf Show hin angelegt ist, agiert man doch freihändig/auswenig.

Kurz, all dies war erfrischennd unprofessionell, hatte Schwung und blieb dabei stressfrei. Man läßt es sich gefallen, läßt sich von der "Heck-meck"-Aktion gerne tragen und applaudiert auch noch euphorisch. Ein harmloser, ein amüsanter, ein entspannter, liebenswürdiger Abend,

      
Liebeskummer verschlägt armen Max nach Hawaii

Andreas Bomba, Höchster Kreisblatt (28.6.1990)

"Vom Königsee zum Palmenstrand". Eine Revue in der Brotfabrik. - Konzerte, so auch Chorkonzerte, sind ein Ritual. Mit der monotonen Abfolge einstudierter Stücke ein Publikum langweilen - nein, das will "Der Chor" bestimmt nicht. Also geht man - der ebenso unverbindliche wie selbstbewußte Name wird Programm - dahin, wo sonst nie ein Chor auftritt.

"Vom Königsee zum Palmenstrand" brachte das Publikum in der Hausener Brotfabrik schier aus dem Häuschen. Eine Revue, in der die Liebe dem Bauernburschen Max allerhand bietet; seine Angebetete Jeanny verschmäht ihn, bis er sich aus Frust und Flucht  in Hawaii wiederfindet ...

Natürlich wurde das haarscharf an der Banalität vorbeizielende Programm  erst nachträglich erfunden,  um die Stücke, die "Der Chor" in halbjährigem Spaß und Eifer erarbeitet hat, zu einem Märchen in "15 Chorbildern" zusammenzufassen: einem von deftigen Versatzstücken kolpotierten Traum von Sonne, Urlaub und Entspannung an entfernten Gestaden.

Alte Madrigale, Songs der Beatles und Beach Boys, auch ein witziger, von Dirigent Wolfgang Barina selbst erfundener "Lufthansa-Cocktail" werden übermutig, locker und ohne professionelle Ambitionen über die Bühne gebracht.

Papptafeln und Kurzlesungen bringen die Handlung voran, das Publikum entspannt sich beim Bier, die zahlreich anwesenden Kleinkinder kreischen vor Vergnügen und Hitze, die ca. 40 Mitwirkenden (mit entlegensten Garderobe-Stücken bekleidet) können sich das Lachen selbst nicht verkneifen.

Fazit: Entertainment, Show, Gelassenheit. "Der Chor" schwimmt auf der Woge der Zeit.

 

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